• d.i.b.
  • Über uns
  • Beiträge
  • Beiträge AWC
  • Newsletter
  • Bibliothek
  • Suche
Tatjana / Bild: Dmitry Zhilin+freepik.com

Lettland: Kein Knast für Tatjana, die Briefaktion

Den Menschenrechten stehen Menschenpflichten gegenüber

English version

Liebe Freundinnen und Freunde,
schon im ersten Artikel1 zum Fall der unschuldigen Studentin Tatjana Andrijeca aus Riga, der eine lebenslange Haftstrafe droht, haben wir geschrieben: Es gibt Möglichkeiten, selber was zu tun.

Weiterlesen …

Nein zum Green New Deal

Ein notwendiges Buch – rezensiert

Die Klimakrise gefährdet die Biosphäre der Erde, den Weltfrieden und die Existenz der Menschheit. Sie ist deshalb das weltbürgerliche Thema schlechthin. 
Alle im Bundestag vertretenen Parteien meinen, durch technologische Innovationen und einen Green New Deal die Klimakrise in den Griff bekommen zu können bei fortlaufendem Wirtschaftswachstums. Die Wirtschaft müsse nur eben „grüner" werden.

Weiterlesen …

Wie es die anderen sehen

Ein bemerkenswerter Aufsatz bei medico international

Spätestens seit Fridays for Future und deren Sicht des bedrohten Planeten Erde sind Vokabeln wie "global", "global citizenship", "global governance" u.ä. immer wieder zu sehen und zu hören. Die Begriffe scheinen Konjunktur zu haben. Sie meinen in der Regel eine eher vage Richtung, ein vages Ziel, allerdings oft entschieden und überzeugt skizziert.

Weiterlesen …

images/bilder/DSCF0253.jpeg

Für immer Aliens?

Zur Situation der "Nichtbürger/-innen" in Lettland

Auf wenige Tage genau vor 10 Jahren reiste die damalige 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V., Ingrid Schittich (†2017) nach Riga, der Hauptstadt Lettlands. Jelena L. – seit ein paar Monaten AWC-Weltbürgerin – hatte sie eingeladen.

Ingrid Schittich machte die Menschenrechtsverletzungen in Lettland zur Sache von AWC Deutschland e.V. und zu ihrer persönlichen Sache.

Weiterlesen …

Vergessene und wiederentdeckte Weltbürger/-innen

Ein Buchprojekt

Die kleine Textserie zu „Vergessenen Weltbürger/-innen" des Co-Autors Dr. Till Bastian ist den Mitgliedern von AWC Deutschland e.V. bereits bekannt. Diese Serie kann als Geburtsstunde des Projekts angesehen werden. 

Weiterlesen …

2020 – das war's

AWC-Weltbürger/-innen kommen zu Wort

 

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freundinnen und Freunde,

2020 war ein besonderes Jahr und wird weltweit tiefe Spuren hinterlassen.

Wir haben das zum Anlass genommen, unseren Mitgliedern ein gemeinsames Projekt vorzuschlagen: 2020 - das war's.

Jede*r sollte seinen Gedanken und Empfindungen dazu freien Lauf lassen - allerdings beschränkt auf 30 Wörter. Uns ist sehr bewusst, dass 30 Wörter eine echte Herausforderung sind, besonders nach diesem Jahr. Umso mehr freuen wir uns, dass wir 28 Zuschriften von Mitgliedern aus ganz Deutschland, Österreich, Lettland und Liberia (Afrika) bekommen haben.

Weiterlesen …

Keine Bundeswehr beim Kirchentag

Offener Brief von 72 Organisationen

"Der Frieden ist das Beste, was dem Menschen die Natur geschenkt hat"1.
Die Feststellung des römischen Dichters Silius Italicus  ist schon mehr als 2000 Jahre alt. In dieser pazifistischen Tradition beteiligt sich eine große Zahl meist überkonfessioneller Organisationen, darunter AWC Deutschland e.V., an einem Offenen Brief2.
 
Dieser Brief ist an an die Mitglieder des Präsidiums des Ökumenischen Kirchentags 2021 und an die Presse gerichtet. Er wendet sich gegen die Image-Werbung der Bundeswehr auf dem Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt.

Weiterlesen …

Atomwaffenverbotsvertrag: Ein Sieg der weltweiten Friedensbewegung

Atomwaffenverbotsvertrag tritt am 22. Januar 2021 in Kraft

Durch den jetzt gültigen Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen kann zugleich für alle Pazifist/-innen weltweit ein großer Etappensieg verbucht werden.
Mit Honduras ratifizierte kürzlich der letzte zum Inkrafttreten benötigten 50 Staaten diesen Vertrag über jedes Verbot des Einsatzes, des Besitzes oder der Entwicklung atomarer Waffen. Die Atommächte und die Bundesregierung weigern sich, dem Vertrag beizutreten, da die sogenannte „atomare Teilhabe“ unbedingt nötig sei, um z.B. Russland an einem Einmarsch in die EU zu hindern. Dieses strategische Relikt aus dem Kalten Krieg gehört zum gegenwärtigen sicherheitspolitischen Plan der Bundesregierung.

Weiterlesen …

Bastian: Atomwaffen-verbotsvertrag

Bastian, Till (2020): Schluss mit der "Nuklearen Telhabe" – Atomwaffen raus aus Deuschtland!

Inhaltliche Informationen:

In einem leidenschaftlichen Appell prangert der Autor die so feige wie verfehlte Atomwaffenpolitik der Bundesregierung an.

2020-10-27_bastian_atomwaffenverbot herunterladen

Widerständige Alte ziehen vors Bundesverfassungsgericht

Verfassungsbeschwerde wegen Atomwaffen in Büchel
Am vergangenen  Montag, 24.08. 2020, haben die Friedensaktivist/-innen der Gruppe „Widerständige Alte“ eine erneute Klage vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht.

 
Die Akteur/-innen in Karlsruhe                    Bild: Susanne Großmann bei Flickr

Weiterlesen …

Bundesregierung spielt unrühmliche Rolle

Es ist Zeit für eine große, drängende Ungeduld in der Bevölkerung dieses Landes. Die Rede ist von der völlig inakzeptablen Weigerung der Bundesregierung, den Atomwaffenverbotsvertrag1 der UN vom 7. Juli 2017 zu unterzeichnen und sich an den laufenden Verbotsverhandlungen zu beteiligen.
Diese Weigerung, die – wie wiederholte Umfragen nahelegen – von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird, ist ein drastischer poltischer Skandal.

Weiterlesen …

75 Jahre Atombombentests

Ein trauriges Jubiläum

Während vor wenigen Wochen die Befreiung Deutschlands vom real existierenden Faschismus nach dem Zweiten Weltkrieg gefeiert wurde, scheint die Erinnerung an den ersten Atombombentest der Menschheit leider allzu schnell in Vergessenheit zu geraten.

Weiterlesen …

Bundesweiter Protest an den Rathäusern

Flaggentag am 8. Juli

Bei den vielen Rathäusern, die am 8. Juli in Deutschland "Flagge zeigten" – die Friedensbewegung spricht von über 300 – war auch die alte Verwaltungszentrale  der Breisgau-Metropole Freiburg. Die Rede ist von der Flagge der Mayors for Peace1 - der Bürgermeister/-innen für den Frieden.
 
                                      Am alten Rathaus Freiburg                                 Bild: Markus Weber
 
Mit Resolutionen, Informationsblättern, Unterschriftenlisten, einer Bombenattrappe, Lautsprecherdurchsagen und vielen persönlichen Gesprächen versuchten Mitarbeiter/-innen von neun Freiburger Vereinen und Initiativen2 mit gutem Erfolg die Aufmerksamkeit der Passanten auf ihre hauptsächlichen Forderungen zu lenken:

•    Die sofortige Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages von 2017
•    Den Verzicht auf neue atomare Trägerflugzeuge
•    Den Abzug der Atomwaffen aus Büchel


                                                                                                                                Bild: Markus Weber


                                                                                   Bild: Klaus Schittich
Nachdenkliches Erstaunen erregte dabei vor allem die Presseerklärung3 von Greenpeace vom Vortag, die vor dem Rathaus verlesen wurde. Im Mittelpunkt dieser Erklärung steht eine wissenschaftlich begründete Umfrage, die auf drastische Weise deutlich macht, welche erhebliche Kluft in der Frage der Atomwaffen zwischen der Bundesregierung und der Bevölkerung klafft:

Die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags durch die deutsche Bundesregierung befürworten 92 Prozent aller Bundesbürgerinnen und Bundesbürger.

Ein still gehaltener Skandal im Land, zu dem die Friedensbewegung in Deutschland weiterhin laut werden wird, spätestens wieder zu den Gedenktagen an Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August.
 
Der Freiburger Oberbügermeister übrigens ward an "seinem" Flaggentag weder vor/nach noch während der Veranstaltung gesehen.
 

1) Mayors for Peace [Wikipedia, deutsch]
2) Aufruf Freiburger Vereine und Initiativen zum Flaggentag
3) Greenpeace: Presseerklärung vom 07.07.2020

[Die AWC-Webredaktion dankt den Freundinnen und Freunden von Greenpeace in Hamburg dafür, dass sie uns die Presseerklärung als Pdf zur Verfügung stellten.]

Sumba: Vom Wissen zum Handeln

Weltbürgerlich-solidarische Praxis

Verantwortungsbewusstsein, solidarisches Miteinander und konkretes weltbürgerliches Handeln -  unter diesen Stichworten kann die Spendenaktion von AWC Deutschland e.V. für einen Trinkwasserbrunnen auf der Insel Sumba (Indonesien) zusammengefasst werden.
 
                                                                                     Bild: privat

Auf Vorschlag der 2. Vorsitzenden Brigitte Ehrich wurde diese Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule STKIP Weetebula bei der Jahreshauptversammlung von AWC Deutschland e.V. 2019 mit einer großen Mehrheit beschlossen.

In Eigenregie der Pädagogischen Hochschule wurde der erste Bauabschnitt Ende April bereits beendet. In einem weiteren Bauabschnitt soll der Trinkwasserbrunnen mit Wasserleitungen verbunden werden, mit deren Hilfe in naher Zukunft ein Selbstversorgungsgarten für die Studierenden entstehen soll.
 
                                                                                    Bild: privat
 
Brigitte Ehrich, im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit selbst einige Jahre vor Ort in Sumba, informiert im Folgenden über den Baufortgang und die weiteren Pläne:

Es wurde bereits ein 90 m tiefer Brunnen gebohrt; in etwa 45 m Tiefe stieß man auf eine reichliche Wasserader. Auf dem Bukit Celo, der höchsten Erhebung auf dem Campus, gibt es dadurch schon jetzt Wasser, und die Studierenden müssen es nicht mehr in Eimern bis zu 2 km weit herschleppen. Der Bukit Celo wird trotz aktueller Trockenzeit ergrünen: Zahlreiche Bäume werden wachsen, der Gemüseanbau wird von den weit besseren Bewässerungs-möglichkeiten profitieren. Gemeinsam mit unseren sumbanesischen Freunden haben wir nicht nur zum Klimaschutz beigetragen, sondern auch Studierende aus finanziell schwachen Familien unterstützt, die sich durch Gemüseanbau ihr Studium finanzieren. So konnte weltbürgerliche Solidarität praktisch umgesetzt und gelebt  werden.

In einem persönlichen Statement dankt Dr.Till Bastian, 1. Vorsitzender von AWC Deutschland e.V., allen Spenderinnen und Spendern und erklärt zudem, warum die Spenden als eine Art „Wiedergutmachung“ für das  gesamte Biotop der Insel Sumba angebracht sind:

Alle, die in unserer Association of World Citizens (AWC) mitarbeiten oder mit ihr sympathisieren, können stolz sein: Auf der Sunda-Insel Sumba ist ein neuer Brunnen gebohrt worden – aus 45 Metern Tiefe sprudelt nun reichlich Wasser. Diese Bohrung erfolgte am 21. April – sie wurde möglich durch eine finanzielle Zuwendung unseres Vereins, die wir auf unserer Mitgliederversammlung im Herbst 2019 beschlossen hatten. Von einem eigens dafür eingerichteten (und mittlerweile wieder aufgelösten) Sonderkonto haben wir aus den zuvor dort eingelaufenen Spenden 4600.- € nach Sumba überweisen können. Diese ursprünglich so nicht beabsichtigte Überweisung (wir hätten das Geld lieber direkt übergeben!) war wegen der Corona-Pandemie nötig geworden, sie hat uns dann 32.- € gekostet, was ich für durchaus vertretbar halte.
Die rund 11.000 Quadratkilometer große Insel Sumba war früher auch als „Sandelholzinsel“ berühmt – die für diesen Namen verantwortliche reiche Vegetation führte aber auch zu einer rücksichtslosen Ausbeutung durch die von den Europäern veranlasste Waldrodung und zu den entsprechenden ökologischen Folgeschäden. Unsere Fördermittel sind also auch ein Stück Wiedergutmachung des im Zuge der imperialistischen „Globalisierung“ verübten Unrechts.
Weltbürgertum ist zunächst eine Frage der Emotionen (vor allem des globalen Zusammengehörigkeitsgefühls), bedarf aber der praktischen Konsequenz, um aktiv gelebt zu werden. Mit Erich Kästner gesprochen: „Es gibt nichts Gutes / außer, man tut es!“ In diesem Sinne bedanke ich mich bei Allen, die für die Brunnenbohrung auf Sumba gespendet haben, und nicht zuletzt bei Brigitte Ehrich, ohne deren Engagement das Projekt nicht hätte angepackt werden können.


Zum Anschauen:  Kurzvideo [privat]: "Das Wasser ist da."
                            Kurzbericht von der Baustelle [alle Bilder: privat]

Zum Nachlesen:   Webartikel vom 10.12.2019 (Projektstart)
                               Webartikel vom 10.03.2020 (Vortrag Überlingen)
                               Webartikel vom 25.03.2020 (B. Ehrich, Bericht)
 

 

Nauerth: Pazifismus in Zeiten der Seuche

Nauerth, Thomas (2020): Pazifismus in Zeiten der Seuche.

Inhaltliche Informationen:

Der Autor skizziert in seinem kurzen Text provokativ die Rolle einer Pazifist*in in Zeiten der gegenwärtigen Pandemie. 

2020-03-30_nauerth_pazifismus_zeiten_seuche.pdf herunterladen

 

Grenzgänge – Indonesien

Ein umfassend informierender und zugleich sehr persönlicher Bericht

Eine Trilogie nennt Brigitte Ehrich, 2. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V., ihren einladend strukturierten, facettenreichen Rückblick auf das ostasiatische Inselland Indonesien. Dort hat sie zusammen mit ihrem Mann über zwei Jahre lang in der Entwicklungszusammenarbeit gelebt und gewirkt. Beiden war ihre Arbeit dort zugleich ein Modell weltbürgerlicher Praxis.
 
Bild: Brigitte Ehrich
 
Scheinbar mühelos gelingt es der Autorin, auch einen schwer zu vermittelnden Aspekt eines solchen Zeitabschnitts aufleuchten zu lassen. Nämlich das Zurückkommen nach dieser Zeit in eine neue Fremde. Oder anders ausgedrückt die Begegnung mit sich selbst in einer Umgebung, die gern als Heimat bezeichnet wird. Diesem Aspekt widmen sich die ersten beiden, kürzeren Kapitel der Trilogie, das dritte handelt vom Land selbst, seiner Geschichte und seiner politischen Ökologie, seinen Tragödien, seinen Chancen.
 
>  Trilogie:
    Indonesien - Grenzgänge im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit.
    Teile 1 und 2
    Teil 3

ICC: Kein ruhiges Plätzchen für Menschenrechtsverletzer und Mörder

Ein Zwischenruf von Till Bastian

In einem kurzen Zwischenruf begrüßt der 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V., Dr. Till Bastian, die Absicht der Übergangsregierung des Sudan vom Februar 2020, das inhaftierte frühere Staatsoberhaupt Umar al Baschir an den ICC (Internationalen Strafgerichtshof) ausliefern zu wollen.
 
                                                 Umar al Baschir  
                                               Bild: U.S. Navy photo by Jesse B. Awalt/Released
>  Text   [Till Bastian: Kein ruhiges Plätzchen für Umar al Baschir.]

Gandhi als Weltbürger

Prof. Lang-Wojtasik als Redner in Indien

Unmittelbar nach seiner jüngsten Indienreise hat Gregor Lang-Wojtasik der AWC/online-Redaktion in dankenswerter Weise den Artikel "Gandhi als Weltbürger" zur Verfügung gestellt.

G.Lang-Wojtasik am Raj Ghat, der Verbrennungs- und Gedenkstätte Gandhis in Delhi.
Bild: G. Lang-Wojtasik

In seinem Beitrag geht  Lang-Wojtasik von seiner Ansprache in Baroda zum Republic Day am 26. Januar aus. Daran anschließend skizziert er einerseits Wesenszüge der politischen Situation in Indien heute und andererseits das lebendige, höchst aktuelle Erbe Gandhis.
Gregor Lang-Wojtasiks Artikel geht in einen Appell über:
Darin liegt die zentrale Botschaft des Mahatma (‚große Seele‘, ein durch den Nobelpreisträger Rabindranath Tagore verliehener Titel, den Gandhi zeit seines Lebens ablehnte):

Akzeptiere deine Wurzeln der Bodenerdung, bekenne dich klar zur Gleichwürdigkeit alles Lebendigen und versuche deinen Teil zur gewaltfreien Weltfamilie beizutragen!

Und hier liegt die Botschaft, an die wir uns als Weltbürger*innen stets erinnern dürfen und in diesem Sinne andere motivieren und für das Projekt der Weltgemeinschaft begeistern!

> zum Essay von Prof. Lang-Wojtasik

Peace Menorial: Friedenskultur in den der USA

Die US Peace Memorial Foundation ist ein Teil des anderen Amerikas

 
 
In einem kurzen Video (s.u.) stellt Dr. Michael Knox (Prof. em.) die Grundanliegen seiner Organisation vor:

1. das US Friedensregister
2. den US Friedenspreis
3. das US Friedensmonument

Die US Peace Memorial Foundation schreibt dazu weiter in einer Rundmail:

These endeavors help move the United States toward a culture of peace by recognizing thoughtful and courageous Americans and U.S. organizations that have taken a public stand against one or more U.S. wars, or who have devoted their time, energy, and other resources to finding peaceful solutions to international conflicts.  We celebrate these role models to inspire other Americans to speak out against war and to work for peace.
[Diese Bemühungen tragen dazu bei, die Vereinigten Staaten in die Richtung einer Kultur des Friedens zu bewegen, weil sie bewusst denkende und mutige Amerikaner_innen und US-Organisationen wahrnehmen und nennen, die sich öffentlich gegen einen oder mehrere US-Kriege ausgesprochen haben oder ihre Zeit, ihre Energie und andere Ressourcen für die Suche nach friedlichen Lösungen von internationalen Konflikten aufgewendet haben. Wir stellen diese Vorbilder heraus, um anderen Amerikaner_innenn Mut dazu zu machen, sich gegen den Krieg auszusprechen und sich für den Frieden einzusetzen.]                                           
(Übersetzung: K.Schittich)

> zum Video mit Michael Knox [6 min., auf Englisch]

 

Bäume für Sumba

Ein weltbürgerliches, solidarisches Projekt

Vor wenigen Tagen ist ein weltbürgerliches Solidariätsprojekt von AWC Deutschland e.V.. angelaufen:

Bäume für Sumba (Indonesien)

Als Ergänzung der ideellen Arbeit des Vereins hatte die 2. Vorsitzende Brigitte Ehrich den Vorschlag eines praktischen Projekts in die Mitgliederversammlung im November 2019 eingebracht. Die Mitglieder stimmten mit sehr großer Mehrheit dafür, dass der Verein das Projekt zu seiner Sache macht.
 
Auf dem Campus                                                                  Bild. Brigitte Ehrich

Jürgen Dornis, Brigitte Ehrichs Ehemann, hatte schon seit Januar 2015 in der Entwicklungszusammenarbeit am Aufbau einer Hochschule für Lehrerausbildung und Erziehungswissenschaften bei Weetebula auf der südostindonesischen Insel Sumba mitgewirkt.

Brigitte, durch ihre friedenspolitische wie friedenspädagogische Arbeit als Dozentin an der Akademie für Konflikttransformation beim Forum ZFD e.V. in Köln bestens vorbereitet, folgte Jürgen im April 2016 nach und übernahm dort leitende Aufgaben u.a. in der Vermittlung gewaltfreier Konflikttransformation sowie in der Entwicklung und Einführung eines entsprechenden Curriculums für die Lehramtsstudierenden.

Das Projekt selbst ist schnell beschrieben:
Der Verein wirkt dabei mit, dass hier in Deutschland Gelder für den Bau eines Brunnens und einiger Wasserleitungen auf dem Campusgelände gesammelt werden. Der Brunnen soll der Bewässerung einer Baumanlage dienen, die im Zusammenhang mit der gartenwirtschaftlichen Nutzung eines Teils des Campusgeländes steht.
 
Brigitte Ehrich und Jürgen Dornis, seit Februar 2019 aus Indonesien zurück, sind mit den leitenden Personen vor Ort sowie mit anderen Beteiligten weiterhin in direktem und stetigem Kontakt. Die daraus resultierende umfassende Sicherheit, dass Spendengelder ohne Verwaltungs- und Transferkosten in vollem Umfang dem Bau des Brunnens zugute kommen, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass AWC Deutschland e.V. dieses Projekt vertritt und herzlich um Spenden bittet.

Die Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Bitte darauf achten, dass mit einer Überweisung immer eine Postadresse der Spenderin bzw. des Spenders angegeben wird. Die Spendenaktion läuft bis 31.März 2020. Das Spendenziel beläuft sich auf EUR 4.500,–.

Das Konto:
AWC Deutschland e.V.
Projekt Sumba
IBAN DE46 6905 0001 0026 4471 28   / gegebenenfalls: BIC SOLADES1KNZ


Zum Weiterlesen:

 > Flyer zum Projekt

 

Tagung 2019: Klimakatastrophe und imperiale Lebensweise

Jahrestagung der Weltbürger*innen-Vereinigung AWC Deutschland e.V.

Die Jahrestagung von AWC Deutschland e.V. Anfang November in Freiburg verband traditionell das Treffen der Mitglieder aus ganz Deutschland mit einer öffentlichen Vortragsveranstaltung.
 

                                                Dr. Till Bastian                                                Bild. awc_de
Der Verein, der sein 15. Gründungsjubiläum feierte – er wurde 2004 in Überlingen am Bodensee gegründet – konnte erfreulich zahlreiche Zuhörer*innen zum Vortrag seines 1. Vorsitzenden Dr. Till Bastian begrüßen.

Der Vortragsabend an der Universität Freiburg wurde zusammen mit dem Eine Welt Forum Freiburg e.V. und der Immanuel Kant- Stiftung Freiburg veranstaltet.  Die Co-Sprecherin der Regionalgruppe Freiburg von AWC, Susanne Heuser, moderierte die Veranstaltung.
 
 
Dr.Bastian fasste an einer Stelle des Vortrags  seine Überzeugung in der provokanten Formulierung zusammen:

"Das „Erfolgsgeheimnis“ dieser unserer imperialen Lebensweise lässt sich pointiert so zusammenfassen: Uns geht es relativ gut, weil es sehr vielen anderswo auf dieser Erde richtig schlecht geht! Das gilt auch für die Folgen des Klimawandels, die zu bewältigen in einem reichen Land wie dem unseren natürlich sehr viel leichter fällt als in den verarmten Regionen der Südhalbkugel."
Der Vortrag ist als Text wie auch als Videodokumentation (s.u.) zugänglich.
 

Zum Nachlesen und Nacherleben:

>  der Vortrag von Dr. Tll Bastian als Text
>  der Vortrag von Dr. Tll Bastian als Video

Links zu den Mitveranstalter*innen des Vortragsabends:

>   Eine Welt Forum Freiburg e.V.
>   Immanuel Kant-Stiftung Freiburg

 

Weltbürger*innentum pädagogisch umsetzen

Studie zu Erasmus und zur Global Citizenship Education

Am Rande der Mitgliederversammlung von AWC Deutschland e.V. im November sprach die Redaktion von AWC/online mit Marius Waibel, Studierender an der PH Weingarten, über seine hier veröffentlichte Arbeit zur Erziehung zum Weltbürgertum und zu Erasmus von Rotterdam.

Marius Waibel nennt die Beschäftigung mit dem 2017 erschienen Buch von Till Bastian und Gregor Lang-Wojtasik „Das Erbe des Erasmus“ als Anstoß und Grundlage seiner Studie.
 
                                        Bild: Wkimedia Commons, Hans Holbein d.J. 1523: Erasmus
Die Aktualität der „Klage des Friedens“ des großen Humanisten Erasmus aus dem 16. Jahrhundert sei verblüffend. Waibel wörtlich: „Er [der Text] kann fast schablonenartig auf unsere heutige Zeit übergestülpt werden und würde an Aktualität rein gar nichts einbüßen.“

Es war das Ziel von Marius Waibel, die Möglichkeiten und Herausforderungen einer Global Citizen Education anhand der „Klage des Friedens“ auszuloten. Oder anders ausgedrückt, wollte er eine Möglichkeit für die pädagogische Umsetzung des Weltbürger*innentums untersuchen.

Ein kleines Bekenntnis des Autors am Rande, wieder wörtlich: „…diese Arbeit [kann] als persönlicher Startschuss für meine Mitgliedschaft und Tätigkeit in diesem Verein gelten.“
 

Zum Lesen:

>  Waibel, Marius (2019): Global Citizenship Education – Was können wir
     heute von Erasmus lernen?

Zum Nachlesen:

>  Webartikel zu Bastian/Wojtasik: Das Erbe des Erasmus, 2017.

 

AWC: Weltbürgermanifest fortgeschrieben

Im November von der Mitgliederversammlung verabschiedet: die überarbeitete Fassung

Was als mitgliederöffentlicher Prozess angelegt war, konnte auf der Mitgliederversammlung des Vereins AWC Deutschland e.V. am 9.11.2019 in Freiburg einvernehmlich abgerundet werden: die Überarbeitung des Weltbürgermanifests.
 
 
Neben kleineren stilistischen Änderungen war es vor allem die Korrektur des anthropozentrischen Akzents des Manifest, also der allein auf Menschen bezogenen Aussagen, mit der sich die Mitgliederversammlung beschäftigte.
 
Diese notwenige Ergänzung spiegelt sich u.a. in der Neufassung der Leitsätze am Schluss des Manifest wider, die jetzt beide auch "andere Lebewesen" mit einschließen:
Lebe so, dass deine Lebensgestaltung möglichst keinen Schaden für die Lebensführung anderer Menschen und anderer Lebewesen zeitigt!
Setze dich dafür ein, dass weltweit eine Rechtsgemeinschaft entsteht, die es allen Menschen möglich macht, im Recht zu leben und ihrer Verantwortung für die anderen Lebewesen nachzukommen.

Zum Weiterlesen:

>  Weltbürgermanifest 2018 / fortgeschrieben im November 2019

Zum Nachlesen:

>  Webartikel zum Weltbürgermanifest 2018 (bisherige Fassung)

 

Anarchismus – auf den Müllhaufen der Ideengeschichte?

Gelungene Matinee in Freiburg

Bei Weltbürgerinnen und Weltbürgern gibt es in der Regel keine "Glaubenssätze", keine verbindlichen Grundsatztexte, wohl aber sich inhaltlich berührende Manifeste verschiedener weltbürgerlicher Gruppierungen1.

Allen gemeinsam ist die Vorstellung, dass das Überleben der Erde und der Menschheit bedroht sind und dass dieses Überleben – wenn überhaupt – allein durch eine solidarisch, gerecht, friedliich und nachhaltig agierende Weltgesellschaft ermöglicht werden kann.

In einer Reihe von Matineen setzt sich die Regionalgruppe Freiburg von AWC Deutschland e.V. in diesem Jahr mit Grundideen und Grundbefindlichkeiten des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens auseinander.

Die Themenreihe widmete sich bisher u.a. der Identität als Person, der Identität als Mitglied einer Gruppe (Familie, Heimat) und schließlich dem Zustand, Bürgerin und Bürger eines Staates2 zu sein.
 
                                       Das A dea Anarchismus                            Grafik: pixabay   
                  
Im September wagte sich der Regionalgruppe an die weitestgehende Kritik an staatlichen Strukturen, nämlich an den Anarchismus heran. Dazu hatten die Freiburger Weltbürger*innen den Studierenden der Wissenschaftlichen Politik an der Universität Freiburg, Paul Nagel, eingeladen. Vor einem hochinteressierten Zuhörerkreis aus Mitgliedern und Gästen referierte er zum Thema

„Anarchismus als politisch-philosophisches Konzept“3.

Dem jungen Referenten gelang es nahezu spielerisch, so informativ wie einladend Facetten des keineswegs nur historisch interessanten Themas zu entwickeln. In der lebhaften Aussprache konnte Paul Nagel nochmals unter Beweis stellen, dass er wissenschaftlich im Bereich des Anarchismus durchaus „zu Hause“ ist.
 

Anmerkungen:

1) Beispiele:
     > Human Manifesto [AWC San Francisco 1975, bestätigt 2005, in deutscher Übersetzung]
     > Weltbürgermanifest [2018 AWC Deutschland e.V.]
     > Charte de Mondialisation [o.J. recim.org , französisch]
2)  > Webartikel zur Matinee am 1. Juni.
3)  > Referat [P.Nagel]


 

Dota Kehr: Zarte Sehnsucht Anarchie

DOTA über Grenzen und Staatsunangehörigkeit. Eine leise Revolution.

Sie ist eine späte Entdeckung von uns aber eine wunderbare: die Sängerin Dota aus Berlin1. Auf sie aufmerksam gemacht hat uns ein Mitglied von AWC Deutschland e.V. Wir waren und sind „hin und weg“.
 
Wo man bei uns in der Regel mit Zivilgesellschaftlichem, Politisch-Philosophischem und mit Nachrichten aus der Friedens- und Umweltszene rechnet, stellen wir heute eine Künstlerin vor. Im engeren Sinn Dotas Lied: „Grenzen“2.

Dass Dota Kehr eine bemerkenswerte Persönlichkeit ist, hat ein guter Teil der Presse schon vor einiger Zeit entdeckt. In der "Anstalt" des ZDF gastierte sie am 25. September 20183. Sie ist Medizinerin mit Examen, war begeisterte Straßenmusikerin, hat lebensprägende Zeiten in verschiedenen Ländern verbracht und dann den Sprung ins Musik-Business gewagt.
 
Bild: freundlicherweise von Dota Kehr überlassen / © Annika Weinthal
 
ZEIT-online hatte letztes Jahr ein feinsinniges Porträt4 über Dota. Zwei Zitate daraus sagen schlaglichtartig etwas über den Menschen und über die politisch bewusste Person Dota:
1. „Heute kann Kehr von der Musik leben, genauso wie ihre drei Bandmitglieder, mit denen die 38-Jährige alle Gagen gleichmäßig teilt. Sie hat sogar einen Vertrag und 75.000 Euro von einer Plattenfirma ausgeschlagen, weil sie unabhängig bleiben wollte.“
2. In Fettdruck hervorgehoben ihr Urteil: "Dass man einfach durch Geldhaben Geld verdienen kann, ist eine unmoralische Schweinerei, an die sich die ganze Welt viel zu sehr gewöhnt hat.“
Zu ihrem Lied „Grenzen“: Eine weiche, sich zurücknehmende Stimme steht in seltsamem Kontrast zur drängenden Atemlosigkeit einer Musik, die so eingängig wie beunruhigend daherkommt.
 
Dota hält nicht etwa singend eine politische Kampfrede, fordert nicht polternd allerlei Veränderungen. Ihre Revolution ist so leise wie radikal. Dota nimmt Erfahrungen auf, stellt Fragen, bekennt sich schließlich zu ihrem tiefen Unbehagen: „Ich melde mich ab, ich will einen Pass / wo Erdenbewohner drin steht“.

Schluss soll sein mit dem „Nationalismus / Mit seinen bekloppten Konsequenzen“. Dota stellt sich einen ganz anderen sozialen Raum vor: ein „Land, in dem jeder dem andern / In Staatsunangehörigkeit gleicht“.

Dota Kehr transformiert Gedanken und Gefühlslagen zu einer zarten Sehnsucht nach Anarchie. Nach einer befreienden, friedlichen, respektvollen, kosmopolitischen Anarchie. Die scheinbare Nebenbeiligkeit, mit der das passiert, ist die magische Geste dieses Liedes.

Dota vergewissert sich, mutig ihrer selbst treu, ihrer Befindlichkeit und eben ihrer Sehnsucht. Sie bietet uns diese anarchisch-kosmopolitische Sehnsucht rührend schutzlos an. Mehr nicht, dabei bleibt ihr Lied stehen. Jetzt sind die anderen dran. So geht Kunst.

Man kann Dota und ihren Musikern nur herzlich alles Gute für ihr weiteres Wirken wünschen. Das Wort "Karriere" würde sie wohl ncht mögen.

Die AWC/online-Redaktion dankt Dota herzlich für die kleine persönliche Korrespondenz, die wir mit ihr haben durften – wir sind in keiner Agenturen-Firewall hängengeblieben. Ebenso danken wir für die Überlassung des Fotos und für die Erlaubnis, den Text5 des Liedes als Pdf zugänglich zu machen.


Anmerkungen bzw. Links:

1)  Dotas Website  (mit Tourplan!) / Dota bei Wikipedia
2)  Video zu "Grenzen" [Youtube 2015]
3)  Dota in der "Anstalt" [25.09.2018, ab min 44:48]
4)  ZEIT-online [2018]
5)  "Grenzen" als Text
 

So was wie ein Kommentar:

Wir verkneifen es uns hier, mit unserer World Citizen Identity Card, unserem symbolischen Weltbürgerausweis, herumzufuchteln: Schaut her, wir haben die Lösung für Dotas Problem. Steht zwar nicht „Erdenbewohner“ drin, aber fast. 

Hinweisen möchten wir allerdings auf das Impulsreferat "Was der Staat mit seinen Bürgern macht", in dem es u.a. um die Schwierigkeiten des „Ich melde mich ab“ geht.

> zum Impulsreferat [K. Schittich, Juni 2019]

 

pax christi: Weltbürger*innen werden

Die Erziehung zur Weltbürgerin/zum Weltbürger als Friedensauftrag

In der Zeitschrift pax_zeit, herausgegeben von der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi, erschien am 15. Juni 2019 ein Artikel2 von Gregor Lang-Wojtasik3. 

 
                                                       pax_zeit 2_2019                                         Bild: pax christi                             
Unter dem Titel.:

        Weltbürger*innen und große Transformation
        Global Citizenship Education als transformativer Friedensauftrag

stellt Lang-Wojtasik fest: „... gibt es unzählige Beispiele aufgeklärter Weltbürger*innen bis zurück in die griechische Antike, die die natürliche Gleichheit des Menschen unterstrichen und damit auch die Bedeutung des Friedens für das gemeinsame Leben der Menschheit im Blick haben.“

Die Notwendigkeit einer weltbürgerlichen Erziehung stellt der Autor in den Kontext der „Herausforderungen für das Überleben der gesamten Menschheit“ und plädiert für eine „Große Transformation“. Er lehnt sich dabei an die Forderungen des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ an, der einen „Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“ befürwortet.


Anmerkungen:

1) Die AWC/online-Redaktion bedankt sich so herzlich wie ausdrücklich beim Berliner Sekretariat von pax christi. Die Mitarbeiterinnen dort haben uns die Titelseite von pax_zeit, 2_2019 und den Beitrag von Gregor Lang-Wojtasik zur Veröffentlichung hier überlassen.
Gern nennen wir die Website zu den  >Publikationen von pax christi. Ebenso gern weisen wir darauf hin, dass über diesen Link die Ausagbe 2_2019 der pax_zeit heruntergeladen oder als kostenloses Probeexemplar bestellt werden kann.
2)  > zum Artikel  von Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik
3) Dr. Gregor Lang-Wojtasik ist Professor für Erziehungswissenschaft /Pädagogik der Differenz an der Pädagogischen Hochschule Weingarten und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von pax christi. [Pax Christi]
Gregor Lang-Wojtasik ist Mitglied bei AWC Deutschland e.V.

 

Büchel: AWC war dabei

Zwei authentische Stimmen zu den Aktionstagen am 7. und 8. Juli

Der Protesttag mit 800 bis 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am 7. Juli in Büchel übersprang die gemeinsame Bagatellgrenze der Hauptmedien und der Presseagenturen nicht.

                                                              Bild: Susanne Heuser

So scheinen die Aktionen in Büchel medial zu dem geworden zu sein, was sie medien-politisch in unserem Land allenfalls sein dürfen: Ein inniges und zugleich ernstes Familientreffen Wohlmeinender an einem Provinzörtchen.

Umso wichtiger ist es, die Stimmen zu hören, die authentisch von diesen Aktionen berichten und sich damit gegen die mediale Marginalisierung dieser Protestbewegung stemmen.
 
                                                      AWC ist dabei: S. Heuser, Dr. T. Bastian, C. Lippok (v.l.)   Bild: Susanne Heuser
Zwei dieser so informativen wie emotional eindrucksvollen Stimmen kommen im Folgenden zu Wort.

Susanne Heuser (AWC-Mitglied und Ko-Sprecherin der Regionalgruppe Freiburg) schließt ihren Bericht so ab:
"Als Mensch und Weltbürgerin kann ich gar nicht anders handeln, als mich mit all meinen Möglichkeiten dafür einzusetzen, dass diese Vision Wirklichkeit wird. Dieser Tag hat mir sehr viel Kraft und Hoffnung dazu gegeben." 
                                                                 > zum Bericht
 
Dr. Till Bastian (1. Vorsitzender von AWC Deutschland e.V.) fasst in seinem kurzen Bericht zur Blockade-Aktion am 8. Juli den politischen Auftrag aus Büchel so zusammen:
„Insgesamt war die Aktion, jedenfalls in meinen Augen, ein großer Erfolg. Nun kommt es darauf an, den Druck auf die Bundesregierung massiv zu erhöhen, bis diese endlich dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt und den Abzug der US-Bomben aus Büchel erwirkt.“
> zum Bericht
 

Anmerkungen:

1)  Die Berichte der AWC-Mitglieder:
     - Susane Heuser
     - Dr. Till Bastian
 
2)  Die hauptsächlichen Redebeiträge am 07.07.2019:
      - Dr. Margot Käßmann
      - Roland Blach

 

Big-Brother-Award 2019 nach Hessen

Totale Sicherheit in einem totalen Überwachungsstaat?

In der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ geht der diesjährige Big-Brother-Award  an den hessischen Innenminister Peter Beuth (CDU), übrgens zum zweiten Mal in Folge.
 
                                                                                                      Grafik: pixabay
 
Eine Jury aus prominenten Bürgerrechtlern verleiht jährlich diesen Datenschutz-Negativpreis1 an Firmen, Organisationen und Politiker. Die Jury-Mitglieder sehen die Zusammenarbeit des hessischen Ministeriums mit der US-Daten-Firma Palantir2 als Schritt zu einem Staat, der durch ungehemmte Überwachung elementare Rechte der Bürger*innen verletzt.


Anmerkungen:

1) > der Big-Brother-Award
2) > Palantir Technologies [Wikipedia, aufgerufen 20.06.2019]
    

Zum Weiterlesen:

Presseartikel [faz.net vom 10.06.2019]

 

Freiburg: Regional und doch ohne Grenzen. Matineen am Samstag

Ein Programm der Regionalgruppe (RG) Freiburg zum Weltbürgertum

In zweimonatlichen Abständen lädt die RG Freiburg Mitglieder und Gäste zu Gesprächsrunden ein, die jeweils thematisch klar umrissen und gleichzeitig auf das Weltbürgertum bezogen sind. Die Reihe läuft seit Dezember 2018 - sozusagen open end.
Die zweimonatlich stattfindenden Gespräche bieten Gelegenheit zum fundierten Gedankenaustausch in einer zum Mitdenken und Mitreden einladenden Atmosphäre.
Sie finden in der Regel von 10 bis 12 Uhr in der Wannerstr. 33 in Freiburg in Räumen des Quartierstreff–Bauverein Breisgau e.V. statt.

Ein Beispiel:
Am Samstag, den 1. Juni, war das Thema:

„Nationalstaaten – wie sie wurden, was sie mit uns machen“

auf dem Programm. Die AWC-Mitglieder Bernd Laserstein und Klaus Schittich hielten Impulsreferate, die pointiert verschiedene Aspekte des Themas herausstellten.
 
                                                                                                                    Grafik: pixabay
 
Bernd Laserstein skizzierte – im Vortrag weit über sein Manuskript1hinausgehend – eine knappe Geschichte der Nationalstaaten, hauptsächlich derjenigen europäischer Prägung.
Bei aller Knappheit gelang es Bernd Laserstein, seinem Thema spannende, das Paradoxe berührende Aspekte abzugewinnen. So war den wenigsten geläufig, dass Rousseaus Modell eines Gesellschaftsvertrags auch den Umstand einschließt, „dass, wer immer sich weigert, dem Gemeinwillen zu folgen, von der gesamten Körperschaft dazu gezwungen wird, was nichts anderes heißt, als dass man ihn zwingt, frei zu sein.“

An dieser Stelle konnte Klaus Schittich mit seinem Kurzvortrag2 gedanklich nahtlos anschließen. Er stellte, bewusst zuspitzend, das Staatsbürger-Sein in Frage bzw. wertete die Staatsbürgerschaft als dubioses „soziales Konstrukt“, das den Grundeigenschaften eines Vertrags in keiner Weise entspricht, den Menschen wohl aber etliche Unzumutbarkeiten einbringt. Die größte Unzumutbarkeit sieht Klaus Schittich in der immer noch wie selbstverständlich gehandelten „Pflicht“, Gesundheit und Leben in einem Krieg für ein „Vaterland“ zu riskieren.

Interessentinnen und Interessenten und Mitglieder waren schon vor der Matinee mit dem Lied „Grenzen“3 der Berliner Liedermacherin und Sängerin DOTA vertraut gemacht worden. Zitate aus ihrem Lied und O-Töne entführten die Gesprächsrunde  nochmals in die künstlerische Gestaltung der Utopie einer kosmopolitischen Anarchie. In diesem erdachten politischen Raum würden dann u.a.  – in Dota Kehrs unverwechselbar zarter und zugleich entschiedener Sprache  – die Grenzen der Menschen geschützt, nicht die Grenzen der Staaten.

Anmerkungen:

1) > Kurzreferat [B. Laserstein]
2) > Kurzreferat [K. Schittich]
3) > DOTA: "Grenzen", Lied (2015) [Youtube]

Tipp: Wer aus dem Freiburger Raum zu den weiteren Matinee-Terminen eingeladen werden möchte, schreibt den Leuten dort einfach eine E-mail: freiburg[at]worldcitizens.de. Der nächste Termin ist übrigens  der 21. September.

Büchel – Mahnung und Aufruf

Till Bastian und Rolf Bader mahnen die Politik und rufen zu Protesthandlungen auf

Mit deutlichen Worten mahnen Rolf Bader und Dr. Till Bastian die Politik, endlich eine zukunftsweisende Abrüstungs- und Entspannungspolitik anzugehen. Ihre Hauptforderungen im Schreiben1 an die Frau Bundeskanzlerin:
1. Unterzeichnen Sie den Verbotsvertrag von Atomwaffen der Vereinten Nationen und leiten Sie unverzüglich die Ratifizierung des Vertrags durch die Bundesrepublik Deutschland ein! Diese Maßnahme duldet anlässlich des drohenden neuen atomaren Wettrüstens keinen Aufschub!
2. Setzen Sie ein glaubwürdiges Zeichen Ihres Abrüstungs- willens und sorgen Sie dafür, dass alle noch in Deutschland stationierten US-Atomwaffen abgezogen werden!
 
                                     Grafik: Trägerkreis "Atomwaffen abschaffen"

In  einem allgemeinen Aufruf2 lädt Dr. Till Bastian dazu, sich an Protestaktionen gegen die anhaltende Stationierung von US-amerikanischen Atomwaffen in Büchel zu beteiligen, u.a. so ein:
Um diese Forderungen zu unterstreichen, werden wir im Juli 2019 gewaltfrei demonstrieren und uns an den Aktionen beteiligen, zu denen IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War, Friedensnobelpreis 1985) und ICAN (International Campaign against Nuclear Weapons, Friedensnobelpreis 2017) bereits aufgerufen haben.

Anmerkungen:

1) Schreiben an die Bundeskanzlerin
2) Aufruf zum Protest in Büchel

 

900 Jahre Krieg und Frieden

AWC Deutschland e.V. federführend beim Projekt Freiburger friedensorientierter Gruppen

Zum 900-jährigen Stadtjubiläum1  hatte die Stadt Freiburg im Sommer 2018 die Bürgerschaft eingeladen, das Jubiläum durch Beitrage bzw. Projekte mitzugestalten. Die Stadt hatte dazu ein Budget von 1,5 Millionen Euro vorgesehen.
 
                                                                                   Grafik: Stadt Freiburg
Unter den 461 Bewerberinnen und Bewerbern war auch ein Zusammenschluss von 10 friedensorientierten Gruppen und Einrichtungen. Diese hatten AWC Deutschland e.V. mit der Federführung betraut, womit dieser Verein zum Ansprechpartner der Stadt Freiburg wurde.

Der Arbeitstitel des Projekts:
 
„900 Jahre Freiburg – 900 Jahre zwischen Krieg und Frieden. Bewegte Bilder und bewegende Orte.“

Ein Film- und Stadtrundgangsprojekt soll es werden, das die Projektbeschreibung so erläutert (Auszug):

"Die 900jährige Geschichte Freiburgs wird unter dem Gesichtspunkt vorgestellt, wie die Menschen in und um Freiburg die gewalttätigen Auseinandersetzungen der jeweiligen Zeit vom Streit mit den Grafen von Freiburg über die Bauernaufstände bis zu den Weltkriegen erlebten. Ein besonderes Augenmerk wird auf die gelegt, die sich für Frieden einsetzten wie Erasmus von Rotterdam, Max Josef Metzger und Käthe Vordtriede oder Rosa Luxemburg als Rednerin in Freiburg. Präsentiert wird die Geschichte „zwischen Krieg und Frieden“ durch „bewegte Bilder“ und an „bewegenden Orten“, gemeint ist: durch ein Filmprojekt und einen Stadtrundgang mit ggf. musikalischen und szenischen Darbietungen. … Idealerweise entsteht mit dem Film ein zeitgenössisches Dokument, wie man 2020 auf die Freiburger Stadtgeschichte aus der Perspektive von Krieg und Frieden schaut. Geschichte ist ja niemals „objektiv“, sondern wird so erzählt, dass sie die Fragen und Sorgen der Erzählenden aufgreift, und das sind im Falle dieses Projektes Bürger*innen aus Freiburger Friedensgruppen."

Nach Wochen und Monaten bangen Wartens - schließlich bieten sich Krieg und Frieden landläufig kaum zum Feiern an – dann Ende Februar 2019 Post von der Stadt Freiburg.
Von den eingereichten Projekten und Vorschlägen wurden nur 187, das sind knapp mehr als 40%, berücksichtigt. Die „900 Jahre zwischen Krieg und Frieden“ sind dabei.

Seit März 2019 ist eine Projektgruppe aus Mitgliedern der beteiligten Gruppen und Einrichtungen dabei zu recherchieren, Material zu sichten, Verknüpfungen herzustellen, Kontakte zu suchen und zu pflegen und Ideen zur Realisation des Projekts zu entwickeln.

Und das Wichtigste: Ein engagierter und erfahrener Freiburger Filmemacher ist mittlerweile auch im Team. Im Mai 2020 wird Premiere sein.

AWC in den Medien

Zeitung und Radio – bewährt und wirksam

Das ausführliche Porträt der florierenden Regionalgruppe Freiburg von AWC Deutschland  e. V. in der Badischen Zeitung vom 23. Januar1:
 
           "Zu Besuch bei den Freiburger Weltbürgern" (Titel online)
 
hatte offenkundig einen großen Leserkreis gefunden. Gleich sechs Besucher*innen der „Matinee am Samstag – Weltbürger*innen im Gespräch“ bald nach der Veröffentlichung bekannten gern, dass der Beitrag in der „BZ“ sie zur Veranstaltung gebracht habe.
Der einfühlsam und zugewandt geschriebene Artikel der Freiburger Journalistin Anja Bochtler habe sie neugierig gemacht. Zudem habe die freundliche Atmosphäre sie angezogen, die das Foto ausstrahlt. 
Dieses hat uns der Fotograf Michael Bamberger freundlicherweise zur Veröffentlichung hier überlassen.
 
 Mitglieder der Regionalgruppe Freiburg            Bild: M. Bamberger
 
Eine ebenso erfreulich überraschende Wirkung hatte der davor im November 2018 ausgestrahlte Hörfunk-Beitrag des Bayerischen Rundfunks:

                    „Weltbürgertum – in der einen Welt zuhause“2.

Die Sendung spannt den Bogen von Garry Davis3, der in der Mitte des 20. Jhdts. große Verdienste um das Weltbürgertum erwarb, bis zur Association of World Citizens (gegründet 1975), in deren Tradition AWC Deutschland e.V. steht. 
 
                                                Grafik: freepik

Ausführliche O-Töne von Dr. Till Bastian, dem 1. Vorsitzenden, sowie Auszüge aus dieser Website entwerfen ein authentisches Bild der im Jahre 2004 gegründeten Weltbürger*innen-Vereinigung AWC Deutschland e.V. Die erfreuliche Wirkung: Ein Dutzend Neueintritte in Bayern und darüber hinaus.

Unser Fazit: Qualitätsjournalismus in den bewährten Medien ist nach wie vor unverzichtbar für die Arbeit der Zivilgesellschaft.
 

Anmerkungen:

1) Link zum Artikel [Badische Zeitung, 23.01.2019]
2) Schade; Bei BR hat den Beitrag mittlerweile aus dem zugänglichen Bestand genommen
3)Wikipedia [abgerufen: 10.02.2019]

 

Weltbürgermanifest 2018 in Freiburg vorgestellt

1. Matinée der Regionalgruppe Freiburg von AWC Deuschland e.V.

Im Rahmen der Jahrestagung des  Vereins, die erstmals in Freiburg stattfand, veranstaltete die Regionalgruppe Freiburg von AWC Deutschland e.V. am 8. Dezember die  erste „Matinée am Samstag. Weltbürger*innen im Gespräch“. Die Matinées werden zweimonatlich als seminarartige Veranstaltungen mit Gästen stattfinden.
Die Auftaktveranstaltung war überraschend gut besucht. Weit über zwei Stunden lang kam es zu einem intensiven Gedankenaustausch, der Lust auf weitere Treffen machte.

Im Zentrum der Auftaktveranstaltung stand das Weltbürgermanifest 2018, das der Vorstand von AWC Deutschland e.V. zum 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember verabschiedet hatte.
Das Manifest wurde von Dr.Till Bastian, dem 1. Vorsitzenden des Vereins, der Öffentlichkeit übergeben und in der Runde ausführlich diskutiert. Das Manifest hält am Schluss des Textes zwei Grundsätze fest.
 

Dieses neue Manifest ist die Fortführung und Aktualisierung des Human Manifesto der Association  of World Citizens mit Sitz in San Francisco von 1975. Die Global Peace Conference  2005 in San Francisco bestätigte das Manifesto als Arbeitsgrundlage des Dachverbandes der Association of World Citizens (AWC). Ingrid Schittich (†2017) und Klaus Schittich nahmen an der Konferenz in SF teil.
 
Nicht nur eine fröhliche Formsache war zu Beginn der Sitzung, dass Dr. Till Bastian die Regionalgruppe Freiburg von AWC Deutschland e.V. offiziell als eingerichtet erklärte. Dass die Gruppe mit 15 Mitgliedern „an den Start geht“, zeigt, wie gut sich die Dezentralisierung der Arbeit des Gesamtvereins in Freiburg entwickelt hat.


Zum Nachlesen:

  > Weltbürgermanifest 2018
  > Human Manifesto 1975 bzw. 2005 [deutsche Übersetzung]

Wie der Klimakatastrophe begegnen?

Herbsttagung am 7. – 8. Dezember erstmals in Freiburg

Unter der Federführung der seit 2017 bestehenden Regionalgruppe Freiburg veranstaltete AWC Deutschland e.V. erstmals seine Jahrestagung in Freiburg.
Der traditionell öffentliche Teil der Tagung vollzog sich in zwei Bereichen:
 
1. in einer Vortragsveranstaltung im Rahmen der Reihe „70 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“, die von mehreren Freiburger zivilgesellschaftlichen Organisationen veranstaltet wurde und
2. in der ersten „Matinée am Samstag – Weltbürger*innen im Gespräch“, bei der das Weltbürgermanifest 2018 der Öffentlichkiet vorgestellt wurde.
 

Dr. Till Bastian, dem Referenten der Vortragsveranstaltung am Freitagabend zum Thema:
"Menschenrechte und Weltbürgerrecht in Zeiten der Klimakatastrophe“,
gelang es wie spielerisch, die Zuhörer*innen der sehr gut besuchten Veranstaltung in der Universität Freiburg in seinen Bann zu ziehen. Er überzeugte die Zuhörerschaft durch sein unprätentiöses Auftreten wie durch seine Kompetenz in der Sache.

Der Klimakatastrophe, in der wir mitten drin sind, so Till Bastian, kann nur durch ein radikales Umdenken begegnet werden. Dieses vielschichtige Umdenken schließt Schritte hin zu einem ökologisch orientierten Weltbürgerrecht ein.
 

Zum Nachlesen:

 > Vortrag [Dr. Till Bastian]

 

1. Weltkrieg: Never again

Der Waffenstillstand am 11. November vor 100 Jahren. Zwei Perspektiven.

Die 100. Wiederkehr des Waffenstillstands zu Ende des 1. Weltkriegs am 11. November 1918 ist uns  Anlass, auf zwei NGOs in der internationalen Friedensbewegung zu schauen, eine in den USA, die andere in Großbritannien.
 
                                                                                                    Dr. Michael Knox  Bild:©uspeacememorial
Dr. Michael Knox, Präsident der US Peace Memorial Foundation1, setzt sich in einem Rundbrief aus Anlass des 11. November2 mit der Kultur des Krieges in den USA auseinander und zeigt an zahlreichen Beispielen, wie erschütternd wenig die USA aus der Geschichte gelernt haben. Wie tief die USA in die Kultur des Krieges verstrickt sind, zeigt besonders eine Passage seines Briefs:

„Es ist nötiger denn je, unsere Kultur des Krieges radikal dadurch zu verändern, dass wir denjenigen in unserem Lande zu Ehren verhelfen, die für den Frieden einstehen. Wenn wir die Arbeit der Antikriegs-Aktivistinnen und -Aktivisten dokumentieren und wertschätzend hochhalten, werden wir so etwas wie einen evolutionären Schub unserer Kultur bewirken und mehr Amerikaner*innen dazu bewegen, für den Frieden Partei zu ergreifen“.(Übersetzung: K.Schittich)
 
                                                                                        Die Veterans for Peace am Cenotaph    Bild: ©vfpuk
Der Blick nach Großbritannien vermittelt ebenfalls deutliche Eindrücke, noch beklemmendere. Die „Veterans for Peace UK“ sind britische, ehemalige Soldatinnen und Soldaten, junge und alte, die zu radikalen Kriegsgegner*innen geworden sind. Das knappe „Never Again“ bringt ihre Haltung auf den Punkt.

Höhepunkt ihrer Aktivitäten zur 100-Jahr-Feier war ihr diesjähriger Schweigemarsch zum Cenotaph in Whitehall in London, dem zentralen Denkmal für die britischen Gefallenen aller Kriege.
 
Die Veterans for Peace des United Kingdom hatten Delegationen gleichgesinnter Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen Ländern eingeladen. Elf Delegationen waren gekommen. Alle diese ehemaligen Soldatinnen und Soldaten eint die Überzeugung, dass Krieg kein Mittel ist, die Probleme des 21. Jahrhunderts zu lösen.

Zwei Vorstandsmitglieder des Darmstädter Signals (Das Kritische Forum für Staatsbürger in Uniform) waren als deutsche Delegation in London: Florian Pfaff, Major a.D. und Jürgen Rose, Oberstleutnant a.D. Beide deutsche Delegierte hielten Ansprachen im „Friends House“ am Vortag des Schweigemarsches. Florian Pfaff legte als Gast den Kranz der Veterans for Peace nieder.

Emotionaler Höhepunkt der Veranstaltung war das a cappella gesungene Motörhead-Lied "1916" (von 1991), das Jim Radford, 91jähriger UK-Veteran des D-Days (1944) vortrug.4

Die Redaktion von AWC online sprach mit Florian Pfaff über seine Eindrücke in London.
---------------
AWC online:  Nach ein paar Tagen wieder zu Hause: Welche Erinnerungen und Empfindungen bleiben?
F.P.: Es war sehr beeindruckend, dass es in Großbritannien eine starke Bewegung für den Frieden gibt. Vor allem, …                                                                   > Weiterlesen
 

Anmerkungen:

  1) Website: US Memorial Foundation
  2) Brief von Dr. Michael Knox [engl.]
  3  Link direkt zum Motörhead-Lied "1916", gesungen von Jim Radford
  4) Link  zum Originaltext des Motörhead-Lieds von 1991
  5) Link zur Übersetzung aus dem Englischen [K. Schittich]
 
Noch ein Hinweis: Für alle, die sich bei Jim Radford "festgehört" haben:
die für die Gruppe Motörhead unerwartet elegische Originalfassung von "1916" (mit Video), gesungen von Lemmy Kilmister.

 

US-Friedenspreis an David Swanson

Die Gobal Civil Society kommt sich näher

Von den deutschen Medien so gut wie unbeachtet blieb in den letzten Tagen eine Preisverleihung in der „Friedensszene“ der USA. Die US Peace Memorial Foundation1 verlieh am 26. August ihren diesjährigen Friedenspreis an den Schriftsteller und Friedensaktivisten David Swanson.
 
        v.l.: Dr. Michael Knox, US Peace Memorial Foundation, David Swanson
        Bild: ©US Peace Memorial Foundation, mit deren Erlaubnis veröffentlicht
 
 Frühere Preisträger*innen des US Peace Memorial Foundation Friedenspreises
 Grafik: ©US Peace Memorial Foundation, mit deren Erlaubnis veröffentlicht
 
Eine US-amerikanische, innere Angelegenheit, durch einen Ozean von uns getrennt? Das wäre die Preisverleihung – zumindest für die deutsche Öffentlichkeit – um ein Haar geworden, wenn nicht zivilgesellschaftliche Medien die Nachricht verbreitet hätten, zuerst auf Englisch, dann auf Deutsch.
 
Pressenza2 bietet umfangreiche Informationen auf Deutsch, deshalb von unserer Redaktion nur wenige Bemerkungen.
 
  > Zusätzlich zur Bildergalerie lohnt sich ein Blick auf die Geschichte
     der Preisverleihungen3.

  > Das Video4 zur Preisverleihung spiegelt eine vertraute Atmosphäre im
     Kreise der Veterans for Peace.

  > Zu erwähnen ist auch die Friedensorganisation World-Beyond-War5
     deren 1. Vorsitzender David Swanson ist. 
   
  > Im Namen von AWC Deutschland e.V. hat Dr. Till Bastian dem
     Preisträger David Swanson zu diesem bedeutungsvollen Preis gratuliert.

  > Beim Schreiben dieses Artikels – dies als Randbemerkung – kam es zu
     einer schönen, schnellen Verständigung mit Dr. Michael Knox, der den
     Preis überreichte. In solch kleinen, selbstverständlich werdenden
     Kontakten vollzieht sich auch das Zusammenwachsen der Global Civil
     Society.

Auf die weltweite Zivilgesellschaft müssen und werden wir aktiv unsere Hoffnung setzen.
 

Anmerkungen:

1) Website: US Peace Prize Foundation [Englisch]
2) Webartikel zur Preisverleihung [Deutsch]
3) Webeinträge zur Geschichte der Preisverleihungen [Englisch]
4) Video zur Preisverleiohung [Youtube – Englisch]
5) Website: World Beyond War [Englisch]

Zum Nachlesen:

Manuskript zur Ansprache bei der Preisverlehung [ Englisch – uns
freundlicherweise  von Dr. Michael Knox überlassen.

 

Antisemitismus im Internet wächst

Über ein immer noch notwendiges Buch

Es gibt zwei Anlässe, nochmals auf den 2016 in 6. Auflage erschienen schmalen Band von Till Bastian hinzuweisen.

 
Wie der Redaktion von AWC-online erst jetzt bekannt wurde, hat der Versandkonzern Amazon einen herabwürdigenden, antisemitischen Kommentar zu Bastians Buch im Frühsommer 2017 ganze schändliche 11 Tage  lang auf seiner Website stehen lassen. Die Tonlage des Kommentars:
„…Ihr dummen Goyims, so nennen Sie Uns. Das Lesen des Talmuds hilft dabei zu verstehen, das wir nur Vieh für Sie sind.“1

Der Vorgang ist zudem ein anschauliches Beispiel für den Trend, den eine kürzlich veröffentliche, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Studie der TU Berlin2 aufgezeigt hat: „Antisemitismus im Internet wächst dramatisch".3

Die Studie ist in zahlreichen Medien kommentiert worden und rief ein Erschrecken über die horrende Zahl und über die brutale Sprache antisemitischer „Kommentare“ im Internet hervor.

Das Buch von Till Bastian zu lesen, es zu empfehlen, es zu verschenken – auch und besonders an Heranwachsende – mag nur als ein Tropfen Löschwasser gegen einen giftigen Flächenbrand erscheinen. Das persönliche Eintreten gegen einen bösartigen Misstand in der Gesellschaft – und sei es nur durch das Empfehlen eines Büchleins – ist allerdings unverzichtbar.

Das Erscheinen der 6. Auflage des Buchs von Till Bastian wurde im März 2016 durch einen Artikel dieser Website begleitet.4 Dort findet sich u.a. eine besondere Form der Rezension, die  Ingrid Schittich († 2017) geschrieben hat und die heute noch lesenswert ist.5
 

Anmerkungen:

1)  Der sog. Kommentar im Wortlaut
2)  Studie: Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses, 2018.
3)  Artikel in der Süddeutschen Zeitung am 20.07.2018
4)  AWC-Webartikel vom 17.03.2016
5)  "Gedanken beim Lesen von Till Bastians 'Auschwitz und die
     Auschwitz-Lüge'. Statt einer Rezension." [I. Schittich, 2016]

 

Lust auf Weniger

Eine neue Lebenskunst muss her!

Der Grundumsatz unserer Gesellschaft und der anderer Gesellschaften auf der Nordhalbkugel der Erde ist um das Fünf- bis Zehnfache zu hoch. Dieser Umstand ist hinlänglich bekannt und wurde schon 1995 in einer wissenschaftlichen Studie belegt. Dies und vieles mehr berichtete Till Bastian in seinem Vortrag vom Juni 2018:

„Die Angst vor dem „Weniger“
in Augsburg.1
Dr. Till Bastian geht der Frage nach, warum das zügellose, die „Grenzen des Wachstums“ ignorierende Wirtschaften und Dahin-Leben offenkundig ungebremst weitergeht. Er untersucht in diesem Zusammenhang „Macht“, „Gier“ sowie die „Angst vor der Bedeutungslosigkeit“ als Triebkräfte dieses paradoxen Verhaltens der Gegenwartsmenschen. Paradox deshalb, weil das ausgiebig vorhandene Wissen von der Schädlichkeit des Verhaltens unser Tun nicht oder nur kaum beeinflusst.

Till Bastian tritt vor diesem Hintergrund für eine Ethik ein, die sich auf Gelassenheit und Besonnenheit gründet und sich mit der „Ehrfurcht vor dem Leben“ verbündet. Diese neue Ethik, die dem Prinzip der Schrumpfung verpflichtet ist, will er aber gleichzeitig als nichts weniger als eine neue, erfüllende Lebenskunst verstanden wissen. Sein Referat haben wir mit freundlicher Genehmigung des Autors in unsere Bibliothek aufgenommen.2
 
   
 Grafik: ©adobestock, lizenziert.

Ein kürzlich erschienener Zeitungsartikel mit dem Titel:

„Verzicht ist die neue Freiheit“3

berührt sich thematisch mit den Gedanken Till Bastians. Die Autorin Ulrike Fokken stellt in Frage, dass die gängige, höchst ideenarme Politik der BRD in der Lage oder auch nur willens ist, Gegenentwürfe zum dumpfen „Weiter-so“ aufzugreifen oder selbst zu entzwickeln.
Diese seien allerdings längst schon da, denn, wie Ulrike Fokken meint: „Die Konsumgesellschaft langweilt.“ Doch die Autorin ist sich sicher: „…jede gesellschaftliche Umwälzung fängt draußen am Rande des gesellschaftlichen Mainstreams an.“
 
Bleibt zu hoffen, dass die Ideen und Perspektiven von Till Bastian und Ulrike Fokken beachtet werden und sich verbreiten. Vielleicht entwickelt sich doch so etwas wie ein neuer, fröhlicher, tapferer Lebensstil, den wir hier optimistisch und vorläufig die "Lust auf Weniger“ nennen. An Rändern des Gesellschaft wird dieser Lust schon eifrig gefrönt.


Anmerkungen:

1)  > Einladung der Veranstalter in Augsburg, Juni 2018
2)  > Wortlaut des Referats von Dr. Till Bastian
3)  > Artikel von Ulrike Fokken [taz, 5.3.2018]

 

dezentral – regional – ideal?

AWC Deutschland e.V. entwickelt ein neues Konzept

Im November 2017 beschloss die Mitgliederversammlung des Vereins, Dezentralität bei den Tätigkeiten des Vereins behutsam und selbstkritisch auszuprobieren. Überlingen war 13 Jahre lang der Dreh- und Angelpunkt der Arbeit von AWC Deutschland e.V. gewesen. Das neue Konzept hat im letzten halben Jahr Konturen angenommen:
 
1. Der Stil des neuen 1. Vorsitzenden, Dr. Till Bastian, die Mitglieder persönlich anzuschreiben, hat sehr guten Anklang gefunden. Rege Kontakte haben sich angeschlossen.
2. Im Februar 2018 trafen sich Mitglieder in Berlin anlässlich einer Ausstellung1, bei der AWC Deutschland e.V. deutliche Beachtung zuteil wurde.
3. Der 1. Vorsitzende und ein weiteres Mitglied des Vorstands besuchten Anfang Juni 2018 die relativ große Gruppe der Mitglieder in Magdeburg.
4.  Dank des außerordentlichen Engagements eines Mitglieds in Ostfriesland bahnt sich dort eine Regionalgruppe Ostfriesland an. Das Gründungsmitglied und Mitglied des Vorstand K. Schittich wird am 19. Juli in Aurich an einer Informationsveranstaltung mitwirken.
5. Dem Vorstand liegen Anregungen und Anfragen von Mitgliedern im Rheinland vor. Weitere Regionen sind denkbar.

                                                                                     Foto: ©thomas kunz
Öffentliche Beachtung fand die Arbeit von AWC Deutschland e.V. in Freiburg durch das Porträt2 von K. Schittich in der Badischen Zeitung vom 21.04.2018.
6. Gut voran kommt die dezentrale Arbeit in Freiburg, wo sich eine Regionalgruppe bildet, die an die 2015 begonnene Arbeit – u.a. der verstorbenen, früheren 1. Vorsitzenden Ingrid Schittich –anschließt. Seither entstanden zahlreiche Kontakte und Kooperationen mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen.

Besonders hervorzuheben sind die Veranstaltungen, bei denen Mitglieder von AWC Deutschland e.V. als Referenten auftraten. Dr. med. Till Bastian, Arzt und Schriftsteller, sprach im Dezember 2017 an der Universität Freiburg3 vor einem interessierten Publikum, ebenso im April 2018 der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik.4 In einem räumlich und organisatorisch anderen Rahmen stellte Klaus Schittich im Januar 2018 die Arbeit AWC Deutschland e.V. vor.5

Bei all diesen Gelegenheiten hat sich gezeigt, dass persönliche Begegnungen mit Mitgliedern, Interessentinnen und Interessenten, ja selbst mit einem größeren Publikum auch und gerade im sog. digitalen Zeitalter unverzichtbar sind. Nach den bisherigen Erfahrungen wird der Verein das Projekt „Dezentralität“ weiterführen und vertiefen. 
 

Anmerkungen:

1.  > Webartikel "Weltbürger*innen ins Museum?"
2.  > Presseartikel "Eintreten für eine gerechtere Welt" (Überschrift der
        Print-Ausgabe) [Badische Zeitung, 21.04.2018]
3.  > Webartikel zu Dr. Till Bastian in Freiburg (8.12.2017)
4.  > Webartikel zu Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik  in Freiburg
        (24.04.2018)
5.  >  Flyer zum Vortrag von K.Schittich (25.01.2018)

 

Das Erbe des Erasmus - weltbürgerlich-zukunftsfähige Bikldungsarbeit heute

Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik in Freiburg

Am 24.04.2018 rundete AWC Deutschland e.V. mit einem zweiten Vortrag seine „Erasmus-Reihe“ ab, die mit Dr. Till Bastian am 08.12.2017 begonnen hatte.


Prof. Lang-Wojtasik sprach an der Universität Freiburg vor einem hoch interessierten Publikum, das sich der Intensität seines Vortrags und der Dichte der Gedankenfolge gern stellte. Diese Intensität wurde immer wieder wohltuend balanciert und relativiert durch persönliche Passagen, die den Zuhörer*innen den Menschen Gregor Lang-Wojtasik nahe brachten, der selbst Mitglied bei AWC Deutschland e.V. ist.

Gregor Lang-Wojtasik in Freiburg                                              Bild:©m.heinke

In seinem Vortrag ging Prof. Lang-Wojtasik von dem Ansatz aus, Gedanken des Erasmus zu Weltbürgertum und Erziehung zum Anlass zu nehmen,
„sich ereignende Transformationen der Weltgesellschaft als Lernherausforderungen und -chancen im Sinne Globalen Lernens zu begreifen" (S.3).
Diesem Ausgangspunkt treu bleibend fasste Prof. Lang-Wojtasik seinen Beitrag am Schluss so zusammen:
„Wenn wir Erasmus heute ernst nehmen und uns auf seine grundlegenden Prinzipien rückbesinnen, lässt sich die (welt)gesellschaftliche Krise als Bildungschance begreifen.
-Über Change Agents nachhaltig-pazifistischen Wandel für Weltbürger*innentum fördern,
-Schule in ihren funktionalen Chancen ernst nehmen und mit lebenslangen Bildungsangeboten in Beziehung setzen,
-Lehrkräfte als Pioniere des Wandels stärken,
-Bildungspolitik als nachhaltige Transformationspolitik begreifen“ (S. 18f).


Zum Weiterlesen:

> zum Wortlaut des Vortrags [Prof. Lang-Wojtasik]
> zur Einführung [K. Schittich]
Zum Nachlesen:

> zum Webartikel zum 8. Dezember 2017
   [Vortrag Dr. Till Bastian]

 

Keine Fake-News

Der Newsletter von "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel"

Eines der besten Informationsmittel für alle an Friedenspolitik Interessierte ist dieser sehr sorgfältig und verantwortungsvoll gestaltete Newsletter, hier in seiner aktuellen Ausgabe:
 
> zum Original

AWC Deutschland e.V. ist Mitglied bei "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel" und empfiehlt allen so herzlich wie dringend, diesen Newsletter zu abonnieren. Der Link dazu findet sich am Ende der zweiten Seite der vorgestellten Ausgabe.

Fukushima bald vergessen?

Eine notwendige Mahnwache in Freiburg

Durch die örtliche Presse gut beachtet hielt der Verein Fukushima-nie-vergessen e.V. in Freiburg wieder seine 24-Stunden-Mahnwache zum Gedenken an die Katastrophe in Fukushima am 11. März 2011 ab.

1000 Lichter auf dem Augustinerplatz in Freiburg                    Bild:©awc_fb

In seltsamem Kontrast zum Namen des Freiburger Vereins stand der höchst besorgniserregende Tenor eines Grußwortes aus Japan. Der Atomkraftkritiker Kazuhiko Kobayashi, der im November 2015 einen aufrüttelnden Vortrag an der Universität Freiburg gehalten hatte, schrieb den Freiburger Freundinnen und Freunden u.a.:
„…genauso wie jene grauenvollen Tage des Atombombenabwurfs über Hiroshima und Nagasaki mit unzähligen zivilen Opfern heute bei den meisten japanischen Bürgern längst in die Ferne der Vergessenheit gerückt sind, verschwindet ebenso der 11. März 2011 aus dem Bewusstsein der allermeisten Japaner.“
Das Verdienst des kleinen, beharrlich arbeitenden Vereins besteht darin, dass sich seine Mitglieder unbeirrt dafür einsetzen, den unfassbaren Fatalismus der Freiburger Mitbürgerinnen und Mitbürger aufzubrechen, mit dem diese den Gefahren des maroden französischen AKWs Fessenheim im angrenzenden Elsass gegenüberstehen.

Klaus Schittich verliest das Grußwort aus Japan                       Bild: ©awc_fb

   > zum Grußwort aus Japan [Kazuhiko Kobayashi, 08.03.2018]
   > zur  Vorbemerkung von K. Schittich


Zum Weiterlesen und Anschauen:

Zeitungsartikel: Badische Zeitung vom 12.03.2018
Website des Vereins Fukushima-nie-vergessen e.V.
Video zur Mahnwache
Video zum Grußwort
AWC-Webartikel zum Vortrag von K.Kobayashi im November 2015

 

Berlin: Weltbürger*innen ins Museum?

Eine gelungene Ausstellung in Berlin-Kreuzberg

Weltbürger*innen und die politische Philosophie des Kosmopolitismus  gehören natürlich nicht - zumindest nicht im landläufigen Sinn - ins Museum. Ganz im Gegenteil, wie eine Ausstellung vor kurzem in Berlin zeigte.

Eine erstaunliche Leistung vollbrachten sieben Absolventinnen des Master-Studiengangs Museumsmanagement und -kommunikation der HTW Berlin. In loser Zusammenarbeit mit ihren Dozentinnen und Dozenten aber stets souverän in ihren Gestaltungsentscheidungen planten und gestalteten sie als nohow collective die Ausstellung1:


Diese wurde vom 25. Januar bis 15. Februar bei freiem Eintritt im FHXB Museum an der Adalbertstraße in Berlin-Kreuzberg gezeigt. AWC Deutschland e.V. war eingeladen worden, sich mit Leihgaben an der Ausstellung zu beteiligen. Der AWC/online-Redakteur K.Schittich hat die Ausstellung besucht.

 Ein Mitglied des nohow collective und AWC/online-Redakteur K.Schittich

Sein Bericht gliedert sich in zwei Teile: einen kurzen Überblick und in Eindrücke mit Bildmaterial.
> zum Überblick (2 Seiten)
Der Beitrag "Eindrücke" (9 Seiten mit Bildern) ist aus technischen Gründen
aufgeteilt. Binnenlinks erlauben jeweils das Weiterblättern im Dokument.Start ist bei Teil 1.

> zu:  Eindrücke, Teil 1
          Eindrücke, Teil 2
          Eindrücke, Teil 3
          Eindrücke, Teil 4


Zum Weiterlesen:

1) Website des Museums FHXB in Berlin

 

Erbe des Erasmus - Weltbürgertum heute

Am 08.12. hielt Dr. med. Till Bastian an der Universität Freiburg einen Vortrag zum Pazifisten und Weltbürger Erasmus von Rotterdam

In ihren Begrüßungsworten gingen Berthold Lange und Klaus Schittich, die für die Veranstalter sprachen, einerseits auf die Kooperation der Immanuel Kant Stiftung und AWC Deutschland e.V. ein und andererseits von verschiedenen Blickwinkeln herkommend auf das Thema des Abends.

   > größere Ansicht

Sehr herzlich fiel die Begrüßung und Vorstellung des Referenten Dr. med. Till Bastian aus. Herr Lange konnte berichten, dass beide schon ein langer Gedankenaustausch verbindet. Klaus Schittich war es eine besondere Freude, dem Freiburger Publikum in Till Bastian nicht nur den Vortragenden, sondern auch den nachgewählten, neuen 1. Vorsitzenden von AWC Deutschland e.V. vorzustellen. Till Bastian gelang es mit Leichtigkeit, das Publikum in eine fremde, 500 Jahre alte Welt mitzunehmen und gleichzeitig zu zeigen, welch brennende Aktualität uns in den Gedanken des großen Gelehrter, Pazifisten und Weltbürger Erasmus von Rotterdam entgegentritt.

Eine Stimme aus dem Publikum gegenüber der AWC/online-Redaktion:
„An Till Bastian war besonders, dass er auf eine so feinfühlige, warmherzige und unaufdringliche Art dieses große und wichtige Thema des Humanismus behandelt hat“.
Das hervorstechende Merkmal der sich an den Vortrag anschließenden Aussprache war, wie - auch bei kontroversen Beiträgen - liebenswürdig und entspannt Till Bastian reagierte. Die so von ihm bestimmte Atmosphäre hat sicher wesentlich dazu beigetragen, dass dies vor allem auch ein Abend für das anwesende Publikum wurde.


Zum Nachlesen:

Manuskript zum Vortrag: Der Pazifist Erasmus [Till Bastian]
Begrüßungsworte Berthold Lange
Begrüßungsworte Klaus Schittich

Zum Weiterlesen:

Webartikel zum vorgestellten Buch: Das Erbe des Erasmus

Wer regiert uns?

Tagung zur Psychopathologie der Macht

Dem ersten Teil der Herbst-Tagung am Freitagabend war die jährliche Mitgliederversammlung (MV) des Vereins AWC Deutschland  e.V. in Überlingen vorausgegangen. Dort, wie auch in der Tagung selbst, würdigte der 2. Vorsitzende, Florian Pfaff, die im Sommer verstorbene Ingrid Schittich, die seit der Vereinsgründung im Jahre 2004 dreizehn Jahre lang die 1. Vorsitzende des Vereins war. Einige Aspekte seiner Würdigung fanden Eingang in einen Artikel der örtlichen Presse1.

v.l.: Dr. Till Bastian, Klaus Schittich, Florian Pfaff        Bild: © Hanspeter Walter
 
Die Wahl Dr.med. Till Bastians zum neuen 1. Vorsitzenden in der MV ist aus zwei Gründen glückhaft. Zum einen garantiert Till Bastian in echtem Einklang mit der Arbeit von Ingrid Schittich die Kontinuität in Anspruch und Sichtweise in Bezug auf das Weltbürgertum. Zum anderen bringt er neben seinem Beruf als Arzt eine eminent große Erfahrung als Publizist und Organisator ein, die dem Verein eine neue, eine andere gute Ära bescheren wird.
Vor einem wieder zahlreich erschienen treuen Publikum stellte Till Bastian am Freitagabend das im Oktober 2017 erschiene Büchlein „Das Erbe des Erasmus. Die Klage des Friedens und die Hoffnung auf Weltbürgertum“ vor, das er zusammen mit dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik geschrieben hat2. 

Der Samstag stand dann ganz im Zeichen des provokativen Untertitels der Tagung: Beiträge zur Psychopathologie der Macht. Die zu ihrer Zeit hochriskante Feststellung des Psychiaters und Wissenschaftlers Kurt Schneider:
„In guten Zeiten behandeln wir sie, in schlechten Zeiten regieren sie uns“3
schien den zweiten Teil der Tagung von AWC Deutschland e.V. als düsterer Grundton zu begleiten. Mit den „sie“ waren die Psychopathen gemeint, die Schneider in einem Artikel von 1938 in den Fokus genommen hatte.

Till Bastian: Zur Psychopathologie der Macht
Mit schneidender Konsequenz entwickelte Till Bastian aus seiner Sicht als Arzt eine Systematik des Seelenlebens der Menschen, die mit Macht intensiv in Berührung kommen. Seine Darstellung gipfelte in dem Vergleich:
"Das Machtgefühl agiert quasi als ein Parasit, der sich das gesamte Innenleben seines Wirtsorganismus dauerhaft unterwirft."
Sein Text, der im Vortrag d.h. in der lebendigen Rede mit weiteren Beispielen und Vergleichen verdeutlicht wurde, ist höchst lesenswert und wie die Texte der beiden weiteren Referenten in die „Bibliothek“ des Vereins aufgenommen worden.

Erich Schmidt-Eenboom: Egomanen an der Macht. Was Putin, Erdogan und Trump verbindet und auf welche Nationalismen sie ihren Aufstieg stützten.
Klar und dicht vortragend entwickelte Erich Schmidt-Eenboom eine komplexe Sicht auf drei „Staatenlenker“ unserer Zeit, deren Verhaltensweisen, so der Redner, aus dem Kontext ihrer Psychogramme verstanden werden müssen. In sieben thematischen Kapiteln arbeitete Schmidt-Eenboom Gemeinsamkeiten ebenso wie unterscheidende Nuancen der drei Seelenbilder heraus. Der Referent hinterließ bei seinen Zuhörerinnen und Zuhörern durch seine spezifische Skizze der Weltpolitik eine anhaltende Nachdenklichkeit.

Jürgen Rose: Staat im Staat. Rechtsnihilismus, Machtmissbrauch und organisierte Verantwortungslosigkeit in der Bundeswehr.
Ein fulminanter Abschluss der Tagung gelang Jürgen Rose, dem es in seinem temperamentvoll dargebotenen Vortrag gelang, seinen aufwändig dokumentierten „Fall“4 darzustellen und gleichzeitig durch ihn hindurch eklatante Missstände in der Bundeswehr und in Teilen der Gesellschaft transparent zu machen.
Zitiert sei hier aus dem Vorwort zur zweibändigen Dokumentation der „Causa Rose“:
"Eine betrübliche Lehre aus dem Fall Rose lautet: Auch in unserer freiheitlichen Demokratie kann man nicht Nein zu kriminellen Akten der Staatsgewalt sagen, ohne schwerwiegende Folgen auf sich zu ziehen. Oberstleutnant Rose hat das mit der nötigen Schärfe ausgesprochene Nein zu Völkerrechtsverbrechen seinen Beruf und eine aussichtsreiche Karriere gekostet."
Jürgen Roses Referat fasst eindrücklich den gesellschaftlich höchst alarmierenden Vorgang seiner Entlassung zusammen.
Anmerkungen:

1) Presse-Artikel [Südkurier vom 20.11.2017, empfohlen: Druckansicht]
2) Webartikel zum Buch
3) vgl. Referat Bastian, S.1. (s.u.)
4) Notizen zur Dokumentation und deren Rezeption

Die Referate der Tagung als Texte - auch zum Herunterladen:

> Dr. Till Bastian: Zur Psychopathologie der Macht.
> Erich Schmidt-Eenbomm: Egomanen an der Macht.
> Jürgen Rose: Staat im Staat.

 

Ingrid Schittich posthum gewürdigt

Till Bastian und Prof. Gregor Lang-Wojtasik widmen ihr Buch der langjährigen 1. Vorsitzenden von AWC Deutschland e.V.

Einer posthumen Würdigung der im Juli 2017 verstorbenen 1. Vorsitzenden und Mitgründerin des Weltbürgervereins AWC Deutschland e.V. widmete der Südkurier einen Artikel.1
Die Zeitung am früheren Wohn- und Wirkungsort der Weltbürgerin berichtete, dass die Autoren Dr. med. Till Bastian und Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik ihr kürzlich erschienenes Buch
"Das Erbe des Erasmus. Die Klage des Friedens und die Hoffnung auf Weltbürgertum"2
Ingrid Schittich und der 2013 verstorbenen Inderin Hansa Mazgaonkar widmeten.
Diese ehrenvolle Würdigung von Ingrid Schittich ist nicht zuletzt durch ihre Mit-Widmungsträgerin von besonderer Bedeutung. Schon als Studentin hatte Ingrid Schittich Indien zu einem ihrer Traumländer erkoren und u.a. Hindi gelernt. In späteren Jahren als Weltbürgerin nahm sie wahr, dass in der indischen Kultur bisher wenig bewusst gemachte Wurzeln des Weltbürgertums zu finden sind.
Anmerkungen:

1) Presseartikel "Posthume Würdigung..." [Südkurier, 07.11.2017]
2) Webartikel zum Buch

 

Was Macht mit Menschen macht

Tagung zur Psychopathologie der Macht


Die 11. Herbsttagung von AWC Deutschland e.V. widmet sich dem Phänomen der Macht.

    >größere Ansicht

Eine vor 60 Jahren erschienene 14. Auflage des Philosophischen Wörterbuchs (Alfred Kröner Verlag, Stuttgart) zitiert unter dem Stichwort ‚Macht‘ u.a. den Historiker Gerhard Ritter:
„Dies ist das dämonische Wesen der Macht: dass sie auch da, wo mit höchster Selbstlosigkeit für ein ideales Ziel gestritten wird, auf die Dauer nur dem Erfolg gewährt, der zugleich mit höchster Vitalität für sein selbstisches Interesse, für die Durchsetzung seines Eigenwillens streitet, der seinen eigenen Geltungswillen ganz unmittelbar mit dem Einsatz für seine Sache verbindet… Wer Macht besitzt, ist von ihr besessen“ (Gerh. Ritter, Die Dämonie der Macht, 1947)
Die aktuelle, 23. Auflage desselben Nachschlagewerks von 2009 geht radikal nüchtern, naturwissenschaftlich an „Macht“ heran und konstatiert zum „politischen Begriff der Macht“:
Im Bereich des Politischen ist Macht das sich manifestierende Vermögen einer Gruppe oder eines Einzelnen, zu einer konstitutionell oder institutionell begründeten Herrschaft zu gelangen. Eine Macht bzw. jemand, der Macht hat, kann politische Herrschaft erstreben oder faktisch ausüben.
Beide Aspekte führen zu offenen Fragen:
1. Ist Macht eine notwendige, natürliche Konstante des     
    Zusammenlebens der Menschen?

2. Ist Macht an sich etwas Gefährdendes und Bedrohliches?
Diesen Fragen gehen die Referenten in verschiedenen Feldern bzw. aus verschiedenen Blickwinkeln nach.

Weltbürger Erasmus - immer noch im Schatten?

Till Bastian / Gregor Lang-Wojtasik: "Das Erbe des Erasmus" ist Mitte Oktober erschienen

Das Ambiente
Heute wie vor 500 Jahren scheint Erasmus von Rotterdam im Schatten des „Giganten“ Luther zu stehen, dessen Thesenanschlag in Wittenberg im Jahre 1517 als Beginn der Reformation gesehen wird1. Die Festreden, Vorlesungsreihen, Kolloquien, Gottesdienste, Konzerte, Filme, TV-Beiträge, Fan-Artikel zu Luther, wer könnte sie zählen?

Spärlich, ja kläglich dagegen fiel das Gedenken an Erasmus aus, an den Mann ohne Lobby, der im selben Jahr 1517 seine brillante pazifistische „Klage des Friedens“ (Querela Pacis) veröffentlichte. Darin trägt eine allegorische Figur, die römische Göttin Pax, ihre Wehklage darüber vor, dass sie heimatlos, nirgendwo auf der Erde willkommen ist. Die Schrift skizziert eine modern anmutende Anthropologie des Erasmus und zugleich die Vision einer Welt, die auf Frieden, auf Harmonie aus Nächstenliebe und auf einen universalen Humanismus gegründet ist. 

Und doch haben im Laufe des Jahres 2017 tapfere Wenige in Vorträgen, Seminaren und in einer kleinen Ausstellung an den potentiell bahnbrechend pazifistischen Ansatz der „Klage“ des Erasmus erinnert2. Eine schweizerische Stimme spricht sogar vom „Erasmusjahr 2017“3. Allen angetan hatte es dabei das eindeutige Wort des Erasmus in seiner Friedensschrift:

„Kaum kann je ein Friede so ungerecht sein, dass er nicht besser wäre als selbst der gerechteste Krieg."

 Grafik: Verlag Klemm u. Oelschläger
Das Buch
In dieser Situation ist es umso bemerkenswerter, dass die Autoren Till Bastian und Gregor Lang-Wojtasik in ihrem Buch „Das Erbe des Erasmus“ nicht nur den Pazifisten Erasmus würdigen, sondern auch den Weltbürger Erasmus entdecken und sein humanistisches Weltbürgertum erklären.
Der schmale Band unternimmt den gelungenen Versuch, auf kleinem Raum verschiedene Aspekte zu Erasmus zusammenzutragen. Die Beiträge sind jeweils einem der beiden Autoren bzw. beiden zugeordnet.
1.Der pazifistische Kosmopolitismus des Erasmus wird in unsere Zeit hereingeholt und zum Überlebenskonzept der Menschheit hin aktualisiert.
2. Eine kurze Nacherzählung bzw. Neuerzählung der Klage der antiken Friedensgöttin nennt als hauptsächliche Ursachen der Friedlosigkeit  unserer Welt heute den unzähmbaren Eigennutz und das Nicht-wahr-haben-Wollen des Zustands unserer Welt.
3. Ein erziehungswissenschaftlicher Artikel zur Transformative World Citizenship Education eröffnet im Rückgriff auf Erasmus, Gandhi und Freire einen radikal zukunftsweisenden Horizont für Lehrende wie Lernende.
4. Ihre Frage: „Ist die Menschheit noch zu retten?“ beantworten die Autoren in 12 „perspektivischen Thesen“, die alle Erasmus in verschiedener Hinsicht verpflichtet sind.
Das Buch ist im Buchhandel erhältlich:
ISBN 978-3-86281-117-5 (EUR 13,80)
oder im Shop des Verlags .

Anmerkungen:

1) Zur Problematik der Reformation ein interessantes Interview mit
    Thomas Kaufmann [deutschlandfunk, Manuskript]
2) Einige Links zu Texten und Medienbeiträgen im ausgebliebenen
    "Erasmusjahr"
3) www.erasmusjahr.ch

Kosmopoliten können Kommune

Notwendige Bemerkungen zu Thesen des Politologen Wolfgang Merkel zum Ausgang der Bundestagswahl

Die Thesen des Politologen Merkel, die er in einem Interview mit der taz am 22.9.2017 vertrat, konnten nicht unwidersprochen bleiben. Der taz-Ressortleiter Inland, Martin Reeh, resümiert sein Interview mit Herrn Merkel so:
„Linksliberale Kosmopoliten sind für den Erfolg der Rechtspopulisten mitverantwortlich“.
Klaus Schittich von AWC Deutschland e.V. trat in einem Leserbrief in der taz vom 27.09.2017 einerseits der Vereinfachung der politisch-sozialen Bestandsaufnahme durch das undeutliche Begriffspaar „Kosmopolitismus“ und „Kommunitarismus“ entgegen. Andererseits bezweifelte er, dass die Idee des Kosmopolitismus und dessen Erscheinungsformen auf die Formel verkürzt werden können, sie seien eine Folge der sog. Globalisierung.
Für den Leserbriefautor Schittich ist der Kosmopolitismus, bzw. das Weltbürgertum, eine politische Philosophie, die immer zugleich ethische Ansprüche stellt. Das Weltbürgertum und die Beziehung der Menschen zu einer jeweils vorgefundenen Gemeinschaft seien keine Gegensätze, sie ließen sich durchaus gleichzeitig leben und erleben.

 > zum Leserbrief: "Kosmopoliten können Kommune" [taz, 29.09.2017].
 > zum Interview: "Die AfD wird belieben"  [taz, 22.09.2017], auf das sich der Leserbrief bezieht.

Meinungsfreiheit bedroht?

Annette Groth und Günter Rath legen Broschüre zu Aktivitäten der „Freunde Israels“ vor

In ihrer sachkundigen Broschüre1, die auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, gehen die Autorin und der Autor verschiedenen Aspekten der „Gefährdung der Meinungsfreiheit in Deutschland durch die Kampagnen der sogenannten 'Freunde Israels‘" nach.


Neben Fakten enthält das Büchlein u.a. bemerkenswerte Stellungnahmen. Besonders alarmierend ist dabei die Feststellung Prof. Pappes (University of Exeter), dass die Bevormundung und die Realtitätsverweigerung im Spannungsfeld Israel-Plästina auch den akademischen Raum erreicht und erfasst hat. 
Zum Kern des Konflikts schreibt Pappe: 
„…anscheinend muss gegenüber der deutschen Öffentlichkeit und den deutschen Medien verdeutlicht werden, dass es sich nicht um eine religiöse Frage mit unantastbaren Doktrinen handelt, sondern vielmehr um die Frage, ob es sich bei Israel um einen Apartheidstaat handelt und/oder - wie ich selbst in einigen neueren Publikationen festgestellt habe - um einen Siedlerkolonialstaat, der unter internationalem Recht zahlreiche Verbrechen begeht, darunter das Verbrechen der ethischen Säuberung; eine Fragestellung, die sehr wohl innerhalb eines wissenschaftlichen Rahmens und einer öffentlichen Debatte diskutiert und beschlossen werden kann.“2
Zur einer brisanten aktuellen Situation nimmt MdB Annette Groth in einem Mini-Interview Stellung3.

AWC/online-Redaktion:
Liebe Annette! Beantworten die aktuellen Verbote u.a. in Berlin, Frankfurt und München, städtische Räume für BDS-Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, die Titel-Frage eurer Broschüre in besonderer Weise?
Annette Groth:
Ja, denn diese Verbote für BDS-Veranstaltungen sind besondere Eingriffe in die Meinungsfreiheit, die in unserem Grundgesetz verankert ist. Aber die Verbote betreffen ja  nicht nur BDS-Veranstaltungen, sondern zunehmend auch Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, sogar Konzerte, die sich mit der Menschenrechtssituation in Israel und in Palästina beschäftigen. Es wird immer schwieriger, Veranstaltungsorte  zu finden, da die Betreiber durch Anrufe, Emails und dgl. massiv unter Druck gesetzt werden, so dass zugesagte Veranstaltungsräume wieder abgesagt werden. Wenn das so weitergeht, können wir demnächst nur noch draußen oder in einem Zelt Veranstaltungen durchführen.  M.E. geht es schon  lange nicht mehr um den Nahost-Konflikt,  sondern darum,  progressive, linke Diskussionen zu erschweren bzw. zu eliminieren. Der Terrorismus-Verdacht zu Veranstaltungen z.B. zu NSU, G20-Gipfel in Hamburg  etc. kann schnell konstruiert werden, um unliebsame Diskussionen zu unterbinden. Das kürzliche Verbot von indymedia, das dann wieder aufgehoben wurde, sollte uns sehr zu denken geben. Das ist ein ernstzunehmender Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit.
AWC/online-Redaktion:
Liebe Annette, herzlichen Dank und von uns aus eine gute und doch noch wirkungsreiche Zeit im Bundestag. MdB bist du ja bis 31. Oktober 2017, wie wir von dir aus einem anderen Gespräch wissen.

Anmerkungen:

1) Broschüre zum Download
    Broschüre als gedruckte Fassung (EUR 5,00) bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
2) Pappe 2017, zit. n.d. hier besprochenen Broschüre, S. 46.
3) das Interview wurde am 09.09.2017 per E-mail geführt.

Zum Weiterlesen:

> Interview mit A. Groth: "Die Besatzung ist völkerrechtswidrig"
    [Kontext, 31.05.2017]
> Website BIB (Bündnis zur Beendigung d. israelischen Besatzung e.V.)
    Anmerkung: Die Website ist vermutlich die beste deutschsprachige
    Website zum Israel-Palästina-Konflikt.  
> Lexikon-Artikel "Konsumenten-Boykott" [Wikipedia, zuletzt gesehen: 10.09.17]
  

Ingrid Schittich gestorben

Würdigung der langjährigen 1. Vorsitzenden durch Florian Pfaff

                   
Ingrid Schittich †
Am Anfang des Mitgliederrundbriefs vom 26. Juli, den wir hier öffentlich machen, schreibt der 2. Vorsitzende Florian Pfaff:
"Liebe Freunde und Freundinnen, der Mitgliederrundbrief enthält heute eine traurige Nachricht, die viele von Euch aber wohl schon kennen:
Die 1. Vorsitzende unseres Vereins, Ingrid Schittich, ist am 03.07.2017 verstorben.
Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung fand am 14. Juli in Freiburg statt. Ingrid Schittich war nicht nur Gründungsmitglied von AWC Deutschland. Bis kurz vor ihrem Tod hat sie auch als 1. Vorsitzende unschätzbare Dienste für die Sache des Weltbürgertums und unseren Verein geleistet und sich dabei unseren Respekt und unsere Dankbarkeit erworben..."

 > Schreiben von Florian Pfaff

Zum Weiterlesen:

Zwei Streiflichter noch:
1.
Ein kurzes, eigentlich zufälliges Licht auf die Wirkung von Ingrid Schittich und auf ihre Art zu denken und zu handeln enthält ein Brief von K.Schittich, den er aus einem lokalen Anlass an Freundinnen und Freunde in Freiburg geschrieben hat.                                                                   > zum Brief
2. Von den vielen, einfühlsam und liebevolll an die Verstorbene erinnernden Worte sei wenigstens eines wiedergegeben:
             "... zumal ich Ihre Frau an der Seite von Ihnen als aufrichtige, unermüdliche und dennoch bescheidene Kämpferin für die Menschen und gegen die allgegenwärtige Gewalt erlebt habe. Sie war ein großes Vorbild, dem viel mehr Menschen nacheifern sollten. Dass es leider nicht so ist, davon hat sie sich nie entmutigen lassen."

Obama not welcome

Offener Brief zum geplanten Auftritt Barack Obamas beim Evangelischen Kirchentag in Berlin

Dem Diplom-Mathematiker und Informatiker Wolf Göhring, der sich jahrzehntelang dafür engagiert hat, dass seine Wissenschaft nicht vom Militär vereinnahmt wird, ist vor wenigen Tagen der Kragen geplatzt.

 Barack Obama 2012 - Official White House Photo by Pete Souza

Aus den Hörfunknachrichten und aus der Frankfurter Rundschau1 hatte er erfahren, dass Obama zu einer Podiumsdiskussion auf dem Evangelischen Kirchentag (24. bis 28. Mai 2017) kommen werde.
Beim Bonner Ostermarsch war Obamas vorgesehener Auftritt noch kein besonderes Thema. Ein paar Gespräche mit einigen Bekannten aber ließen in Wolf Göhring den Gedanken keimen, einen offenen und deutlich kritischen Brief an einen „Zuständigen“ bei der Evangelischen Kirche in Deutschland zu richten.

Ganz sicher ist Wolf Göhring nicht allein mit seinem Unbehagen, dass Obama ein „Highlight“ bei einem Kirchentag sein könnte. Wo Kirchentage ja immer auch einen gesamtgesellschaftlichen Anspruch erheben. Der Mainstream in den Medien und in der Evangelischen Kirche kann offenbar gut damit leben, dass die friedensnobelpreisbewehrte Lichtgestalt Obama z.B. gut 500 mörderische Drohneneinsätze2 auf ihr möglicherweise vorhandenes Gewissen geladen hat, - um nur eines der Verbrechen zu nennen, die große Teile der Weltgesellschaft wohlwollend akzeptierten. 
Im Übrigen findet Bischof Bedford-Strohm, zur Zeit der wichtigste Sprecher der evangelischen Christen in Deutschland, Obamas Handeln sei: „…auch sehr stark begründet im christlichen Glauben“3. 
Wolf Göhrings Kritik an dieser Einladung sollte gehört und richtig verstanden werden. Verstanden als Anstoß dazu, in unserer Gesellschaft stärker über Wahrhaftigkeit und Redlichkeit nachzudenken. Verbunden mit der Hoffnung, dass in Berlin das eine oder andere Plakat hochgehalten wird:
Obama not welcome.

> Der offene Brief im Wortlaut


Anmerkungen:

1) http://www.fr.de/politik/kirchentag-obama-kommt-nach-berlin-a-1259575
2) die FAZ kommt schon im Juli 2016 auf 473 „Einsätze“:
http://www.faz.net/aktuell/politik/kampf-gegen-den-terror/bilanz-von-obamas-drohneneinsaetzen-14320818.html
3) fr.de, a.a.O

 

Obama not welcome

Offener Brief zum geplanten Auftritt Barack Obamas beim Evangelischen Kirchentag in Berlin

Dem Diplom-Mathematiker und Informatiker Wolf Göhring, der sich jahrzehntelang dafür engagiert hat, dass seine Wissenschaft nicht vom Militär vereinnahmt wird, ist vor wenigen Tagen der Kragen geplatzt. 

 Barack Obama 2012 - Official White House Photo by Pete Souza

Aus den Hörfunknachrichten und aus der Frankfurter Rundschau1 hatte er erfahren, dass Obama zu einer Podiumsdiskussion auf dem Evangelischen Kirchentag (24. bis 28. Mai 2017) kommen werde.
Beim Bonner Ostermarsch war Obamas vorgesehener Auftritt noch kein besonderes Thema. Ein paar Gespräche mit einigen Bekannten aber ließen in Wolf Göhring den Gedanken keimen, einen offenen und deutlich kritischen Brief an einen „Zuständigen“ bei der Evangelischen Kirche in Deutschland zu richten.

Ganz sicher ist Wolf Göhring nicht allein mit seinem Unbehagen, dass Obama ein „Highlight“ bei einem Kirchentag sein könnte. Wo Kirchentage ja immer auch einen gesamtgesellschaftlichen Anspruch erheben. Der Mainstream in den Medien und in der Evangelischen Kirche kann offenbar gut damit leben, dass die friedensnobelpreisbewehrte Lichtgestalt Obama z.B. gut 500 mörderische Drohneneinsätze2 auf ihr möglicherweise vorhandenes Gewissen geladen hat, - um nur eines der Verbrechen zu nennen, die große Teile der Weltgesellschaft wohlwollend akzeptierten. 
Im Übrigen findet Bischof Bedford-Strohm, zur Zeit der wichtigste Sprecher der evangelischen Christen in Deutschland, Obamas Handeln sei: „…auch sehr stark begründet im christlichen Glauben“3. 
Wolf Göhrings Kritik an dieser Einladung sollte gehört und richtig verstanden werden. Verstanden als Anstoß dazu, in unserer Gesellschaft stärker über Wahrhaftigkeit und Redlichkeit nachzudenken. Verbunden mit der Hoffnung, dass in Berlin das eine oder andere Plakat hochgehalten wird:
Obama not welcome.


Anmerkungen:

1) http://www.fr.de/politik/kirchentag-obama-kommt-nach-berlin-a-1259575
2) die FAZ kommt schon im Juli 2016 auf 473 „Einsätze“:
http://www.faz.net/aktuell/politik/kampf-gegen-den-terror/bilanz-von-obamas-drohneneinsaetzen-14320818.html
3) fr.de, a.a.O

 

Falscher Mythos Beistandspflicht

AWC/online-Redaktion interviewt Erich Schmidt-Eenboom

 Erich Schmidt-Eenboom
 Bild: © privat
 
 
 
Der Anlass
In der ZDF-Sendung am 30. März: „Erdogans langer Arm - Türkische Spione in Deutschland“ mit Maybritt Illner hat der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom die Teilnehmer der Gesprächsrunde und die 3,09 Millionen1 Zuschauer wiederholt verblüfft.
Aufsehen erregte u.a. seine Aufforderung an die Bundesregierung, „die bekannten, führenden hauptamtlichen Mitarbeiter des MIT [=türkischer Geheimdienst] aus der Bundesrepublik aus[zu]weisen“. Und geradezu ungläubig aufgenommen wurde seine Einschätzung, der jüngste Putsch in der Türkei sei „ein Pseudoputsch“ gewesen, den Erdogan inszeniert habe, um einem tatsächlichen Putsch zuvorzukommen. 

Für alle Friedensfreundinnen und Friedensfreunde aber war es ein markanter Durchbruch, als Erich Schmidt-Eenboom an so prominenter Stelle der deutschen Medienlandschaft mit wenigen Worten den Mythos von der „Beistandspflicht“ innerhalb der NATO als Lüge entzauberte.
Der von ungezählten Politikerinnen und Politikern und Medienleuten völlig kritiklos  wiederholten und oft mit einer schwülstigen „Bündnistreue“ vermengten Unwahrheit setzte Schmidt-Eenboom den nüchternen Begriff der “Beistandsermessenspflicht“ entgegen.

Das Interview
In einem eindrücklichen Interview mit der AWC/online-Redaktion erläutert der Geheimdienstexperte Schmidt-Eenboom nochmals den Komplex der sog. „Beistandspflicht“. Er geht zudem auf aktuelle Fragen in diesem Zusammenhang ein und gibt Einblicke in seine Arbeitsweise.
Als Weltbürger fasst er die Mission hinter seiner Arbeit so zusammen:
"Indem wir den Verantwortlichen immer wieder das hässliche Spiegelbild ihres Tuns und Unterlassens vor Augen führen, tragen wir doch hoffentlich unser Scherflein dazu bei, dass dem rasanten technischen Fortschritt und der damit verbundenen Ausplünderung der Erde moralische Grenzen erwachsen." (Interview, S. 1)

> Interview mit Erich Schmidt-Eenboomn

Anmerkungen:

Quote zur Sendung

Zum Weiterlesen:

> E. Schmidt-Eenboom in den Medien (29.03.-03.04.2017)
> Webartikel:  E. Schmidt-Eenboom 2011 als Referent bei AWC

 

Fukushima: Lügen ohne Ende?

Brief aus Japan zum 6. Jahrestag des Super-Gaus

Der japanische Atomkraft-Kritiker Kazuhiko Kobayashi wendet sich zum sechsten Jahrestag des Fukushima Super-Gaus am 11. März mit neuen aufrüttelnden Informationen an seine deutschen Freundinnen und Freunde.
Im November 2015 hat Kazuhiko Kobayashi auf Einladung von AWC Deutschland e.V. und der Freiburger Kant-Stiftung an der Universität Freiburg über die Situation in Japan nach Fukushima berichtet. Die Veranstaltung wurde von neun ideellen Mitveranstaltern aus dem Bereich der Umwelt- und Friedensorganisationen mitgetragen.


 Kazuhiko Kobayashi in Freiburg  Bild: © awc_ks
Auch dieses Jahr entlarvt Kazuhiko Kobayashi die Verlautbarungen der japanischen Regierung und der japanischen Atomindustrie als dreiste Lügen. 
Von der Regierung ist offenkundig keine Hilfe für die immer noch von der Katastrophe  betroffenen Menschen zu erwarten. Deshalb bittet der Autor seine Freundinnen und Freunde in Europa wieder um Unterstützung bei seinen Projekten für Kinder und deren Familien aus Fukushima.
In seinen bisherigen Projekten ging es darum, Kinder aus Fukushima in Erholung zu schicken, damit sie einmal frei und ohne Angst im Freien toben können. Ein neuer Schwerpunkt wird im mehr sozialpolitischen Bereich liegen. Müttern mit Kindern, denen bisher Wohnungen entfernt von Fukushima überlassen wurden, droht die Kündigung dieser Wohnungen und die mögliche zwangsweise Rückführung in das Katastrophengebiet.

AWC Deutschland e.V. erklärt sich solidarisch mit den Opfern einer höchst unverantwortlichen Atom-Politik, die bis heute von ihrer Regierung belogen und im Stich gelassen werden. Unsere Solidarität und Loyalität gilt in weltbürgerlicher Sicht auch hier den einzelnen Menschen, egal ob sie in einem Dritte-Welt-Land oder in einem  hochindustrialisierten Land wie Japan leben.
 
Zum Lesen:
Rundbrief zum 6. Jahrestag der Fukushima-Katastrope [K.Kobayashi]

Zum Nachlesen:

Webartikel zur Veranstaltung mit K. Kobayashi im November 2015

 

Vernichtung als Erlösung

Ein Blick auf die religiöse Dimension der nationalsozialistischen Vernichtungs-Ideologie

Der „Tag des Gedenkens“ am 27. Januar, der auf Initiative des kürzlich verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Roman Herzog eingerichtet wurde, ist erst 20 Jahre alt. Es hat lange 52 Jahre gedauert, bis sich die Bundesrepublik Deutschland dazu entschließen konnte, der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee einen Gedenktag zu widmen.

 Bild: pixabay
Der Arzt und Schriftsteller Dr.Till Bastian sprach aus diesem Anlass in Isny in der „Stunde das Gedenkens“ des Städte-Partnerschaftsvereins Isny–Andrychow (Polen).
Till Bastian stellte in seiner Rede zwei Schwerpunkte heraus: zum einen die von den Nazis akribisch dokumentierten Zahlen der Opfer und zum anderen die religiöse Dimension der nationalsozialistischen Vernichtungs-Ideologie.
Sein Vortrag mündet in die befremdliche Einsicht, „...dass es sehr wohl möglich ist, sich einen unbegreiflichen, allmächtigen, aber eben nicht gütigen Gott zu denken und konsequent an ihn zu glauben...“ (S. 9 f.).
Diese Einsicht verbindet Till Bastian mit der Mahnung, „...die Verknüpfung von „Gott“ und „Güte“ auch, vielleicht sogar gerade in der Moderne nicht für zwingend notwendig zu erachten.“ (S. 10). 


Zum Weiterlesen:

Text der Rede: Vernichtung als Weg zur Erlösung. Ein neuer Blick auf den nationalsozialistischen Massenmord. [Till Bastian]]

Buchempfehlung:

In einer Situation, in der in der Bundesrepublik Deutschland wieder einmal unverfroren über eine Revision der Gedenkkultur nachgedacht wird, erscheint es umso notwendiger, nochmals das "Auschwitzbüchlein" von Till Bastian, das seit Februar 2016 in 6. Auflage vorliegt, dringend zu empfehlen:
Webartikel
beim Erscheinen von "Auschwitz und die "Auschwitzlüge" mit einem rezensionsartigen Essay von I. Schittich.

 

Rückständige Spezies Mensch?

Ungewöhnliche These im Neujahrsbrief


 Bild: Gellinger
Der Brief zum neuen Jahr, der an die Mitglieder und an Freundinnen und Freunde von AWC Deutschland e.V. gerichtet ist, enthält eine ungewöhnliche These: die Spezies Mensch habe sich noch nicht entdeckt. Sie sei, so die 1. Vorsitzende des Weltbürger & Weltbürgerinnen-Vereins, in einem evolutionär rückständigen Zustand. 
Der biologistisch-evolutionäre Ansatz, das ist im Text bald zu erkennen, dient der Autorin allerdings lediglich als Denkmodell. Sie nutzt dieses Modell, um auf Grundstrukturen und Missstände in der deutschen Gesellschaft wie in anderen „westlichen“ Gesellschaften hinzuweisen. 
Bemerkenswert ist dabei u.a. der Katalog der „westlichen Werte“, die sie in diesen Gesellschaften im Schwange sieht: "Egoismus, Schamlosigkeit, Rücksichtslosigkeit, Korruption und Menschenverachtung" (S. 6f.).
Die Autorin legt ihren Beitrag vor „ohne Anspruch, ein eigener philosophischer oder anthropologischer Ansatz zu sein“ (S.1).


Zum Lesen:

Text: Die Spezies Mensch hat sich noch nicht entdeckt. Einige Gedanken zum neuen Jahr. [I.Schittich]

 

20 Wochen Aktionen

Trägerkreis "Atomwaffen abschaffen" lädt zu Aktionen ein


Der Trägerkreis “Atomwaffen abschaffen - bei uns anfangen“ ruft auf zur Mitwirkung an der Aktion

Aktionspräsenz 2017 - 20 Wochen gegen 20 Atombomben.

Die Aktion will gut organisiert und gut strukturiert im Jahr der Bundestagswahlen möglichst viele Kräfte mobilisieren, die sich für die Abschaffung aller Atomwaffen sowie für die Beseitigung der Atomwaffen aus Deutschland einsetzen.

Der Trägerkreis schreibt:
„Motiviert durch die guten Erfahrungen der Aktionspräsenz 2016 mit 45 Gruppen verstärken wir bis zur Bundestagswahl (September 2017) den Druck. Wir werden 20 Wochen lang in Büchel in der Eifel protestieren, vom 26. März bis 9. August 2017. Die 20 Wochen stehen für die 20 Atombomben, die in Büchel stationiert sind.“ Die Materialien zur Aktion nennen eine reiche Palette von Möglichkeiten, wie sich alle nach ihren persönlichen Möglichkeiten einbringen können.


Zum Weiterlesen:

Flyer zu den Aktionen mit Vorschlägen und Adressen

Tagung: Menschenbilder im Wandel

Erfolgreiche 10. Herbsttagung in Überlingen


Dr. Till Bastian  Bild:©awc_ks
Auch die 10. öffentliche Herbsttagung von AWC Deutschland e.V. in Überlingen setzte einen deutlichen zivilgesellschaftlichen Akzent. Die Tagungen der Weltbürger & Weltbürgerinnen sind ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens der kleinen Stadt am Bodensee. Dies spiegelt nicht zuletzt die ausgezeichnete redaktionelle Begleitung der Tagung durch die örtliche Presse wider.
In den Tagungen der vergangenen zehn Jahre versuchte AWC Deutschland e.V., Bausteine eines noch zu entwickelnden Weltbürgertums zusammenzutragen. Die Rahmenthemen der Tagungen waren so angelegt, dass jeweils ein anderes Problem bzw. ein anderer Blickpunkt von weltbürgerlicher Relevanz angeschaut und diskutiert wurde.

Im Jubiläumsjahr näherten sich die Veranstalter, die Referentin und die Referenten dem Thema:

Unser Bild vom Menschen - Beiträge zu einer kosmopolitischen Verantwortung.

Ingrid Schittich, die 1. Vorsitzende des Vereins, eröffnete die Tagung mit Begrüßungsworten, die bald in eine schonungslose Entlarvung der sog. westlichen Werte einmündeten. Mit der Frage nach dem Gegenentwurf zur vorherrschenden Giergesellschaft gab sie den Staffelstab an den Arzt und Schriftsteller Dr. med. Till Bastian aus Isny weiter.

In seinem Grundsatzreferat ging Till Bastian verschiedenen Aspekten von Verantwortung, von gedanklicher Verankerung des Weltbürgertums und dessen emotionalen Voraussetzungen nach. Sein Konzept des Kosmopolitismus führt u.a. zu vier Handlungsprinzipien, die einen radikalen Paradigmenwechsel mit sich bringen:
dem Prinzip VERANTWORTUNG als ethischem Grundprinzip,
dem Prinzip VORBEUGUNG als politischem Grundprinzip,
dem Prinzip NACHHALTIGKEIT als ökonomischem Grundprinzip,
dem Prinzip ANPASSUNG als ökologischem Grundprinzip.

Die junge Deutsch-Palästinenserin Elizabeth Fleckenstein leitete mit ihrem Referat kompetent und leidenschaftlich engagiert den Nachmittag der Tagung ein, der dem Thema Flüchtlinge gewidmet war. Die Verbindung zum Rahmenthema sah Klaus Schittich, der die Referentin vorstellte, in der Frage, ob die Flüchtlinge möglicherweise die Vorboten einer Weltgesellschaft sind, mit der unsere Gesellschaft noch nicht zurecht kommt.

 Elizabeth Fleckenstein  Bild: © privat
Elizabeth Fleckenstein aus Freiburg, die den meisten Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmern schon aus TV und Hörfunk des SWR bekannt war, fügte Informationen zur rechtlichen Grundsituation der Flüchtlinge, zur Arbeit des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz  (IKRK) und zur Rolle der UNO mit ihren eigenen Erfahrungen als Flüchtlingshelferin in verschiedenen Krisengebieten zu einem dichten Bild zusammen.
Selten war das politische Geschehen der „großen Welt“ auf einer AWC-Tagung so authentisch präsent wie im Vortrag von Elizabeth Fleckenstein. Mit großer innerer Zuwendung verfolgten die Zuhörerinnen und Zuhörer z.B. die Schilderung ihrer Arbeit als Mitarbeiterin des IKRK in Kolumbien. Dort verhandelte sie im IKRK-Team zwischen den Fronten von FARC und staatlichem Militär. Die strenge Neutralität des IKRK war dabei die Basis für das sich Schritt für Schritt entwickelnde Vertrauen der Kontrahenten zu Elizabeth Fleckenstein und ihren Kolleginnen und Kollegen. Ingrid Schittich fasste ihren Respekt vor dieser jungen Frau so zusammen: „Wie kann man nur so jung und schon so reif sein!“

Auch der Journalist und Filmemacher Jürgen Weber stellte Flüchtlinge in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Persönlich ist der Konstanzer seit über zwei Jahrzehnten mit Roma verbunden, mit ihren Schicksalen und mit den Schwierigkeiten, die mit der Arbeit für sie in Deutschland verbunden sind.
 

 Jürgen Weber  Bild: ©awc_ks
Sein Referat verband den Blick auf einen historisch erweiterten Flüchtlings- und Migrationsbegriff mit der aktuell in unserer Gesellschaft erfahrenen und diskutierten Situation. 
Jürgen Weber warf ein Schlaglicht auf vergangene, unfassbare Zustände mitten in Europa, indem er Fakten zu  den sog. Kaminfegerbuben ausbreitete. Diese Kinder wurden in der Schweiz und in Italien als Kaminfegersklaven verkauft. Sie mussten ihre Heimat, ihre Familien verlassen und kamen in aller Regel schon als Kinder elend um. Es gibt Berichte, dass diese Praxis noch im 20. Jahrhundert gängig war1.
Sein Referat gipfelte in der Frage, die Jürgen Weber schon in den Titel seines Referats hineingenommen hatte: Wie konntet ihr das zulassen? Er plädierte für einen solidarischen, die Menschenwürde achtenden Umgang mit allen Menschen, die schutzsuchend nach Deutschland kommen.
____________________________
1) z.B. eine Quelle aus der Schweiz

Zum Weiterlesen:

Einführung: Auch das ist unsere Gesellschaft [Ingrid Schittich]
Referat: Die psychosozialen Voraussetzungen einer Weltgesellschaft [Dr. Till Bastian]
Presseartikel vor der Tagung: Südkurier vom 07.10.2016
Presseartikel nach der Tagung: Südkurier vom 10.10.2016

 

Jubiläumstagung: Bild vom Menschen

10. Herbsttagung in Überlingen

AWC Deutschland e.V. veranstaltet am 08. Oktober 2016 seine 10. öffentliche Herbsttagung in Überlingen. Wie in den vergangenen Jahren werden Themen aufgegriffen, die sich auf die Idee eines pazifistischen Weltbürgertums konzentrieren. Die Jubiläumstagung steht unter dem Rahmenthema:
Unser Bild vom Menschen - Beiträge zu einer weltbürgerlichen Verantwortung.
Um dem Weltbürgertum ein Stück näher zu kommen, müssen die vorherrschenden Bilder vom Menschen hinterfragt werden. Auf der diesjährigen Tagung soll versucht werden, ein weltbürgerliches Bild vom Menschen zu entwerfen.

Der bekannte Arzt und Schriftsteller Dr. Till Bastian wird unter dem Thema:
Psychosoziale Voraussetzungen für das Gelingen einer Weltgesellschaft
dieser Kernfrage nachgehen.

Dr.Till Bastian • Bild:©privat

Um Bilder von Menschen geht es auch bei den weiteren Vorträgen, die sich dabei dem Thema Flüchtlinge nähern.


 Elizabeth Fleckenstein • Bild:©privat

Die junge Deutsch-Palästinenserin Elizabeth Fleckenstein war bis vor Kurzem beim DRK in Freiburg in der Flüchtlingsarbeit tätig. Vorher hatte Elizabeth Fleckenstein an verschiedenen Orten der Welt Erfahrung mit Flüchtlingen gesammelt, u.a. im Libanon, in Jordanien und Kolumbien. 
Sie wird ihr Thema:
Flüchtlingshilfe - Menschliche und rechtliche Aspekte
daher vor dem Hintergrund reicher, spannender, aber auch schmerzlicher Erfahrungen darstellen.

Große Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingen hat auch der Konstanzer Journalist, Filmemacher und Autor Jürgen Weber, der seit März 2015 Mitglied im Sprecherrat des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg ist. Seit über 20 Jahren ist er u.a. aktiv für Roma tätig. Er widmet sich in jüngster Zeit auch der aktuellen Flüchtlingssituation in Südeuropa, besonders in Griechenland.


 Jürgen Weber • Bild.©privat
 
Bei seinem Thema:
„Wie konntet ihr das zulassen?“ - Flüchtlinge und wir 
wird Jürgen Weber besonders dafür plädieren, Flüchtlinge in erster Linie als Menschen zu sehen.

Die Tagung findet am
Samstag, den 08. Oktober, ab 11 Uhr
im Kolpingsaal, Münsterstr. 55, in Überlingen statt. Der Eintritt ist frei, Kostenbeiträge sind gern gesehen. Gäste sind herzlich willkommen.

Zum Weiterlesen:

Programm der Herbsttagung

Tair Kaminer frei

Israelische Kriegsdienstverweigerin war knapp sieben Monate in Haft

Tair Kaminer       
In einem Rundschreiben an Mitglieder und Interessentinnen und Interessenten schreibt die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V. am  05. August 2016:

Liebe Freundinnen und Freunde,
als ersten Satz und sozusagen als Kurznachricht: 
Tair Kaminer ist seit dem 03. August frei.

Wie ich euch am 17.07. schreiben konnte, hat die zuständige israelische Militärbehörde im Juli entschieden, dass Tair Kaminer aus dem Militär entlassen wird. Sie hat dem Militär, wie ihr wisst, mit kurzen Unterbrechungen knapp sieben Monate lang als Gefängnis-Insassin angehört, weil sie den Kriegsdienst verweigerte. 
Am 03. August hat mich eine E-mail ihrer Mutter erreicht, in der sie schreibt: „Tair is home“ (Tair ist zu Hause) - und danach zwei Dutzend und ein Ausrufezeichen gesetzt hat. Das Glück und die Erleichterung bei Tair und ihrer Familie müssen unendlich groß sein. Tair geht es gut, ihre Mutter schreibt, sie treffe sich mit ihren Freundinnen und Freunden. Viele von ihnen haben sie in der ganzen Zeit nach jeder neuen Verurteilung auf dem Weg ins Gefängnis begleitet. So glücklich Tair und ihre Familie sind, so bewusst ist ihnen auch, so schreibt mir ihre Mutter gleichzeitig, dass die politische Situation, die der Grund für Tairs Verweigerung war, nicht gelöst ist. 
Den Dank der Familie an uns gebe ich gern an euch weiter, an alle, die sich aktiv für Tair eingesetzt haben, aber auch an alle, die Tair in Gedanken begleitet haben.
 

Mit herzlichen Grüßen
Ingrid Schittich
AWC Deutschland e.V.
Weltbürger & Weltbürgerinnen
1. Vorsitzende

Zum Nachlesen:

AWC-Webartikel zum Aktionstag am 13.05.2016

 

Bundeswehr: Nicht vor laufender Kamera

Florian Pfaff und die Erblast der Bundeswehr - ein Tag in Bonn

Am 11. Juni musste der Wochenmarkt in Bonn vom Rathausplatz auf den „Friedensplatz“ umziehen. Denn bezeichnenderweise sollte oder wollte die Bundeswehr ihren „Tag der Bundeswehr“ nicht auf dem "Friedensplatz" abhalten. 
Bonn war eine der 16 Städte, an denen dieses propagandistische Spektakel stattfand. In Bonn verlief die Aktion relativ ruhig, aus anderen Orten war Heftigeres zu berichten1. 
Die Frauen und Männer in Uniform präsentierten sich als griffeklopfende Schautruppe - immerhin waren schneidige acht Mann des Drillteams des Wachbataillons angereist -, als Sanitätstrupp, als Hundestaffel, als Team von Leistungssportlern.


   Bild: sreenshotyoutube

Die Realität der Bundeswehr, so fanden Major a.D. Florian Pfaff sowie Wolfgang Buff, Referent für Friedensbildung im Zentrum Ökumene der EKHN und der EKKW, sehe ganz anders aus. Ihrer Meinung waren auch eine ganze Reihe von FriedensaktivistInnen, die vor Ort gegen das „Werben fürs Sterben“ protestierten.


   Bild. screenshot/youtube

Florian Pfaff und Wolfgang Buff agierten bzw. agieren in ihren beiden Arbeitsleben vordergründig betrachtet in völlig verschiedenen Welten. Beide sind allerdings von der „Stärke des Rechts“ im Gegensatz zum „Recht des Stärkeren“ überzeugt.


Florian Pfaff beim "Tag der Bundeswehr" in Bonn.
 Bild: screenshot/youtube
An Rechtsbrüche der Bundeswehr zu erinnern, genauer an eklatante Verletzungen des Völkerrechts, war die Mission von Florian  Pfaff an diesem Tag. Dass er dabei die Gewissensentscheidung aus dem Jahre 2003, als Major der Bundeswehr nicht zum völkerrechtswidrigen Überfall auf den Irak beizutragen, ebenso wie seinen anschließenden „Fall“ in die Gespräche und Befragungen in Bonn einfließen ließ, war richtig, höchst notwendig und erhellend zugleich.
Erhellend deswegen, weil sich in seinen - oft nur versuchten - Gesprächen mit mehreren Bundeswehrangehörigen zwei Aspekte klar und deutlich abzeichneten.
1. Der „Fall Pfaff“ scheint für die Bundeswehr keiner zu sein. Bei der Offizierin und bei den Offizieren, die er ansprach, machte es nicht „klick“, als Florian Pfaff von den Tatsachen und Zusammenhängen sprach, die jeder Informierte zwangsläufig mit seiner Person in Verbindung bringen muss. In der Folge dessen schien auch niemand jemals etwas davon gehört zu haben, dass die Bundeswehr das höchstrichterliche Urteil vom Juni 2005 zu seinem Fall als für die Bundeswehr nicht gültig, sozusagen als Fehlurteil darstellte.
Die Bundeswehr leugnet, nur so ist die Situation zu deuten, auf allen Ebenen, was Florian Pfaff eigentlich ist: eine ethisch-moralische Altlast der Bundeswehr.
2. Es herrscht eine geradezu panische Abneigung dagegen, sich öffentlich auf Gespräche über das Gewissen von Soldaten und Soldatinnen einzulassen. Zumal wenn das Gewissen in den Kontext völkerrechtswidrigen Handelns der Bundeswehr  gerückt wird. Es gibt offenbar ein „Nicht-vor-laufender-Kamera-Syndrom“, mit in Richtung Objektiv zuckenden Händen und der Aufforderung, die Kamera abzuschalten.
Doch eine Ausnahme gab es, einen General, der sich ins Mikrofon als täglich bibellesender Christ outete und dessen Gewissen dann immer dauerhaft beruhigt ist, wenn für militärisches Handeln ein parlamentarisches Mandat vorliegt. Die ethische Dimension, in der Florian Pfaff denkt und handelt, blieb ihm, so scheint es, völlig verschlossen. Oder konnte, sollte, durfte sie sich ihm nicht auftun?
An  diesem Tag in Bonn wurde bestätigt, was schon allgemein bekannt ist: Die Bundeswehr wurde unumkehrbar von einer Verteidigungsarmee in eine international einsetzbare und politischen Kalkülen unterworfene Armee verwandelt.

Sie ist nach Form und Sache zwar eine Parlamentsarmee, hat sich aber unterhalb dieser formalen Ebene in ihrer Substanz radikal verändert. Das Leitbild des „Bürgers in Uniform“ scheint im Eiltempo ein hinderliches Relikt aus fernen Tagen geworden zu sein.
Das neue Leitbild des effizienten und skrupellosen „Kämpfers“, so der Eindruck, zieht am Horizont herauf. Die  Bundeswehr nähere sich ihrem US-amerikanischen Vorbild, so einer der kritischen Beiträge in Bonn an diesem Tag.

Dieser zuletzt genannte kritische Beitrag wie all das hier Beschriebene sind nacherlebbar in einem Video3, das in Zusammenarbeit von Florian Pfaff und Wolfgang Buff beim "Tag der Bundeswehr" in Bonn entstand. 
Ein zweites Video4 zeigt, wie Florian Pfaff am selben Tag bei einer Tagung der  EAK5 zu Gewissensentscheidungen von Soldaten referiert.
Eine Bürgeranfrage6 von Florian Pfaff an die Bundeswehr vom 15.06.2016 zum Thema: „ Ablehnung der Rechtsstaatlichkeit und Desinformation durch die Bundeswehr“ ist noch unbeantwortet.

 Anmerkungen:

1. Kinder und Waffen, z.B. sueddeutsche.de vom 13.06.2016
2. Video vom 11.06.2016 Marktplatz Bonn, youtube
3. Video vom 11.06.2016, Tagung EAK, youtube
4. EAK= Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden
5. Bürgeranfrage vom 15.06.2016, static.evangelisch.de


Zum Nachlesen:

AWC-Webartikel vom 23.03.2013: "Florian Pfaff endgültig nicht befördert" (mit Links zu weiteren Artikeln)

Für Gewissensfreiheit überall

Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung - für das Recht, nicht töten zu müssen

Zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung am Sonntag, den 15. Mai lenken Connection e.V.1 und AWC Deutschland e.V. die Aufmerksamkeit auf die israelischen Kriegsdienstverweigerinnen Tair Kaminer und Omri Baranes, die in Haft sind.

Sie stehen für ungezählte andere Männer und Frauen an vielen Orten der Welt, die allein deshalb in Haft sind, weil ihre Staaten das Recht auf Kriegsdienstverweigerung nicht anerkennen. Dabei hat der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen schon längst die Kriegsdienstverweigerung in den Rang eines Menschenrechts erhoben.

Seit ihrer sehr bewegenden Erklärung „Warum ich verweigere“2 und ihrer ersten Haftstrafe ab 10. Januar 2016 sind die beiden genannten NGOs in engem E-mail- und Telefonkontakt mit der Familie von Tair Kaminer und ihren UnterstützerInnen in Israel. Zudem gab es Telefongespräche mit Tair selbst, als sie bei kurzen Haftunterbrechungen zu Hause war. 
Ein Telefongespräch mit Connection e.V. Mitte April ist als Interview im Rundbrief von Connection e.V. „KDV im Krieg“ nachzulesen3.

 Tair Kaminer  
Auch hier, wie schon in ihrer Verweigerungserklärung, tritt der Leserin und dem Leser das Bild einer ihrer selbst bewussten, ethisch gefestigten und politisch entschiedenen jungen Frau entgegen. Am 3. Mai wurde Tair Kaminer zu ihrer fünften Haftstrafe, dieses Mal zu 30 Tagen, verurteilt und wieder ins Militärgefängnis gesteckt. Ihre Mitgefangene Omri Baranes wurde am gleichen Tag zu ihrer zweiten Haftstrafe verurteilt, wie Tair Kaminer auch zu 30 Tagen.

In einer gemeinsamen Aktion4 setzen sich Connection e.V. und und AWC Deutschland e.V. für Tair und Omri ein. Sie haben an die israelische Regierung appelliert, das Recht auf Kriegsdienstverweigerung anzuerkennen und die beiden jungen Frauen freizulassen. 
In 15 Städten der BRD5 und in Jerusalem werden Menschen am 13. Mai 2016 öffentlich gegen das Unrecht protestieren, das diesen beiden jungen Frauen widerfährt. 
Die Veranstaltung in Jerusalem wird ein Zeichen der Gemeinsamkeit setzen. Der Gemeinsamkeit von Menschen, die hier wie dort für Frieden, Gerechtigkeit und die Beendigung der Besatzung palästinensischer Gebiete eintreten. 

Gleichzeitig wird bei den Aktionen am 13. Mai an alle diejenigen Männer und Frauen erinnert, die aufgrund ihrer Entscheidung, sich dem Militär- und Kriegsdienst zu verweigern, verfolgt und inhaftiert werden.

Anmerkungen:

1) Connection e.V. macht "Internationale Arbeit für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure"
2) Erklärung von Tair Kaminer: "Warum ich verweigere"
3) Interview mit Tair Kaminer in KDV-im-Krieg 2/2016
4) Pressemitteilung zum Aktionstag für Tair Kaminer am 13. Mai
5)  Bildergalerie zum Aktionstag in Deutschland 

Zum Weiterlesen:

Text:   Schittich, Ingrid (2016): Tair Kaminer und wir. Empfindungen und Gedanken über eine neue Schuld Deutschlands.
Link:   BIB, Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung e.V.i.G.

Bastian: Auschwitz und die "Auschwitz-Lüge"

Till Bastian legt die 6. Auflage seines Buches vor



Die 6., überarbeitete  und aktualisierte Auflage1 des schlanken Büchleins von Till Bastian liegt seit Februar 2016 vor.
Der Autor beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem düstersten Kapitel der deutschen Geschichte. Das zeigt u.a. das Erscheinungsjahr der ersten Auflage: 1994. Im Jahr 1992 war schon in der ZEIT eine zweiteilige Veröffentlichung zu den Auschwitz-Lügen erschienen. 

Der Redaktion dieser Website war vor dem Erscheinen des Buches eine Druckfahne vorgelegen. Gern wiederholen wir unseren Eindruck von damals:
Das Buch versetzt die Leserin und den Leser in ein fassungsloses Staunen und  Entsetzen darüber, wie lange vorher und wie minutiös diese unsäglichen Verbrechen vorbereitet und organisiert worden sind. Wenn man diesen so exzellent recherchierten Text liest, bekommt man auch einen ganz neuen Blick auf die Gegenwart. Manches, was man vielleicht mit einer müden Handbewegung wegzuwischen geneigt wäre - es gibt ja so viele aktuelle Probleme - erscheint dann als brisante und gefährliche Neuauflage der Vergangenheit. Mit bester Überzeugung empfehlen wir unseren Leserinnen und Lesern das Buch, das sich zu anderen Büchern Bastians gesellt, die sich mit der dunklen Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen.2
In ihren „Gedanken beim Lesen von Till Bastians „Auschwitz und die ‚Auschwitz-Lüge‘“3 vertieft Ingrid Schittich, die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V. diesen Eindruck. Ihr kurzer Text, der ausdrücklich keine Rezension sein will, spiegelt ihre Erfahrungen beim Lesen des Buches und gibt Gedanken wieder, die sich beim Lesen eingestellt haben.


Anmerkungen:

1) Website des C.H.Beck-Verlags mit Leseprobe
2) AWC-Webartikel vom 17.01.2016
3)  Gedanken beim Lesen  von T. Bastians Buch [I.Schittich]
  

 

Fukushima nie vergessen

Mahnwache zum Jahrestag der Nuklearkatastrope am 11. März 2011

 


Die eindrucksvolle Mahnwache in Freiburg im Breisgau wurde von AWC Deutschland e.V. mitveranstaltet und mitgestaltet1. Verantwortlicher Veranstalter war der Verein Fukushima-nie-vergessen e.V.2, der seine fünfte Mahnwache zu Fukushima wieder mit der Forderung verband, das AKW im nahegelegenen Fessenheim in Frankreich sofort abzuschalten.
Die 24 Stunden dauernde Mahnwache war im Kern eine leise, stumme Aktion mit der Einladung, miteinander still der Opfer der letzten beiden großen Nuklear-Katastrophen zu gedenken, aber auch der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.
Zahlreiche Wortbeiträge und Musikstücke verliehen der Mahnwache eine Atmosphäre des Nachdenkens und des Zuhörens.
Unter den Wortbeiträgen war auch ein Grußwort3 des japanischen Atomkraftkritikers Kazuhiko Kobayashi, das er den Freundinnen und Freunden in Freiburg geschickt hatte.  Im November 2015 hatte er an der Universität Freiburg einen Vortrag gehalten. In seinem Grußwort unterstrich er - wie schon bei seinem Besuch in Freiburg - die Verlogenheit der japanischen Regierung sowie des Atomkonzerns TEPCO.


                                                                                               








 Bilder: awc_ks




Zum Weiterlesen:

Anm. 1: Flyer zur Mahnwache
Anm. 2.: Website des Vereins Fukushima-nie-vergessen e.V. [mit Video]
Anm. 3: Grußwort zur Mahnwache [K. Kobayashi, Tokio, Japan]

Zum Nachlesen:

AWC-Webartikel zum Vortrag von K. Kobayashi am 09.11.2015

Brillantes Plädoyer für das Weltbürgertum

Neuer Artikel von Till Bastian zum ökologischen Weltbürgerrecht

Der Arzt und Friedensforscher Dr. Till Bastian hatte zuletzt im Herbst 20151ein ökologisch orientiertes Weltbürgerrecht eingefordert. Es ist keine bloß überarbeitete Fassung des damaligen Artikels, die er nun in der Quartalszeitschrift "Wissenschaft und Frieden" (W&F) 1-2016 (Februar) vorgelegt hat.

Unter dem Titel:  „Weltbürgerrecht im Anthropozän“2  greift Bastian die Idee eines ökologisch orientiertes Weltbürgerrechts wieder auf, stellt diese aber in einen neuen, umfassenden Kontext. In einer brillanten Zusammenschau fügt Till Bastian politische und ökologische Konstellationen, Gedanken von Stefan Zweig und Sigmund Freud, Elemente der Philosophie Immanuel Kants und Vorschläge, um bestehende Unzulänglichkeiten des Völkerrechts zu beseitigen, zu einer dichten, authentischen Vision zusammen:
„Der in diesem Essay erläuterte Weg, um den Gefahrenpotenzialen von Umweltzerstörung, Militarismus und Krieg zu begegnen, ist jener einer globalen Partnerschaft, ist der Weg des Weltbürgertums.“
Eines der Instrumente, die diese globale Partnerschaft hervorbringen müsste, ist nach Bastian eben ein Weltbürgerrecht, das den „ökologisch benachteiligte[n] Mensch[en] zum Rechtssubjekt mit konkreten Rechten“ macht.



Der aktuelle Essay von Dr. Bastian, den wir mit freundlicher Genehmigung des Verlags wiedergeben, muss als Durchbruch verstanden werden. Wie kaum eine andere oder ein anderer sieht Till Bastian im Weltbürgertum den einzig gangbaren Weg, auf dem die Probleme auf diesem Planeten bewältigt werden können. Ein überaus lesenswerter Essay, der all denen, die am Weltbürgertum interessiert sind, ein bestätigendes und einzigartiges Leseerlebnis bereitet. 

Anmerkungen:

1) dazu AWC-Webartikel
2) Weltbürgerrecht im Anthropozän [Dr. Till Bastian]

 

Bastian: Ökologisch orientiertes Weltbürgerrecht

Dr. Till Bastian erneuert seine Forderung

Im Magazin Umwelt-Medizin-Gesellschaft (Nov. 2015) greift Dr. Till Bastian ein Thema auf, das ihn seit vielen Jahren beschäftigt, nämlich die Klimakatastrophe, die schon längst da ist. 

Mit dem Vortragsthema „Überleben im Treibhaus. Statt ökologischer Apartheid ein ökologisch orientiertes Weltbürgerrecht!“ war er 2011 als Referent bei AWC Deutschland e.V.  Im selben Jahr erschien sein Buch: „Überleben im Treibhaus. Strategien gegen Naturzerstörung und Kriegsgefahr“.

Sein jüngster Beitrag fordert dieses ökologische Weltbürgerrecht erneut vehement ein, „wenn es darum gehen soll, die Anpassung an den unaufhaltsamen Klimawandel in einer Art und Weise zu bewältigen, die weltweit Frieden und Gerechtigkeit nicht beeinträchtigt, sondern, wo immer nötig, weiterhin stärkt und festigt.“
Der überaus lesenswerte Text [s.u. bei „Zum Weiterlesen“] ist ein Dokument starker, nicht resignierender Geduld, ein Dokument des langen Atems.

Zum Weiterlesen:

>  Text im Magazin umg, 4, 2015 [Dr. Till Bastian]

Palästina: Ein anderes Weihnachten

Ein bemerkenswerter Reisebericht

„Ein anderes Weihnachten in Palästina“ nennt Doris Künzel ihren Reisebericht, der am 26. Dezember 2015 im Bodensee-Online-Magazin seemoz erschien. Ihr Bericht ist ein bemerkenswertes Dokument insofern, als es der Autorin gelingt, ihre emotionale Betroffenheit mit beobachtender Sachlichkeit und geradezu kühler Rationalität zu verbinden. Auf wenigen Seiten entstand ein höchst lesenswertes Ensemble aus Fakten, Bildern, Beschreibungen, Empfindungen und Wertungen.
Die Reise, die von Pax Christ Augsburg veranstaltet wurde, führte die Autorin u.a. zu mehreren Organisationen und Einzelpersonen, die sich für die Versöhnung zwischen Palästinensern und Israelis einsetzen und die sich weigern „Feinde“ zu sein. 


„Wir weigern uns Feinde zu sein“, Eingang „Tent of Nations“. Foto: Doris Künzel

Die Teile des Bericht, die dem Aspekt der Versöhnung gewidmet sind, erscheinen bei aller Bedrückung auf eigenartige Weise hoffnungsvoll. Sie spiegeln die Sehnsucht nach einer Ethik wider, die nicht nur andere Lebensbedingungen für alle Beteiligten einfordern, sondern die gleichzeitig Palästinensern wie Israelis ihre Menschenwürde zurückgeben würde. 
Die Konstanzer Sozialarbeiterin Doris Künzel ist AWC Deutschland e.V. in besonders freundschaftlicher Weise verbunden. So hat sie mit einem authentischen Beitrag zum Thema "Flüchtlinge"  zum Gelingen der Herbsttagung 2013 beigetragen.


Zum Weiterlesen:

>  der Reisebericht als pdf
>  der Reisebericht  online [archiv seemoz, Konstanz, mit Kommentaren]

Grässlin: Prophet im eigenen Land

Jürgen Grässlin erneut ausgezeichnet

Am 22. November wurde Jürgen Grässlin, „Deutschlands bekanntester Rüstungsgegner“,1 in Freiburg mit dem Helga-und-Werner-Sprenger-Friedenspreis ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigte die INTA-Stiftung2 Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und soziales Miteinander. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Barbara Davids für ihre beispielhafte Arbeit mit jugendlichen Migranten.
In seiner Laudatio auf Jürgen Grässlin hob Gernot Erler, MdB, den Umstand hervor, dass Jürgen Grässlin nach zahlreichen Ehrungen und Preisen erstmals eine Auszeichnung erhält, die aus Freiburg kommt, der Stadt in der er lebt. 
Erler apostrophierte den Geehrten als „Propheten im eigenen Land“. Die Anspielung auf die Bibelstelle: „Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause“ geriet dem Laudator ein wenig wuchtig.


 Jürgen Grässlin bei seiner Dankesrede                            Bild: Max Heinke
Selbstverständlich ist Jürgen Grässlin als engagierter Lehrer, als Rüstungskritiker, als Buchautor, aber auch als Gründer und Vorstandsmitglied des Rüstungs-Informations-Büros Freiburg eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit in der Breisgau-Metropole. Sein erster Preis aus Freiburg ist der Sprenger-Preis aber in der Tat.

In seiner Dankesrede (s.u.) fasste Jürgen Grässlin seine Überzeugung und seine Erfahrungen knapp, dicht und eindrücklich zusammen. Er verschonte keine und keinen derer, die auch in Deutschland durch ihre wirtschaftliche oder politische Verstrickung in die Waffenproduktion und in den Waffenhandel verantwortlich sind für Millionen Tote in Kriegen oder kriegsähnlchen Auseinandersetzungen.

Anmerkungen:

1) Presse-Interview mit J. Grässlin (ZEIT ONLINE vom 5.11.2009)
2) Website der INTA-Stiftung

Zum Weiterlesen:

Dankesrede Jürgen Grässlin
Presseartikel (Badische Zeitung vom 23.11.2015)

Kriminelle Technik Atomkraft

Ein aufrüttelnder Vortrag - im Jahr 4 nach Fukushima

Zwei Jahre nachdem AWC Deutschland e.V. einen Vortrag des japanischen Atomkraftkritikers Kazuhiko Kobayashi in Überlingen mitveranstaltet hatte, holte der Verein den Gast aus Japan an die Universität Freiburg. Zusammen mit der Freiburger Kant-Stiftung1 als verantwortlicher Mitveranstalterin und mit neun weiteren Mitveranstaltern2 aus Freiburg und Umgebung lud AWC Deutschland e.V. am 9. November 2015 zum Vortrag ein:

      Jahr 4 nach Fukushima. Das Leiden nimmt zu.

Vor gut 130 Zuhörerinnen und Zuhörern hielt Kazuhiko Kobayashi einen sehr leidenschaftlichen und bewegenden Vortrag. Er kontrastierte die verlogene, beschwichtigende Atompolitik der japanischen Regierung mit der Realität. Dabei stützte er sich auf Zahlen und Fakten, die ein erschreckendes Bild bei seinem Publikum hinterließen. Das Bild nämlich von einem Land und einer Bevölkerung, die das Ausmaß der Katastrophe vom März 2011, die Lage der Menschen in und um Fukushima, die immer noch dramatisch steigende Zahl an strahlungsbedingten Erkrankungen und letztlich die Ignoranz der Mächtigen nicht sehen und nicht wahrhaben will. 
Der Vortrag machte die Zuhörerinnen und Zuhörer auch dadurch betroffen, dass Alltagssituationen hier bei uns in Deutschland dort in Fukushima radikal anders aussehen.

Wo hier Hecken-, Baumschnitt und Laub zur „Schnittgutsammlung“ bereitgestellt werden, liegen in Fukushima vor schmucken Häusern Wälle von schwarzen Säcken. In ihnen lagert das radioaktive, abgetragene Material der dünnen, obersten Schicht der Gärten und wartet darauf, dass städtische Beauftragte in Schutzanzügen das brandgefährliche „Abkratzgut“ abholen. Nach Kenntnis des Vortragenden passiert das zumindest einmal jährlich, denn die Kontamination durch Luft und Regen geht weiter. 

Oder wenn bei uns Schulkinder in der großen Pause unbeschwert im Schulhof herumtollen, werden sie in Fukushima zügig in die Turnhalle geführt, um dort sicher unter Dach ihre Pause zu „genießen“.

Kazuhiko Kobayashi
Bild: awc_ks
Für die Kinder von Fukushima setzt sich Hazuhiko Kobayashi in besonderer Weise ein. Seit seiner ersten Vortragsreise nach Deutschland und Europa im Jahr 2011 sammelt er bei seinen Vorträgen Spenden3 für Kinder in Fukushima, die er verschiedenen Einrichtungen und Projekten zukommen lässt. Auch und besonders für Erholungsmaßnahmen weit weg von Fukushima, wo  die Kinder wieder einmal ohne Angst in Luft und Sonne herumtoben können.
Der Gast aus Japan schloss seinen Vortrag mit dem sehr emotionalen Appell,  „unseren schönen Planeten und unsere unschuldigen Kinder zu retten“.

Der Abend hatte eine besondere Note und Atmosphäre auch dadurch bekommen, dass Berthold Lange von der Freiburger Kant-Stiftung und Ingrid Schittich von AWC Deutschland e.V. das Geschehen von Fukushima uud dessen Folgen in einen weltbürgerlichen Kontext stellten. So war Kazuhiko Kobayashi von Anfang an kein Fremder aus einem fernen Land, sondern ein vertrauter Mitstreiter. 
Das mundartlich betonte Banner, das die „Breisacher“4 am Rednerpult angebracht hatten, verband den ganzen Abend über stumm und beharrlich ihren Protest gegen das nahegelegene AKW Fessenheim mit dem Geist tapferer Entschlossenheit, den der Gast aus dem fernen Osten ausstrahlte.

Die Veranstaltung fand deutliche Beachtung in der lokalen Presse und ist online auf youtube dokumentiert. Weitere Materialien finden sich in den Anmerkungen und in der Rubrik „Zum Weiterlesen“. Dabei sei besonders auf die Zusammenfassung des Vortrags verwiesen, die Kazuhiko Kobayashi der Redaktion dieser Website im Nachhinein zur Veröffentlichung überlassen hat.


Anmerkungen:

1. Website der Freiburger Kant-Stiftung
2. Vgl. Plakat zur Veranstaltung
3. In Freiburg waren es EUR 1085,00, das bisher beste Spendenergebnis aus allen Vorträgen des Referenten seit 2011.
4. d.h. eine Delegation der „Breisacher Mahnwache“. Diese wird seit der Katastrophe in Fukushima im März 2011 regelmäßig montags abgehalten.

Zum Weiterlesen und Anschauen:

Zusammenfassung des Vortrags [K. Kobayashi, 16 Seiten]
Videodokumentation der Veranstaltung auf youtube [1h 33']
Presseartikel [Badische Zeitung, 18.11.2015]
Begrüßung durch B. Lange, Freiburger Kant-Stiftung
Begrüßung durch I. Schittich, AWC Deutschland e.V.
"Bemerkungen zu einem Zufall." [Kommentar,  K. Schittich]

Die Mission

In meinem Alter von 69 Jahren habe ich nur noch einen Wunsch:
Aus meiner innersten Seele heraus zu sprechen und nach meinem Gewissen zu handeln für die hilflosen, unschuldigen Kinder und für unsere einmalig kostbare, schöne und unersetzbare Erde, die nun weltweit immer mehr verseucht wird und schweigend um Hilfe ruft.
(Kazuhiko Kobayashi, Tokio im August 2015)

Die Welt in andere Hände

Tagung zu einer kosmopolitischen Ethik

Liebe Freunde, liebe Freundinnen,

ich möchte euch alle sehr herzlich zu unserer diesjährigen Herbsttagung vom 2. bis 3. Oktober nach Überlingen einladen:

Die Welt in andere Hände
Beiträge zu einer kosmopolitischen Ethik

Bei den vergangenen acht Tagungen haben wir uns ausführlich mit der Analyse und der Kritik  gesellschaftlicher Bedingungen und Gegebenheiten beschäftigt - und zwar aus jeweils verschiedenen Blickwinkeln.
In diesen Tagen werden die Stimmen lauter, die vor apokalyptischen Abgründen warnen, auf die die Welt zusteuert. Vor diesem Hintergrund werden wir Menschen hören, die für solche ethische Prinzipien eintreten, die eine Apokalypse verhindern  können.

Pater Dr. Anton Rotzetter wird die Tagung mit seinem Referat eröffnen. Der Theologe und Philosoph gehört zu den Menschen, in deren Hände ich unsere Welt gerne legen würde. Der Titel seines Referats ist im Grunde ein umfassendes Programm: «Verantwortung für die Tiere und für alles, was lebt». Dies könnte ein Kernsatz einer neuen, kosmopolitischen Ethik sein. Sie würde alle Menschen betreffen sowie die Natur, von der der Mensch ein Teil ist. 
Ich würde auch beruhigt in einer Welt leben können, die in den Händen von Johanna Wintermantel läge und von ihr mit verwaltet würde. Die freie Journalistin ist unsere zweite Referentin, ihr Thema ist: «Der Umgang mit geflüchteten Roma - Prüfstein für die Solidarität der Gesellschaft». Sie befasst sich mit der Ausgrenzung der Roma, einer Minderheit, die keinen Staat hat, der wenig Achtung entgegengebracht wird, die aber auch nie einen Krieg angefangen hat. In Nazi-Deutschland gab es nicht nur den Genozid an den Juden, sondern auch den an Roma und Sinti. Versuche, die Verbrechen an den Roma und Sinti ins Gedächtnis zu rufen oder gar zu sühnen, gibt es kaum. Im Gegenteil: Man weist sie heute wieder aus unserem Land, wenn sie bei uns vor Diskriminierung und Verfolgung Schutz suchen. 
Muhammad Sameer Murtaza, M.A., der Islamwissenschaftler und islamische Philosoph, wäre einer der Brückenbauer zwischen den Kulturen, wenn die Welt mit in seinen Händen läge. Sein Thema: «Der Gender-Dschihad - Denkanstöße für ein partnerschaftliches Zusammenwirken von Mann und Frau» scheint vordergründig die sog. Frauenfrage im Blick zu haben. Er wird einerseits zeigen, dass sein Thema mit Gewaltlosigkeit und Freiheit verbunden ist, und andererseits, dass mittels Religion Frauen entweder unterdrückt oder aber auch befreit werden können. Was Religion ist, das wiederum hängt entscheidend von den Menschen ab.
Florian Pfaff, Major a.D., wendet sich zum Schluss der Tagung einer düsteren Seite der gegenwärtigen Gesellschaft zu: dem organisierten, absoluten Misstrauen als Teil der gegenwärtigen Beziehungskultur. Durch Bespitzelung und Überwachung wird der Mensch zu einem rechtlosen, hilflosen Objekt. Das Thema seines Referats: «Erwünschter Hochverrat - wie wir uns von unseren „Freunden“ belügen und bespitzeln lassen». Warum ich Florian Pfaff mit bei denen haben möchte, die uns an der drohenden Apokalypse vorbeiführen? Florian Pfaff hat sich im Jahre 2003 als Major der Bundeswehr dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak entgegengestellt und damit seine Karriere geopfert. Bis heute tritt er unerschrocken für den Vorrang des Rechts vor der Macht und für die universelle und absolute Gültigkeit der Menschenrechte ein.

Ich würde mich sehr freuen, wenn euch die angesprochenen Themen interessieren, ihr zur Tagung kommt und die jeweiligen Diskussionen mit euren Gedanken bereichern würdet.

Mit herzlichen Grüßen
Ingrid Schittich
1. Vorsitzende

P.S. Das Programm und weitere Informationen gibt es gleich unten.

Zum Weiterlesen:

>  Programm
>  Informationen zur Referentin und zu den Referenten
>  Grußwort des 2. Vorsitzenden [M.Klapp]

 

Holzkreuz gegen Atombomben

Pfarrer protestiert gegen Atomwaffen - 6 Tage und allein

Einen Urlaub besonderer Art beendete der evangelische Pfarrer Rainer Schmid aus dem östlichen Baden-Württemberg vor wenigen Tagen. Er hatte sich sechs Tage lang vor das Haupttor des Fliegerhorstes Büchel gestellt. In Büchel, einer kleinen Gemeinde in der Eifel, lagern immer noch Atombomben der US-Streitkräfte.

Die einzige „Waffe“ des mutigen Demonstranten war ein Holzkreuz mit der Aufschrift: Atomwaffen abschaffen - jetzt!


 R. Schmid mit seiner "Waffe"  Bild: privat
Diese Mahnwache war zudem ein äußerst listiger Schachzug, denn die „Kundgebung“ einer Einzelperson muss weder als solche bei den Behörden angemeldet werden noch unterliegt sie besonderen Auflagen.

Wir meinen, dieser „Urlaub“ war eine „lupenrein“ zivilgesellschaftliche Einmischung in eine verfehlte, gefährliche Politik. Sie war zudem ein kleiner, aber höchst nachahmenswerter Schritt im Widerstand gegen die bestehende und rasant um sich greifende Militarisierung der Gesellschaft. 

Ein recht berührendes Dokument vom vorletzten Tag seiner Aktion: 
E-mail aus Büchel (R. Schmid)

Zumach: UNO ein notwendiges Übel

Andreas Zumach ist ein hervorragendes Buch gelungen




Dass sich in einem Buch über die UNO aktuelle Informationen zur deren Struktur und Politik finden würden, war zu erwarten. Dass die neueste Buch-Publikation von Andreas Zumach aber nahezu alle Machtstrukturen, Auseinandersetzung und Intrigen widerspiegeln würde, die gegenwärtig auf der Bühne der Weltpolitik inszeniert werden, lässt der bescheidene Titel des Werkes kaum annehmen.
Das überaus gründlich recherchierte Sachbuch stellt in der Tat ein Handbuch der aktuellen Weltpolitik dar. 
Von seiner Momentaufnahme der Zustände Ende 2014/Anfang 2015 ausgehend, taucht Zumach problembezogen auch immer wieder weit in die Geschichte der UNO und deren Vorläufer hinab. Der Autor stellt die UNO zwar deutlich als höchst reformbedürftig dar, hält sie aber trotzdem für unverzichtbar.

Aus der Fülle der Informationen sei hier wenigsten ein gravierendes, in dieser Form und Deutlichkeit weitgehend unbekanntes Detail erwähnt. Zum Komplex Palästina-Israel sagt Zumach u.a.:
“In dem durch eine Indiskretion bekannt gewordenen Dokument legten die USA und Israel die Parameter für ein künftiges Abkommen fest“ (S.85). Nach diesen Parametern „wären für einen »unabhängigen Staat Palästina« statt der im UNO-Teilungsplan von 1947 festgelegten 46 Prozent des ehemaligen Mandatsgebiets Palästina nur noch 6 Prozent übrig geblieben“ (S.86).

Plastik - die Pest des 21. Jahrhunderts

Ein Problem wird neu angegangen

Die Vorstellung, dass Plastik in erster Linie etwas mit Verpackung und nur mit Verpackung zu tun hat, wurde vor 25 Jahren in die Gehirne der Menschen in Deutschland eingepflanzt.

Mit dem sog. Dualen System - dingliches Symbol davon ist der „Gelbe Sack“ - landeten Wirtschaft und Politik Arm in Arm einen der  größten Verharmlosungs- und Verschleierungscoups der jüngeren Geschichte. Bald boomten Plastikartikel zusammen mit Plastiktüten, und sie boomen bis heute.

Einer der brillantesten Außenseiter auf diesem Gebiet ist der Filmregisseur und Autor Werner Boote aus Wien, der im Jahr 2009 mit seinem Film „Plastic Planet“ Zeitgeschichte geschrieben hat [in der Mediathek der bpb]. 

Ein Aufschrei der Öffentlichkeit nach dem Film ist damals ausgeblieben.

Jetzt, sechs Jahre danach, hielt in Freiburg Frau Prof. Dr. Dr. Karin Michels einen öffentlichen Vortrag zum Thema:

„Plastik, Kosmetika, Weichmacher und Co. - Ist unsere Gesundheit gefährdet? 


Die Direktorin des Instituts für Prävention und Tumorepidemiologie der Universität Freiburg hat damit möglicherweise eine neue Epoche des Problembewusstseins gegenüber dem Gefahrenkomplex „Plastik“ eingeläutet. 
Die Referentin konnte einem interessierten Publikum die immensen Gefahren nahe bringen, die von Plastik ausgehen. Sie setzte sich engagiert und mit wissenschaftlicher Gründlichkeit mit diesem im Grunde gesellschaftlichen Problem auseinander.


 Prof. Michels hört zu
Bild: awc_ks
Es ist zu hoffen, dass dieses Mal der Aufschrei der Öffentlichkeit nicht ausbleibt.

Ein Mitglied der Redaktion der AWC-Website berichtet ausführlich über die Veranstaltung.
 

Rüstungsgegner demonstrieren gegen Diehl Defence in Überlingen

Todbringende Idylle am Bodensee

„Deutschland ist einer der größten Waffenexporteure – und kaum eine Region beherbergt mehr Rüstungsbetriebe als der Landstrich am Bodensee. Dort duldet man sie gern.“
Mit diesem Vorspann leitet Class Tatje seinen Artikel „Heile Welt“ vom 08. November 2010 in Zeit-Online ein. Der vier Jahre alte Text ist immer noch aktuell, besonders in den Passagen, wo er die intellektuelle und emotionale Befindlichkeit der Akteure auf der Seite der Rüstungsbetriebe sowie von Akteuren auf der Seite der Gesellschaft am Bodensee ausleuchtet.

Zwei Jahre jünger ist der Artikel „Bombengeschäfte am Bodensee“ von Susanne Stiefel im „Kontext“, sein Vorspann stößt ins gleiche Horn: 
„Minen, Panzer und Raketen? Hier doch nicht. Nicht in dieser scheinbar heilen Welt von sauber geweißelten Orten und Segelbooten vor malerischer Alpenkulisse. Doch die Bodenseeregion ist einer der wichtigsten Rüstungsstandorte in Deutschland. Hier werden Waffen produziert, die anderswo töten. Und kaum einer spricht darüber.“
In beiden höchst lesenswerten Artikeln spielt Überlingen mit seinem größten Arbeitgeber Diehl-Defence eine wichtige Rolle. Der florierende Rüstungsbetrieb Diehl-Defence  ist nämlich dafür verantwortlich, „dass Überlingen auf den Landkarten der Rüstungsstandorte unter den Top 5 in Deutschland geführt wird“ ( Südkurier vom 29.09.2014, J. Grässlin zitierend).

In Überlingen, in einer Stadt voll stummem Selbstbetrug, zwischen Tourismus und Rüstungsindustrie, zwischen „Kultur am See“ und blankem, ökonomisch verbrämtem Zynismus, muss es besonders mutig erscheinen, am Schleier der Selbstgefälligkeit zu zerren und „mit Pauken und Trompeten gegen Drohnen und Raketen“ aufzustehen.

Genau das passierte einen Tag vor Allerheiligen im sonnendurchfluteten  Überlingen. Gut 70 Rüstungsgegnerinnen und Rüstungsgegner folgten dem Aufruf des Vereins „Keine Waffen vom Bodensee“ (KWvB) und demonstrierten eindringlich gegen die Rüstungsproduktion in der Kleinstadt am See. Gleichzeitig wollten die Demonstrantinnen und Demonstranten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Diehl-Defence zum Nachdenken, ja vielleicht zum Umdenken einladen.


 Opfer klagen an: Stumme Mahnung vor Diehl-Defence  
Die „Waffen“ der Protestierenden waren ein Megaphon, Spruchbänder, Spruchtafeln, eine ganze Reihe symbolischer Leichenbahren und der dumpf angeschlagene Klang von Trommeln. In kurzen Ansprachen verdeutlichten Lothar Höfler vom  veranstaltenden Verein und der emeritierte Professor der Politikwissenschaft, Dr. Peter Grottian aus Berlin, den Grund und die Ziele der Kundgebung.


 An die "Diehlianer "gerichtet  
Nach etwa 90 Minuten vor den Toren von Diehl verwandelte sich die Kundgebung in einen Protest- und Leichenzug, der sich zu einer zweiten Kundgebung langsam den Weg hinunter zum Landungsplatz von Überlingen bewegte. 


 Der Leichenzug setzt sich in Bewegung  
Musikalisch wurde der Zug neben den Trommelrhythmen besonders bestimmt durch die spontan intonierten, klagend-fragenden Melodien, die Harald aus Vorarlberg seinem Tenor-Saxophon entlockte. 

Nur zweimal entlang des über drei Kilometer langen Weges - so die Beobachtung der Redaktion dieser Website -  wagten Menschen in Überlingen zu zeigen, dass sie das Anliegen der Demonstrierenden gut fanden. Sie klatschten mutig Beifall.

Weitere Gesten der Zustimmung gab es nicht. Kaum jemand zeigte sich an den Fenstern oder auf den Balkonen. Nichts durchbrach die beklemmende Atmosphäre dieses Leichenzuges. Wie recht hatte doch der oben genannte Journalist der ZEIT, als er über die Rüstungsbetriebe am Bodensee schrieb: „..kaum einer spricht darüber“.
 
   v.l.: L. Höfler u. Prof. Dr. P.Grottian am Landungsplatz
alle Bilder: Andrea Siedow
Dass die Mauer des Schweigens durchbrochen werden und dass die scheinbar einhellige Akzeptanz der Rüstungsproduktion widerlegt werden kann, das hat diese Veranstaltung allerdings deutlich beweisen.

Das dem Zug vorangetragene Transparent „Der Tod ist ein Meister aus Überlingen“ lehnt sich an die bekannten Worte des Dichters Paul Celan (1920-1950) an, der in seiner „Todesfuge“ schreibt: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“. Das Transparent bei der Kundgebung drückte aus, dass der Tod immer noch ein Meister aus Deutschland ist. Er hat in vielen Städten seinen Wohnsitz, auch im idyllischen Überlingen. 
 

Aufrüttelnde Tagung und markantes Jubiläum

"Perspektivenwechsel" und 10 Jahre AWC Deutschland e.V.

Auch die achte Tagung von AWC Deutschland e.V. kann als deutlicher und schöner Erfolg in die Chronik von AWC eingehen. Von Jahr zu Jahr wächst die Akzeptanz der Tagungen durch die Öffentlichkeit. So sind zahlreiche Teilnehmer_innen  mittlerweile Stammgäste. Die nachdenkliche und dabei stets respektvolle und kommunikative Atmosphäre der Tagungen zieht auch „Neue“ immer wieder in ihren Bann.

Vor dem ersten Vortrag am Freitagabend waren die Konferenzteilnehmer und Konferenzteilnehmerinnen  zu einem kleinen Empfang eingeladen. Der Anlass zu diesem eher ungewohnten Auftakt einer AWC-Tagung war das 10jährige Jubiläum der Gründung von AWC Deutschland e.V. Ingrid und Klaus Schittich, die 1. Vorsitzende und der Schriftführer des Vereins, moderierten den kleinen Empfang und gaben ihm einen gedanklichen Hintergrund. Bei Saft, Sekt und Kanapees skizzierte Klaus Schittich in kurzen, thematischen Gedankenbildern seine Erinnerungen an diese 10 Jahre AWC Deutschland. Unter dem Titel „Die Zukunft ist immer schon jetzt“ entwickelte Ingrid Schittich acht Thesen  zur Weiterarbeit und zur Zukunft von AWC Deutschland (Anmerkung 1).

Felix Butzlaff, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Göttinger Institut für Demokratieforschung, eröffnete die Reihe der Tagungsvorträge zum diesjährigen Rahmenthema: „Perspektivenwechsel - vom Zuschauen zum Handeln“.


 Felix Butzlaff
 Bild: awc_fp

Sein Thema: „Die neue Macht der Bürger. Neues Selbstbewusstsein in Zivilgesellschaft und Protest?“ stand in Zusammenhang mit einer  aktuellen Studie zu Bürgerprotesten, deren Mitherausgeber Felix Butzlaff ist.
Der junge Wissenschaftler gab den Zuhörer_innen weitreichende Einblicke in das Konzept und in die Realisation des Forschungsprojektes, das der genannten Studie zu Grunde liegt. Eine besondere, authentische und lokale Note bekam sein Vortrag durch die Mitteilung, dass er selbst an der Feldforschung zu STUTTGART 21 beteiligt war. 

Aus der Reihe der Ergebnisse der Studie, die Felix Butzlaff vorstellte und erläuterte, seien hier wenigstens zwei genannt: 
-in der Regel protestieren Männer, die Zeit für solches Engagement haben, besonders Teilzeitangestellte, Freiberufler und Pensionäre 
-der Bildungsabschluss der Protestierenden ist in der Regel hoch, und sie haben ein sicheres Einkommen.


Der Empfang und der erste Vortrag fanden Beachtung in der örtlichen Presse (Anmerkung 3).

Der Samstagvormittag bescherte den Teilnehmer_innen ein besonderes Erlebnis. Die Veranstalter hatten Jürgen Grässlin, den bekanntesten Rüstungsgegner Deutschlands, gebeten, persönliche Akzente mit in seinen Vortrag einzubeziehen. Bei seinem Referat „David und Goliath. Wie man der Rüstungsindustrie das Fürchten lehrt" sollte der Akzent unbedingt auf dem David liegen.
Diesem Wunsch kam Jürgen Grässlin nach, indem er seine Geschichte als Rüstungsgegner skizzierte, von den kleinen Anfängen in Freiburg bis heute zu seinem jüngsten Buch (Anmerkung 4), zu dem ihn eine nicht abreißen wollende Lesereise durch die ganze Republik führt. 

 Jürgen Grässlin  Bild. awc_fp

Mit großem Respekt und mit spürbar echter Zuneigung ließen sich die Zuhörer_innen auf die Person Jürgen Grässlin ein: Auf den Ehemann und Vater, auf den Vollzeit arbeitenden Lehrer, auf den Kenner der bildenden Kunst, auf den Schriftsteller, auf den penibel Recherchierenden.

Besonders berührend Grässlins Bekenntnis zur Rolle seiner Frau, die ihn selbstredend auch auf der Reise nach Überlingen begleitet hatte. Ohne sie hätte er absolut nichts von all dem erreichen können, was er erreicht hat, betonte Jürgen Grässlin.
  
Freilich landete er bei seinen Ausführungen immer wieder deutlich beim Goliath, der Rüstungsindustrie. Das war in der Rüstungsstadt Überlingen auch kaum anders denkbar. Die lokale Presse widmete dem Vortrag Jürgen Grässlins den zweiten Artikel zur Tagung (Anmerkung 5). Sein Vortrag wird demnächst als Audiodatei zugänglich sein.

In ein buntes, verführerisches  Reich möglicher Bürgerproteste führte am Nachmittag Dr. Harro Hanolka die Teilnehmer_innen. An packenden Beispielen entlang, von der Unterschriftenliste bis hin zur Sitzblockade, konnten die Zuhörer_innen immer gleichzeitig ausloten, wie weit sie selber gehen würden.

 Dr. Harro Honolka  Bild. awc_fp
Die lebhafte Aussprache nach seinem Referat zeigte, dass Dr. Honolka die Gemüter in Bewegung gebracht hatte. Als Arbeitsunterlage zu seinem Vortrag hatte Dr. Honolka Auszüge aus seinem Buch „Jetzt reicht’s!“ ausgelegt, von denen wir hier zwei, zusammen mit dem Inhaltsverzeichnis des Buches, online verfügbar machen (Anmerkung 7).

Mit Marian Klapp, cand. psych., führten die Veranstalter die Tradition fort, auch ganz junge Wissenschaftler_innen bzw. Redner_innen zu Wort kommen zu lassen. Sich „nicht täuschen zu lassen“ durch die Verführungsmachenhaften von Marketing und Wissenschaft, war das Anliegen seines Referats (Anmerkung 8).


Marian Klapp Bild: awc_fp
Sein souveräner, nachdenklicher und zugleich frisch einladender Stil machte es den Zuhörer_innen leicht, auch noch am späten Nachmittag diese eigentlich schwere Kost zu genießen, welche Theorie und Praxis der Statistik gemeinhin darstellen.

Die Zuhörer_innen haben aus Marian Klapps Vortrag eine deutliche Skepsis mitgenommen gegenüber statistisch belegt daherkommenden Aussagen in den Medien und besonders in der Werbung. 


   Zum Weiterlesen:

>  1) Thesen zur Weiterarbeit von AWC [I.Schittich]

>  2) Studie zu Bürgerprotesten bei der bpb
       
>  3) Pressebericht über die Tagung [Südkurier, 29.09.2014]

>   4) Autorenlesung J. Grässlin [Webartikel]

>  5) Pressebericht über die Tagung [Südkurier, 04.10.2014]

>  6) Auszüge aus Harro Honolka: Jetzt reicht's!

>  7) Referat Marian Klapp

Kein Bleiberecht für Roma

Kundgebung in Stuttgart hat geringes Echo in den Medien

Kaum ein Echo in den Medien fand die Kundgebung


am Samstag, den 13. September in Stuttgart. Von 300 Teilnehmern geht die Pressemitteilung der Veranstalter aus (s.u.). Diese hielten bei buchstäblich strömendem Regen durch und gaben den bemerkenswerten Beiträgen  die verdiente Kulisse.

Zwei Beiträge erschienen der Redaktion dieser Website als besonders beachtenswert:

Johanna Wintermantel vom Freiburger Forum kritisierte deutlich die Abschiebepraxis der baden-württembergischen Behörden und forderte das Land auf, ein humanitäres Bleiberecht für Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien zu erlassen (s.u.).

Der Journalist Jürgen Weber vom Aktionsbündnis Abschiebestopp Konstanz berichtete von seiner Recherche-Reise nach Mazedonien. Roma würden dort häufig Opfer rassistischer Angriffe und müssten dort in der Regel unter menschenunwürdigen Bedingungen leben (s.u.).
Für die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V. war ihre Teilnahme an der Kundgebung Anlass, sich an eine Roma-Aktion vor mehr als 20 Jahren in Süddeutschland zu erinnern. Ihr Text trägt den Titel: Roma. Es hat sich nicht viel geändert seit 1993. Eindrücke bei einer Kundgebung (s.u.).

Eine kleine Rarität in diesem Zusammenhang ist die Broschüre „Roma bei uns“, welche die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V. 1993  als Veröffentlichung der damaligen Friedensinitiative Überlingen herausgab. Sie enthält neben einem eindringlichen Text zur Protestaktion der Roma-Union Süddeutschland mehrere Zeitungsartikel, die anschaulich zeigen, dass sich in 21 Jahren tatsächlich kaum etwas geändert hat. Die Broschüre wird hier erstmals online zugänglich gemacht (s.u.).

 
Titelbild: Roma bei uns (1993)/bild: k.schittich                     

 


Zum Weiterlesen:

>  Pressemitteilung der Veranstalter nach der Kundgebung
>  Ansprache [J. Wintermantel]
>  Ansprache [J. Weber]
>  Text: Roma. Es hat sich nicht viel geändert seit 1993. [I. Schittich]
>  Broschüre: Roma bei uns (1993). [FI Überlingen, Text: I. Schittich]

Tagung: Perspektivenwechsel

Wir können etwas tun - Bürgerprotest und Bürgermacht

Die diesjährige Tagung zu einem Perspektivenwechsel markiert den Punkt, an dem wir weiter Bewusstsein schaffen wollen für ein weltbürgerliches und zivilgesellschaftliches Konzept, und wo auch Wege ausprobiert werden sollen, wie solch ein Konzept praktisch umgesetzt und sichtbar gemacht werden kann.
Die vier Referenten der mittlerweile achten Herbsttagung untersuchen, von verschiedenen Standpunkten kommend, Möglichkeiten und Strukturen von Bürgerprotesten.

Es geht dabei auch darum, dass die Bürgerproteste schrittweise ein neues Selbstbewusstsein, eine Ahnung von der eigenen „Bürgermacht“ erzeugen. Dieses neue Selbstbewusstsein ist die Voraussetzung dafür, dass ein aktives zivilgesellschaftliches Engagement zu einem wirksamen Korrektiv der herrschenden Politik werden kann.

Im ersten Buch von Jürgen Grässlin, einem der Referenten, findet sich schon vor 20 Jahren ein bemerkenswertes Plädoyer gegen das elende Wort: „Dagegen kann ‚man‘ nichts machen!“. Auf Seite 11 seines 1994 erschienenen Buches: "Den Tod bringen Waffen aus Deutschland. Von einem, der auszog, die Rüstungsindustrie das Fürchten zu lehren" hat Jürgen Grässlin nicht nur die „Einstimmung“ zu seinem Buch geschrieben, sondern sozusagen das Thema dieser Tagung vorweggenommen (s.u.).

Die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland, Ingrid Schittich, hat statt einer Jubiläumsschrift zum 10-jährigen Bestehen des Vereins eine - wie im Titel ausgewiesen - „durchaus emotionale“ Standortbestimmung von AWC in der politisch-gesellschaftlichen Landschaft skizziert. 
Der Text, von einem Freundeskreis von AWC-Mitgliedern redigiert und mitgetragen, spiegelt die leidenschaftliche Sorge um den Zustand der Welt und die aktive Sehnsucht nach einem gerechten und friedlichen Zusammenleben aller Menschen (s.u.).

Ein letzter Satz: Dieser Webartikel ist natürlich auch als herzliche Einladung gedacht, an unserer Tagung vom 26. bis 27. September 2014 teilzunehmen.

Der Eintritt ist frei, Anmeldungen über das Kontaktformular sind sehr hilfreich - besonders wegen der Planung des kleinen Geburtstagsempfangs am Freitagabend -  aber keine Bedingung.  


Zum Weiterlesen:

>  Programm
>  Informationen zu den Referenten
>   Presseartikel zur Vorankündigung [Südkurier]
>  Seite 11 in Jürgen Grässlins erstem Buch 
>  Text: "AWC Deutschland nach 10 Jahren. Eine durchaus emotionale Standortbestimmung." [I. Schittich]

Tagung 2014: Perspektivenwechsel

Wir können etwas tun - Bürgerprotest und Bürgermacht

Die diesjährige Tagung zu einem Perspektivenwechsel markiert den Punkt, an dem wir weiter Bewusstsein schaffen wollen für ein weltbürgerliches und zivilgesellschaftliches Konzept, und wo auch Wege ausprobiert werden sollen, wie solch ein Konzept praktisch umgesetzt und sichtbar gemacht werden kann.
Die vier Referenten der mittlerweile achten Herbsttagung untersuchen, von verschiedenen Standpunkten kommend, Möglichkeiten und Strukturen von Bürgerprotesten.
Es geht dabei auch darum, dass die Bürgerproteste schrittweise ein neues Selbstbewusstsein, eine Ahnung von der eigenen „Bürgermacht“ erzeugen. Dieses neue Selbstbewusstsein ist die Voraussetzung dafür, dass ein aktives zivilgesellschaftliches Engagement zu einem wirksamen Korrektiv der herrschenden Politik werden kann.

Im ersten Buch von Jürgen Grässlin, einem der Referenten, findet sich schon vor 20 Jahren ein bemerkenswertes Plädoyer gegen das elende Wort: „Dagegen kann ‚man‘ nichts machen!“. Auf Seite 11 seines 1994 erschienenen Buches: "Den Tod bringen Waffen aus Deutschland. Von einem, der auszog, die Rüstungsindustrie das Fürchten zu lehren" hat Jürgen Grässlin nicht nur die „Einstimmung“ zu seinem Buch geschrieben, sondern sozusagen das Thema dieser Tagung vorweggenommen (s.u.).

Die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland, Ingrid Schittich, hat statt einer Jubiläumsschrift zum 10-jährigen Bestehen des Vereins eine - wie im Titel ausgewiesen - „durchaus emotionale“ Standortbestimmung von AWC in der politisch-gesellschaftlichen Landschaft skizziert.
Der Text, von einem Freundeskreis von AWC-Mitgliedern redigiert und mitgetragen, spiegelt die leidenschaftliche Sorge um den Zustand der Welt und die aktive Sehnsucht nach einem gerechten und friedlichen Zusammenleben aller Menschen (s.u.).

Ein letzter Satz: Dieser Webartikel ist natürlich auch als herzliche Einladung gedacht, an unserer Tagung vom 26. bis 27. September 2014 teilzunehmen. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen über das Kontaktformular sind sehr hilfreich - besonders wegen der Planung des kleinen Geburtstagsempfangs am Freitagabend -  aber keine Bedingung.  


Zum Weiterlesen:

>  Programm
>  Informationen zu den Referenten
>   Presseartikel zur Vorankündigung [Südkurier]
>  Seite 11 in Jürgen Grässlins erstem Buch
>  Text: "AWC Deutschland nach 10 Jahren. Eine durchaus emotionale Standortbestimmung." [I. Schittich]

Roma: Kein sicheres Herkunftsland

Kundgebung in Stuttgart gegen die geplante Verschärfung des Asylrechts

Unter dem Motto „Roma haben kein 'sicheres Herkunftsland'“ rufen der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, das Freiburger Forum "Aktiv gegen Ausgrenzung“ und zahlreiche weitere Organisationen zu einer

Kundgebung gegen die geplante Verschärfung des Asylrechts am 13. September um 12 Uhr in Stuttgart (Schlossplatz) auf.


Zur Begründung ein Auszug aus der E-mail des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg vom 08. September 2014:

„Am 19. September entscheidet der Bundesrat darüber, ob das Asylrecht verschärft wird. Die Grünen in Baden-Württemberg weigern sich bisher dem Gesetz zuzustimmen. Doch CDU und auch die Landes-SPD machen massiv Druck. Dem müssen wir etwas entgegensetzen.
Daher bitten wir Sie in den nächsten Tagen nochmal kräftig für die Kundgebung am 13. September in Stuttgart zu mobilisieren. Gemeinsam können wir die Asylrechtsverschärfung verhindern! Aufgrund der bisherigen Rückmeldungen können wir davon ausgehen, dass die Kundgebung eine ansehnliche Größe erhalten wird und dass auch zahlreiche Flüchtlinge an ihr teilnehmen werden.“


AWC Deutschland e.V. unterstützt die Forderungen des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg und hat den Aufruf zur Demonstration in Stuttgart sowie den Appell an die baden-württembergische Landesregierung mit unterzeichnet.

>  Aufruf zur Demonstration
>  Appell an die baden-württembergische Landesregierung

UNO goes plastic

Anmerkungen zu einem notwendigen Leserbrief in der taz

Viele in unserer Gesellschaft und in den Gesellschaften anderer Länder haben es schon kapiert: Müllvermeidung ist eine Verhaltensweise, durch die alle, die Industrie wie die einzelnen Bürgerinnen und Bürger, zu einer nachhaltigen Entwicklung auf unserem Globus beitragen. Ein besonders umweltschädigender und mittlerweile schon lebensbedrohlicher Müll ist dabei der Plastikmüll.
Zwei Beispiele der Vermeidung von Plastikmüll sollen für viele andere sprechen:
In einem Teilort von Horb a.N. am Schwarzwaldrand hat man sich einer guten Tradition angeschlossen. Das jährliche Bockbierfest dort läuft fast zu 100 Prozent plastikfrei ab. Die Bedienungen im Festzelt bringen selbst eine Portion „Pommes“ für die Enkel im Steingutteller an den Biertisch.


Selbstverständlich: Mehrweggeschirr Bild: awc_ks
Es gibt mittlerweile viele solcher plastikfreien Feste, es gibt Vereine sowie Schulen und Gruppen, die sich darum bemühen, unnötigen, ja gefährlichen Müll zu vermeiden. 
Andere versuchen  in ihrer engeren Lebensumwelt Zeichen zu setzen. Ein schönes Beispiel ist die „Plastikdiät“, die Marian Klapp seiner kleinen Familie verordnet hat. Marian ist übrigens AWC-Weltbürger.


Marian und die Diät Bild: unicum
Das bundesweit vertriebene  StudentInnen-Magazin „unicum“ hat in seiner Maiausgabe über Marians „Diät“ geschrieben. Ein Dankeschön an unicum für die Zustimmung zur online-Veröffentlichung der Seiten über Marian (s.u.).

Solche Verhaltensweisen, so scheint es, spiegeln eine neue Vernunft wider. Da schwingt ein wenig der Kategorische Imperativ Immanuel Kants mit, bei Marian und im Bierzelt in Horb.
Mit dieser neuen Vernunft hapert es allerdings an einer entscheidenden Stelle. Zwei Mitglieder von AWC Deutschland e.V., beide NGO-Akkreditierte bei der UNO in Wien, erlitten im Mai dieses Jahres eben dort einen nachhaltigen Schock:
Im weitläufigen Selbstbedienungsrestaurant der UNO war das bisher vorhandene Porzellan komplett gegen Plastikgeschirr ausgetauscht worden. 
Ein gütiger Zufall hat bewirkt, dass wenig später ein Artikel zur Plastiklawine in der taz den schönen Anlass gab, diesen Skandal bei der UNO in einem Leserbrief öffentlich zu machen. Auch der taz ein Dankeschön  für die Zustimmung zur online-Veröffentlichung des Leserbriefs (s.u.).

Zum Weiterlesen:

> Leserbrief in der taz vom 10.06.2014: "UN goes plastic" (K.Schittich)
> Artikel: "Glücklich mit der Plastikdiät"  (unicum, Ausgabe Mai 2014)

Nachtrag am 15.08.2014:

>  Artikel in der "Welt" am 10.08.2014: "So funktioniert das Leben ohne Plastik" [über Marian Klapp]

5. Kant-Weltbürgerpreis

Feierliche Verleihung in Freiburg

Zur 5. Kant-Weltbürger-Preisverleihung hatte die Freiburger Stiftung zur Förderung eines kantischen Weltbürger-Ethos in die Aula der Universität eingeladen, an einem bedeutsamen Datum. Der 9. Mai wird als Europatag der Europäischen Union begangen. Er steht damit  in deutlichem Zusammenhang mit dem ersten Teil des Namens der Stiftung: Europas Erbe als Auftrag.
Die Pressemitteilung der Stiftung vor der Veranstaltung umreißt den Rahmen und die Absicht der Preisverleihung. Ein Auszug:
Der Kant-Weltbürgerpreis wird seit 2004 vergeben. Die Stiftung zeichnet damit aufklärendes gesellschaftliches Engagement aus, das sich in mutiger Weise für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Umweltschutz bzw. Ressourcengerechtigkeit und damit für die Sicherung inneren und äußeren Friedens einsetzt. Er geht jeweils an vorbildlich und verantwortlich handelnde Bürger und Gruppen.

Die Auszeichnung ging in diesem Jahr zu gleichen Teilen an den Verein Progressiver Anwältinnen und Anwälte in der Türkei (ÇHD) und an die Autoren und Mitwirkenden des Films „Water Makes Money“ von Leslie Franke und Herdolor Lorenz.
Den Preis für die türkischen Anwälte nahm an Stelle des unter Hausarrest stehenden  Präsidenten der stellvertretende Vorsitzende Münip Ermis entgegen, die Filmemacher und ihre Mitstreiter waren selbst anwesend.



 M. Ermis (2.v.r.)                                    Bild: awc_ks


( v.l.): L.Franke, H.Lorenz, J.-L.Touly, M.Pigeon                       
Bild: awc_ks
Der festlichen Preisverleihung vorangegangen war ein Podiumsgespräch über Zukunftsfragen zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa mit Prof. Dr. Oliver Lepsius, Heide Rühle (MdEP) und Dr. Lale Akgün unter der Moderation des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Umweltstiftung, Jörg Sommer.

Die Begrüßungsansprache von Berthold Lange, dem Stifter und Vorsitzenden der Freiburger Kant-Stiftung, ist ein bemerkenswertes Dokument der Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Fragen im Kontext des Kosmopolitismus Immanuel Kants. Berthold Lange ist es auf reizvolle Weise gelungen, Kant in die Gegenwart hereinzuholen (s.u.).

Eine kleine Randbemerkung zur Rezeption der Preisverleihung: Die Badische Zeitung hat zwar über die Verleihung berichtet, sich im Wesentlichen aber auf die Wiedergabe des Podiumsgesprächs beschränkt. Die Würde und Ernsthaftigkeit der Preisverleihung, die einerseits von der Gegenwart der Preisträger und andererseits von zwei wunderbaren Laudationen bestimmt waren, blieben leider unbeachtet. Der Name eines der Preisträger, nämlich des Filmemachers Herdolor Lorenz, wurde von der BZ übrigens  einfach  weggelassen.

Zum Weiterlesen:

>  Ansprache zur Begrüßung und und Einleitung des Podiumsgesprächs [Berthold Lange]
>  Presseartikel [Badische Zeitung]
>  Einladungstext mit ausführlichen Informationen
>  Homepage der Freiburger Kantstiftung

CYE hat Zukunft

Reise nach Monrovia mit prägnanten Eindrücken

In der zweiten Aprilhälfte reiste die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V., Ingrid Schittich, zum zweiten Mal nach Monrovia, der Hauptstadt von Liberia in Westafrika. Wie schon 2009 übrigens auf eigene Kosten. Ziel der Reise war wieder CYE, das Center for Youth Empowerment, das der Verein seit acht Jahren unterstützt. 
Ingrid Schittich war zwei Wochen lang privater Gast bei einer Familie in Gardnersville, dem Vorort von Monrovia, in dem die Schule von CYE ihren Sitz hat. So hatte sie authentische Einblicke in das Alltagsleben der Menschen in der Umgebung „ihrer“ kleinen selbständigen Schule.


Ingrid Schittich bei "ihrer" Familie                       Bild: lg_monrovia
Selbst gut zehn Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs ist die Infrastruktur des Landes in jeder Hinsicht defekt oder schlichtweg nicht vorhanden. Das gilt auch für das Schulwesen. 
Ingrid Schittich brachte die feste Überzeugung mit nach Hause, dass die Schule von CYE mittlerweile unverzichtbar zum Leben in dem Bezirk von Gardnersville gehört, in dem sie liegt. Zumal CYE die einzige schulische Einrichtung in Gardnersville ist, die „Stipendien“, d.h. Freiplätze für Schülerinnen und Schüler, vergibt. Sie übernimmt damit eine wegweisende soziale Funktion.


 Die Schule con CYE von außen                                Bild: awc_is
Die Schule weiter zu fördern, ist die feste Überzeugung und Strategie bei AWC Deutschland e.V.  und bei der wachsenden Zahl von Unterstützerinnen und Unterstützern.


Der Unterricht beginnt gleich
 Bild: awc_is
 
Wie Ingrid Schittich am Ende ihres ausführlichen Berichts darstellt, haben die Verantwortlichen bei AWC Deutschland e.V. „mit unseren Freunden und Freundinnen von CYE beschlossen, dass wir als nächstes Projekt versuchen wollen, den Kindern von CYE jeden Tag eine Mahlzeit in der Schule zu ermöglichen.“


 Die Kleinsten mit einer Vorschullehrkraft  Bild: awc_is
Erst dann soll daran gedacht werden, die Schule an sich weiter zu entwickeln, z.B. mehr Lehrer einzustellen und Lehrmaterial für den Unterricht bereitzustellen.

Der Besuch der 1. Vorsitzenden von AWC Deutschland e.V. in Monrovia zeichnete sich auch durch eine Begegnung mit dem deutschen Botschafter in Liberia und durch einen Termin beim Team der Gbowee-Stiftung aus.
Eine weitere interessante Begegnung hatte Ingrid Schittich mit Vertretern einer liberianischen Umweltgruppe. Diese leistet Widerstand gegen die staatlich geduldete Ausbeutung der Natur und der Menschen in ihrem Land.

Die Umweltorganisation „Rettet den Regenwald e.V.“ macht in ihrem REGENWALD REPORT, Nr.1/2014 deutlich auf diese Missstände in Liberia aufmerksam. Dankenswerterweise hat  Regenwald e.V. der Redaktion dieser Website den aktuellen Artikel zu Liberia zur online-Veröffentlichung überlassen.

Zum Weiterlesen:

> Text:    CYE - Wo die Zukunft um die Ecke lugt. (I.Schittich)
> Artikel:  Liberia. Ein Land am Scheideweg. (REGENWALD REPORT)

Zum Nachlesen:

> Text:  Graswurzelarbeit in einem vergessenen Land. (I.Schittich, 2009)

 

Kinder sind keine Soldaten

2. Februar:


Kinder und Jugendliche als Soldaten in einen Krieg oder in eine sog. bewaffnete Auseinandersetzung zu schicken, ist ein grässliches Verbrechen. Und doch ist dieses Verbrechen noch längst nicht ausgemerzt. Im Gegenteil, es wird weitgehend totgeschwiegen und auf der politischen Ebene unternimmt kaum jemand ernsthaft etwas dagegen. Man schätzt, dass zur Zeit weltweit 250.000 Kinder und Jugendliche als Soldaten eingesetzt sind. In dieser Zahl sind diejenigen Menschen nicht enthalten, die einmal Kindersoldaten waren, überlebt haben und jetzt ein in aller Regel  problematisches, oft gescheitertes Leben leben.

Ein Bündnis von zwölf zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Organisationen erhebt als „Deutsches Bündnis Kindersoldaten“ hier in Deutschland seine Stimme gegen diesen Schandfleck der Kultur und der Zivilisation. Unter anderem macht das Bündnis jährlich am 12. Februar, dem Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten auf das Schicksal dieser geschundenen Kinder aufmerksam. Der Tag wird international auch als RED HAND DAY begangen.

Besonders ärgerlich ist in diesem Zusammenhang, dass Deutschland nach Auffassung des Bündnisses „seine Verpflichtungen zum Thema Kindersoldaten und die abschließenden Empfehlungen des UN-Ausschusses ... nach wie vor unzureichend umsetzt“ und 17-jährige zur Bundeswehr rekrutiert und gezielt bei Jugendlichen für den Soldatenberuf wirbt.

Die wichtigsten Forderungen des Bündnisses sind:
1. »Straight 18« - nicht unter 18
2. Bestrafung der Verantwortlichen
3. Versorgung, Schutz und Hilfe für geflohene Kindersoldaten
4. Gewährung von politischem Asyl
5. Stopp von Waffenexporten
6. Mehr Geld für Kindersoldaten-Hilfsprogramme


AWC Deutschland e.V. stellt sich solidarisch an die Seite des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. Durch die Unterstützung einer kleinen selbständigen Schule in einem der Elendsviertel von Monrovia richtet AWC Deutschland den Blick immer wieder nach Liberia, wo in 14 Jahren Bürgerkriegen Kinder aufs Grausamste als Soldatinnen und Soldaten missbraucht wurden. Die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V. hat zum RED HAND DAY 2014 einen fiktiven Brief an einen Kindersoldaten geschrieben, dem sie bei einem Besuch in der Schule in Monrovia begegnet ist. Der Brief hat in der örtlichen Presse in Überlingen, dem Sitz von AWC Deutschland e.V., ein Echo gefunden.
Der fiktive Brief ist ein Beitrag zur Arbeit gegen das schändlichste Verbrechen gegen die Menschheit: Kinder zu Soldaten zu machen.


Zum Weiterlesen:

>  Fiktiver Brief an einen Kindersoldaten in Liberia  [I. Schittich]
>  Presseartikel zum RED HAND DAY [Südkurier, 12.02.2014]
>  red hand day

Die Beklagte: Heckler und Koch

Arbeitsgerichtsprozess macht Furore

Vermutlich nie zuvor hat eine Verhandlung des Arbeitsgerichts Villingen eine solche mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Vor und nach der Verhandlung berichteten Fernsehsender regional und bundesweit, Presse mit Sitz von Berlin bis Konstanz stürzte sich auf den Fall.
In der Verhandlung am 03. Dezember ging es um die fristlose Entlassung einer Mitarbeiterin und eines Mitarbeiters von Heckler und Koch, dem Waffenproduzenten in Oberndorf. Die beiden werden von Insidern als „Bauernopfer“ der Firma gesehen, um die tatsächlich Schuldigen bei einem mutmaßlich illegalen Waffenhandel mit Mexiko zu schonen.

Eigentlich lediglich als Zuschauer im Gerichtssaal, war der Rüstungskritiker Jürgen Grässlin aus Freiburg am Rande der Verhandlung aus gutem Grund ein begehrter Interviewpartner der Medien. Hatte er doch schon im April 2010 Strafanzeige gegen Verantwortliche des Oberndorfer Gewehrherstellers und -exporteurs Heckler & Koch wegen illegaler Waffengeschäfte mit Mexiko gestellt.


 Jürgen Grässlin und die Medien  Bild. awc_ks
Zum Weiterlesen:


1. Eine kleine Auswahl aus den Medienberichten:
  > taz vom 03.12.2013
  > swr-online vom 03.12.2013    
  > Südkurier vom 04.12.2013                       
  > Stuttgarter Zeitung vom  04.12.2013
2. Kommentierender Artikel  [I.Schittich]
3. Link zur "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel", bei der AWC Deutschland e.V. Mitglied ist.

Gewalt wird bleiben

Herbsttagung mit grundlegenden Referaten und intensiven Gesprächen

Ein inhaltliches Fazit der diesjährigen Herbsttagung kann man mit zwei Sätzen wiedergeben: Die Gewalt wird bleiben. Die Frage wird sein, wie wir ihr persönlich und gesellschaftlich begegnen und welchen Ort und wie viel Raum wir ihr im Leben zuweisen. 
Ein atmosphärisches Fazit gleich vorweg: Die Tagung war geprägt von einem außerordentlich respektvollen und einander zugewandten Umgang aller Beteiligten. Die Organisatorinnen und Organisatoren waren am Ende der Tagung berührt von dem Dank und der Anerkennung, die ihnen entgegen gebracht wurden.
Und eine kleine Panne - im Nachhinein betrachtet - sei ebenfalls gleich hier vermeldet. In der ursprünglichen Planung hatte die zweite Hälfte des Titels der Tagung „Leitmotiv der Menschheitsgeschichte“ geheißen. Irgendwie hat die Planerinnen und Planer dann der Mut verlassen. Ein solch weit gespanntes Thema zu formulieren, das erschien ihnen unredlich. 
Im Verlauf der Tagung brachten mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer eben diesen umfassenden Aspekt geradezu selbstverständlich in den Diskurs ein. Das ursprünglich geplante und dann verworfene Thema wurde unversehens zum tatsächlich verhandelten. 

So war das siebte Jahr der Herbsttagungen von AWC Deutschland e.V. ganz entgegen einer gängigen Redewendung kein verflixtes. Ingrid Schittich, die 1. Vorsitzende, eröffnete am Freitagabend die Tagung zum Thema:

Der Glaube an die Gewalt - Leitmotiv menschlichen Verhaltens?

vor dem vollbesetzten großen Saal des ev. Gemeindehauses. Sie stellte in ihrer Begründung der Tagung besonders den Aspekte heraus, dass Gewalt allgegenwärtig ist, alle Lebensbereiche durchdringt. Sie stellte die Frage, warum Menschen immer wieder bereit waren und sind, Gewalt soweit zu verinnerlichen und zu akzeptieren, dass sie in einem weitesten Schritt - im Krieg - die Verfügung über ihr Leben anderen übergeben.

Als Sozialwissenschaftler setzte Prof. Dr. Rainer Fretschner von der FH Kiel den Schwerpunkt auf gesellschaftliche und politische Phänomene und Erkenntnisse, die mit Gewalt im Zusammenhang stehen.


  Prof. Dr. Rainer Fretschner/Bild: awc_ks

Sein wissenschaftlich präzise fundiertes Referat mit dem doppelsinnigen Titel: „Mensch. Macht. Gewalt“ bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern u.a. einen spannenden Gang durch die Gedanken zur Gewalt in den Sozialwissenschaften. Ausgehend von Thomas Hobbes führte der Weg über Norbert Elias, Michel Foucault, Theodor W. Adorno zu Zygmunt Baumann. Dessen Satz: „Im Prozess der Zivilisation geht es nicht darum, die Gewalt auszumerzen, sondern sie neu zu verteilen“ konnte man auch als Rainer Fretschners Kernthese betrachten.

Einen pädagogisch radikalen Ansatz stellte Jochen Bicheler von der Pädagogischen Hochschule Weingarten in seinem Referat: „Weltbürgerin und Weltbürger als Leitbild für die politische Bildung“ vor. Er zeigte, dass die Globalisierung als Herausforderung gesehen werden muss, die nationalstaatlich orientierten Inhalte der bisherigen politischen Bildung zu überprüfen. Gleichzeitig betonte Jochen Bicheler, dass der Glaube an Gewalt und Kriege zur Lösung internationaler Konflikte eine hartnäckige Konstituente sei.


 Jochen Bicheler                       Bild: awc_ks
 Die politische Bildung in der Schule, und nicht nur dort, werde sich der „Förderung einer weltbürgerlichen Urteils- und Handlungskompetenz sowie eines globalen Bürgerbewusstseins“ widmen müssen. Vor allem auch, so Bicheler, „um Resignation und einer rein ökonomisch ausgerichteten Vernunft zu begegnen“. 

Trotz ihrer termingeplagten Examenszeit war Annette Guba, Kandidatin der Psychologie, aus Innsbruck angereist, um über „Gewalt, Trauma, Versöhnung“ zu sprechen.


  Annette Guba/Bild: awc_ks                                                                 

Ihr Referat spiegelte die Erfahrungen und Einsichten aus einem viermonatigen Forschungsaufenthalt in Liberia in Westafrika. Sie umriss die bedrückenden sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse, die in Liberia, einem der ärmsten Länder der Welt, noch zehn Jahre nach Ende des 14 Jahre dauernden Bürgerkriegs herrschen. Annette Guba berichtete über ihre schwierige und gelegentlich risikoreiche wissenschaftliche Arbeit, bei der sie die Versöhnungsprozesse junger Liberianer im Kontext politischer Transformation untersuchte. Sie verband ihren Bericht in eindrucksvoller Weise mit den theoretischen Grundlagen der Versöhnungstheorie und Versöhnungsforschung. Der Vortrag vermittelte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung eine Vorstellung von der Komplexität der Folgen von schrecklichster Gewalt in diesem kleinen afrikanischen Land. Annette Guba konnte auch ahnen lassen, dass Versöhnung das einzige Mittel ist, das Zusammenleben der Menschen zu ermöglichen und zu sichern.

Zu einem Kompendium der Psychologie der Gewalt gestaltete sich das Referat des Psychotherapeuten Dr. Roland Heinzel aus Steißlingen. Unter dem Titel: „Gewalt, Trauma und Frieden - um uns und in uns“ entwickelte Dr. Heinzel eine umfassende Darstellung der Gewalt im Menschen und zwischen den Menschen aus tiefenpsychologischer Sicht.
Es gelang ihm, das anspruchsvolle und schwierige Thema auf persönliche und sehr einnehmende Weise zu behandeln. Er verband dabei die umfassenden wissenschaftlichen Ausführungen, u.a. zur neurobiologischen wie auch zur tiefenpsychologischen Forschung, immer wieder mit Episoden aus seinem eigenen Leben. So durften die Zuhörerinnen und Zuhörer gleich zu Beginn seines Vortrags einem von ihm gesungenen, getexteten und komponierten Friedenslied aus den frühen achtziger Jahren lauschen.

   Dr. Roland Heinzel                           Bild: awc_ks                     

Dr. Heinzel lag daran zu zeigen, dass Gewalt zwischen Menschen ihre Ursache fast immer in einer Asymmetrie hat. Mit Blick auf die Gesellschaft führte er aus: „Nicht-legitime Asymmetrien bzw. „Machtgefälle“ sind heutzutage langfristig mit „Frieden“, emotionaler Nähe und seelischer Gesundheit nicht vereinbar. Frieden ist nur mit Gerechtigkeit möglich.“ In einem 10-Punkte-Programm fasste Dr. Heinzel seine Vorschläge zusammen, wie der Gewalt begegnet werden könne.

Einer noch jungen Tradition bei den Tagungen von AWC folgte das abschließende Podiumsgespräch. Wieder sollten sich Theorie und Wirklichkeit treffen, dieses Mal unter dem Aspekt:

„Strukturen von Gewalt - hautnah.“

Ausgehend von einem biographisch skizzierten Selbstporträt nahm Wolfram Lang von Greenpeace Bodensee die Zuhörerinnen und Zuhörer zu einer für ihn prägenden Erinnerung mit.


  Wolfram Lang                                                                Bild: awc_ks

Bei einem strikt gewaltfreien Einsatz in Brüssel wurde eine international zusammengesetzte Gruppe von Greenpeace-Aktivisten vorübergehend festgenommen. Beklemmend deutlich vermittelte Wolfram Lang seine Empfindungen, Gedanken und Ängste bei diesem Ereignis.

Doris Künzel, Sozialarbeiterin und Fachfrau für die Probleme der Flüchtlinge in Konstanz, brachte ihre lange Erfahrung auf diesem Gebiet mit Leidenschaft und Empathie in das Gespräch ein.


  Doris Künzel                                                                 Bild: awc_ks

Sie zeigte, wie prekär die Lebenssituation der Flüchtlinge immer noch und immer wieder ist - auch in Überlingen, wo sie die Verhältnisse vor kurzem wieder gesehen hat. Die strukturelle Gewalt, die den Flüchtlingen entgegen schlägt, sei ein Indikator für die Menschenrechtslage in unserem eigenen Land.

Jürgen Dornis, selbst Lehrer mit Erfahrung in verschieden pädagogischen Ebenen im Inland wie auch im Ausland, ging dann weiter zu einem für alle nahe liegenden Bereich, der Schule.


   Jürgen Dornis                                                               Bild: awc_ks

Sein leichtfüßig daherkommender Humor konnte nicht davon ablenken, dass Jürgen Dornis eine zutiefst niederschmetternde Diagnose formulierte: Die Schule ist in unserem Land trotz vermeintlicher Reformen und wohlklingender Beschreibungen ein Gewaltsystem geblieben.

Ingrid Schittich kam zum Abschluss der Tagung zur Hoffnung vom Vorabend zurück:
„Sicher werden wir auf dieser Tagung nicht die letzten Antworten auf unsere Fragen bekommen, aber doch zumindest Erklärungen und den einen oder anderen Ausblick auf andere Leitmotive des Menschseins.“

Die Tagung wurde von einer Spendenaktion begleitet. AWC Deutschland e.V. unterstützt seit sieben Jahren eine Schule in einem Elendsviertel in Monrovia, der Hauptstadt Liberias. Aktuell müssen Stühle für die Schülerinnen und Schüler angeschafft bzw. ersetzt werden. Dass dabei während der Tagung knapp 600 Euro zusammenkamen, ist ein bemerkenswertes Ergebnis. Es zeigt, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung auch die praktische Arbeit der Weltbürgerinnen und Weltbürger bei AWC schätzen und unterstützen. Ihnen gilt dafür unser ganz besonderer Dank.


Zum Weiterlesen:

> Begrüßung (I.Schittich)
> Powerpoint-Präsentation Prof.Dr.R.Fretschner
> Powerpoint-Präsentation J. Bicheler
> Referat Dr.Roland Heinzel [aus Copyrightgründen gesperrt]
> Anhang zum Referat von Dr.R.Heinzel
> Powerpoint-Präsentation A.Guba
> Podiumsbeitrag Wolfram Lang
> Podiumsbeitrag Doris Künzel
> Podiumsbeitrag Jürgen Dornis
> Informationen zur Referentin und den Referenten
> Plakat zur Spendensammlung während der Tagung

Gewalt ist das Thema

AWC lädt wieder zu ihrer Herbsttagung ein

 

Auf unserer öffentlichen Herbsttagung am 1. und 2. November werden wir uns mit dem Phänomen Gewalt beschäftigen. Auch diese Tagung, sie ist die siebte in Folge, findet in Überlingen am Bodensee statt. Gewalt ist allgegenwärtig, sie scheint, offen oder verdeckt, unser Leben immer mit zu bestimmen. Sie durchdringt nahezu alle Facetten des Lebens und scheint Herrscherin über alle ethischen Werte und religiösen Bemühungen zu sein. 
Unsere Referentin und unsere Referenten werden die dunklen Schleier dieser umfassenden, zerstörerischen Kraft an einigen Stellen lüften und versuchen zu erklären, was sich darunter verbirgt.

Die Referentin und die Referenten in der Reihenfolge des Programms: 
Prof. Dr. Rainer Fretschner - Sozialwissenschaftler, FH Kiel
Jochen Bicheler, M.A. - Politologe, Politikdidaktiker, PH Weingarten
Annette Guba, cand. Mag. phil. (Psychologie), Universität Innsbruck
Dr. med. Dipl. Psych. Roland Heinzel - Psychotherapeut, Steißlingen 

Wie schon bei der Tagung im letzten Jahr werden Gäste aus der Region im Anschluss an die Referate am Samstagnachmittag in einem moderierten Podiumsgespräch unter dem Aspekt „Theorie trifft Wirklichkeit“ zu Wort kommen. Zusammen mit der Referentin, den Referenten und dem Publikum werden die Gäste theoretische Erkenntnisse aus der Tagung im Spiegel ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit überprüfen. 

Am Podiumstisch sitzen:
Jürgen Dornis, Lehrer und ehemaliger Entwicklungshelfer in Papua-Neuguinea                    
Doris Künzel, Sozialarbeiterin mit langjähriger Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit
Wolfram Lang, Realschullehrer i.R., 25 Jahre Mitglied bei Greenpeace.


 Links zu weiteren Informationen:
>  Programm
> Presseartikel vor der Tagung [Südkurier, 30.10.2013, auch online]
> die Referentin und die Referenten

Ausgebildete Lehrer bei CYE in Monrovia

Drei Lehrer aus Spenden finanziert

Linus Gedeo, ehrenamtlicher Leiter der von AWC seit sieben Jahren unterstützten Schule in Monrovia, Liberia, war überglücklich. Schon drei Monate nach seinem Besuch in Deutschland konnte ihm die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland, Ingrid Schittich, mitteilen: Es hat geklappt. Wir können zum Schuljahresbeginn im September die Finanzierung von drei ausgebildeten Lehrern fest zusagen.

Siafa, 36 Jahre, drei Kinder, Lehrer und Rektor  

Lahai, 37 Jahre, zwei Kinder, Lehrer
Maxwell, 27 Jahre, keine Kinder, Lehrer
Ein großes Glücksgefühl und eine tiefe Erleichterung machten sich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von AWC Deutschland breit. Denn wochenlang hatten sie doch immer wieder leise Zweifel beschlichen, ob ihr neuestes Projekt überhaupt zu „stemmen“ sei. 

Zusammen mit Linus hatten Spenderinnen und Spender und Mitglieder von AWC Deutschland im Mai das Projekt „Bezahlung ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer“ entwickelt. Linus hatte seine Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner hier in Deutschland davon überzeugen können, dass nur die Einstellung von ausgebildeten Lehrkräften die Qualität des Unterrichts der Schule von CYE (Center for Youth Empowerment) sichern und den Kindern und Jugendlichen echte Zukunftsperspektiven eröffnen kann. Die Einstellung ausgebildeter Lehrkräfte habe erste Priorität vor allen anderen, auch dringenden Plänen.

Der Hintergrund des Projekts ist der Umstand, dass CYE einmal als Selbsthilfeorganisation gegründet wurde. Weit weg von Liberia in einem Flüchtlingslager für liberianische Bürgerkriegsflüchtlinge in Ghana. Dort gab es keine ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer, jede und jeder unterrichtete, was sie und er selbst einmal gelernt hatte. Bei der Wiedergründung von CYE in der Heimat Liberia im Jahre 2008 musste der improvisierte Unterricht weitergeführt werden, das Geld reichte nicht für ausgebildete Lehrkäfte. Mit Hilfe der Spenden, d.h. der Finanzierungszusagen, aus Deutschland können jetzt die Qualität des Unterrichts gesichert  und die Chancen der Kinder auf ein gelingendes Leben verbessert werden.

Drei Namen (aus nachvollziehbaren Gründen hier nur die Vornamen) und drei Bilder stehen somit für eine wichtige Wende in der Geschichte des kleinen Bildungszentrums CYE in einem Armenviertel von Monrovia.

Die Arbeit von AWC Deutschland e.V. für CYE in Monrovia ist mit dieser Erfolgsmeldung keineswegs beendet. Das Projekt „Lehrerbezahlung“ ist auf Kontinuität angelegt. Für die Eltern, die Lehrerinnen und Lehrer und die Schülerinnen und Schüler muss eine Planungssicherheit aufgebaut werden. Diese Planungssicherheit wird dabei mithelfen, die Schule zu einem Ort des sinnvollen Lernens, des Vertrauen und der Hoffnung zu gestalten. 

> Presseartikel: Billafinger bezahlen Lehrer in Liberia (Südkurier 23.09.2013)
> Artikel zum Besuch von Linus T. Gedeo in Deutschland
> Hintergrundartikel: Afrika, Liberia und CYE (I.Schittich)

Grässlin: Tod aus Deutschland

Jürgen Grässlin stellte sein neuestes Buch vor

Mit Jürgen Grässlin hatten AWC Deutschland e.V. und die Initiative gegen Waffen vom Bodensee einen Referenten eingeladen, dessen Person und dessen Anliegen in Überlingen am Bodensee alles andere als unumstritten ist.
Den wohl besten Kenner der deutschen Waffenindustrie und des deutschen Waffenhandels in die Stadt am milden Bodensee zu holen, deren größter Arbeitgeber der Rüstungsbetrieb Diehl ist, war ein echtes Wagnis für die Veranstalter. Steht Überlingen doch in mancherlei Hinsicht unter dem sichtbaren oder weniger sichtbaren Einfluss dieses Herstellers von Hightech-Waffensystemen.
Gut über vierzig Besucherinnen und Besucher belohnten den Mut der Veranstalter und verliehen dem Sonntagabend in der ersten Augustwoche durch ihre Anwesenheit und durch engagierte und kluge Diskussionsbeiträge eine besondere Note.

Grafik: Heyne Verlag
Jürgen Grässlin stellte nicht nur sein neuestes Buch vor. Er hielt einen brillanten Vortrag zum Untertitel seines Buches: „Wie Deutschland am Krieg verdient“. Dass Grässlin als Lehrer mit vollem Lehrauftrag es schafft, nebenberuflich sein umfassendes, von niemandem bezweifeltes Sachwissen zu erwerben, Bücher zu schreiben und Leitungsaufgaben in der Friedensbewegung wahrzunehmen, grenzt allen Ernstes an ein Wunder. 
Die AG Friedensforschung an der Universität Kassel hat in ihre Website einen Presseartikel aufgenommen, der das Geschehen bei den Lesungen von Jürgen Grässlin verallgemeinernd wiedergibt: > zum Artikel . Der Link zu einem ausgezeichneten Presseartikel in der lokalen Presse findet sich unten.

>  Presseartikel (Südkurier vom 20.08.2013)
>  Begrüßung durch die 1. Vorsitzende von AWC
>  Verlagsseite zum Buch mit Leseprobe

Gast aus Liberia

Linus T. Gedeo drei Wochen in Deutschland

Im April 2009 hatte die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland das Jugendbildungszentrum CYE (Center for Youth Empowerment) in Gardnersville, einem der Armenviertel von Monrovia, Liberia besucht. Zu einem dreiwöchigen Gegenbesuch kam Linus T. Gedeo, der Leiter von CYE, im Mai nach Deutschland.
Die lange Tradition der persönlichen, direkten Kontakte von Mitgliedern und Freundinnen von AWC Deutschland e.V. zum Jugendbildungszentrum CYE - zuerst im Flüchtlingslager in Ghana, dann in Liberia - wurde durch diesen Besuch von Linus abgerundet. 
 

Linus Bild: awc_ks
     
Linus hat viel erlebt in den drei Wochen, manches von ihm so Erwartete, manches Unfassbare. Auch dazu finden sich ein paar Gedanken im Text „Afrika, Liberia und CYE“, der unten als Link angezeigt ist. 
Seine „Heimat“ in Deutschland war Billafingen im Bodenseehinterland, wo seine Gastgeberfamilie wohnt. Von dort aus unternahm er, meist zusammen mit seinen Gastgebern, längere und kürzere Reisen, um über CYE zu informieren, um selbst Eindrücke zu sammeln, um Mitglieder von AWC Deutschland zu treffen.

Markante Stationen in der engeren Umgebung waren ein für Gäste offener Begrüßungsabend in Überlingen und das Zusammentreffen mit Schülerinnen und Schülern der Realschule Pfullendorf und eines Beruflichen Gymnasium in Sigmaringen.

Einer der gastgebenden Lehrer, Jürgen Dornis, gegenüber der Redaktion dieser Website: 
„Bei den Schülerinnen und Schülern war eine deutliche Betroffenheit darüber zu spüren, dass jemand aus einem anderen Teil der Welt ihnen zeigt, welche Chancen sie hier in Deutschland haben und sie auffordert, diese zu nutzen. Die Hilfe für CYE ist keine Einbahnstraße von hier in Richtung Afrika, Linus hat uns etwas ganz wertvolles Immaterielles mitgebracht. So betroffen habe ich meine Schülerinnen und Schüler bisher nie erlebt.“

Die Begegnungen am Bodensee schlossen neben privaten Einladungen auch einen Besuch im Kindergarten in Billafingen ein. Linus genoss die offene und unbeschwerte Art der Kinder, die ihm eifrig Fragen stellten, mit ihm lachten und fröhlich waren. 
Ein Abend in der evangelischen Kirchengemeinde in Immenstaad zum Thema „Bildung ist ihre Chance“ zeigte den Zuhörerinnen und Zuhörern eindringlich, wie wichtig das für uns oft so selbstverständliche Gut „Bildung“ für ein zumindest anflugsweise gelingendes Leben in Liberia wäre. 
Unmittelbar vor dieser Veranstaltung hatte Linus Gelegenheit, in der regionalen Presse auf „sein“ CYE und auf das aktuelle Projekt der Einstellung und Bezahlung ausgebildeter Lehrkräfte aufmerksam zu machen. Der Presseartikel ist unten als Link bereitgestellt.

Zwei längere Reisen führten Linus nach Köln und Innsbruck. In Köln gab es beim Forum Ziviler Friedensdienst e.V. ein herzliches Willkommen und ein ausführliches Gespräch mit der Leiterin der Akademie für Konflikttransformation, Susanne Luithlen, und der pädagogischen Referentin Brigitte Ehrich. Im Fokus des Gesprächs standen die vielfältigen Bemühungen um Versöhnung der verschiedenen Gruppen und Ethnien innerhalb der liberianischen Gesellschaft. Die Thematik der Versöhnung berührt sich eng mit dem Aufgabengebiet der Akademie.


Intensiver Gedankenaustausch in Köln  
Bild: awc_ks
       

         
In Innsbruck hatte Annette Guba, die bis vor kurzem selbst zu einem größeren Forschungsvorhaben vier Monate in Monrovia war, einen Informationsabend im Nähcafé „Nadelöhr“ vorbereitet. Auf der äußerst gut besuchten Veranstaltung stellte Annette die geplante Zusammenarbeit der Innsbrucker Einrichtung mit dem Nähprojekt beim Jugendbildungszentrum CYE vor. Die Ausbildung von Näherinnen bei CYE stellt eine wichtige und sinnvolle Komponente der Förderung von Mädchen und Frauen dar. Deren soziale Lage ist im bürgerkriegszerstörten Land Liberia im Allgemeinen besonders desolat.

Nähcafé Innsbruck                                                 Bild: awc_ks
Zusammen mit Linus entwickelten Spenderinnen und Spender und Mitglieder von AWC Deutschland das Projekt der „Beteiligung an der Bezahlung ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer“. Linus konnte seine Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner davon überzeugen, dass nur die Einstellung ausgebildeter Lehrkräfte die Qualität des Unterrichts bei CYE sichern und den Kindern und Jugendlichen echte Zukunftsperspektiven eröffnen kann. Die Einstellung ausgebildeter Lehrkräfte habe erste Priorität vor allen anderen, auch dringenden Plänen.

Eine Kurzinformation und organisatorische Hinweise zum Finanzierungsprojekts sind unten über Links erreichbar.

Das Finanzierungsprojekt ist viel versprechend angelaufen. Die Einstellung einer kleinen Zahl ausgebildeter Lehrkräfte kann jetzt schon von Linus und seinem Schulbeirat in Angriff genommen werden. Das Finanzierungsprojekt ist auf Kontinuität angelegt, d.h. die Spenderinnen und Spender werden gebeten, sich in der Regel auf eine Unterstützung in den nächsten drei bis fünf Jahren einzustellen. Dies erklärt sich aus der Überlegung, dass nur die Kontinuität der Unterstützung den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern echte Perspektiven und eine verlässliche Planungssicherheit vermitteln kann.

Anmerkung: Die Reise und der Aufenthalt von Linus wurden privat finanziert. Mittel des Vereins bzw. Mittel aus Spenden wurden nicht in Anspruch genommen.

> Presseartikel zum Besuch von Linus (Südkurier vom 23.05.2013)
> Kurzinformation zum Projekt: "Beteiligung an der Bezahlung ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer"
> Organisatorische Hinweise zum Projekt
> Artikel:  „Afrika, Liberia und CYE“ (Ingrid Schittich)

Zielscheibe Mensch - den Opfern eine Stimme

Internationaler Kongress vom 30. Mai bis 02. Juni in Villingen

Offensichtlich in eigener Regie aber mit grandioser Professionalität planten und veranstalteten die Deutsche Sektion der IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs / Ärzte in sozialer Verantwortung) in Kooperation mit der Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel das vermutlich intensivste Ereignis der Friedensbewegung in diesem Jahr:

ZIELSCHEIBE MENSCH
Internationaler Kongress zu sozialen und gesundheitlichen Folgen des globalen Kleinwaffenhandels.


Durch die unvergleichliche Fülle an kompetenten Mitwirkenden und dichten Informationen kamen die über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses gelegentlich nahezu an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit. Zwei Zahlen dazu: Das gedruckte Programm weist 26 Referentinnen und Referenten jeweils mit Foto und Kurzbiografie aus. Jedoch etwa drei Dutzend weitere Rednerinnen und Redner waren in den Workshops an den Pulten oder auf den Podien für ihre Fachgebiete präsent. 
Der Kongress ist im Internet umfassend und ausgezeichnet dargestellt. Besonders die beiden Video-Aufzeichnungen mit Andrew Feinstein und Jürgen Grässlin unter der Navigation „Dokumentation“ seien hier sehr empfohlen. Andrew Feinstein spricht in englischer Sprache.

Weiterlesen …

Vorbild Schottland?

Abolition 2000 in Edinburgh

 

Vom 17. bis 19. April 2013 hielt Abolition 2000, die NGO, in der sich über 2000 Organisationen aus aller Welt für die Abschaffung der Atomwaffen einsetzen, ihre Jahreshauptversammlung in der schottischen Hauptstadt ab.

 Parade auf der Royal Mile in Edinburgh                      Bild: awc_ks

Unter dem Motto 
„From a Nuclear Free Scotland to a Nuclear Weapon Free World“

trafen sich 40 Teilnehmerinnen aus 15 Nationalitäten. Edinburgh war als Ort der Tagung gewählt worden, um die schottischen Atomwaffengegner zu unterstützen.

Weiterlesen …

Grafik: IPPNW

Kongress zu Kleinwaffen

IPPNW lädt nach Villingen-Schwenningen ein

Lange Zeit hatte die Friedensbewegung ihren Blick besonders auf die Waffen gerichtet, die offensichtlich großen Schaden anrichten können: Atomwaffen, Interkontinentalraketen, Kampfflieger, Landminen. 
Aktuelle Zahlen des Roten Kreuzes belegen aber: 90 Prozent der Kriegsopfer sterben durch den Einsatz von Kleinwaffen, zwei Drittel durch Gewehrkugeln. Die meisten dieser Opfer sind Zivilisten aus Ländern des Südens. Was geht uns das an?

Weiterlesen …

Roma - Unerträgliche Lebensbedingungen

Vortrag in Konstanz zur Situation der Roma auf dem Balkan

„Diskriminierung, Rassismus und Gewalt gegen Sinti und Roma in Deutschland und Europa  müssen endlich ein Ende finden. Auch Roma haben ein uneingeschränktes Anrecht auf Schutz, Sicherheit, Recht und Freiheit!“

Mit diesem Appell schloss der Aufruf zur Informationsveranstaltung über die Fluchtgründe von Roma aus dem Balkan am Dienstag, 19. Dezember 2012, 19.00 Uhr, Treffpunkt Petershausen in  Konstanz. Als Referentin war Dr. phil. Karin Waringo vom Romaverband Chachipe e.V. in Luxemburg an den Bodensee gekommen.

In ihrem äußerst authentischen Referat zeichnete Frau Waringo ein bedrückendes Bild von der Lebenssituation der Roma. Besonders berührend waren die Teile des Vortrags, in denen Dr. Waringo von Besuchen bei abgeschobenen Romafamilien berichtete, die ihre Organisation vor ihrer Abschiebung in Luxemburg betreut hatte.

Dr. Waringo hat der Redaktion dieser Website ihr Referat mit Bildern zur Veröffentlichung überlassen. Dafür danken wir sehr herzlich.

>  Referat Dr. Waringo
>   Website Romaverband Chachipe, Luxemburg

Stuttgarter Friedenspreis für Aktion Aufschrei

Breites Bündnis gegen Waffenhandel ausgezeichnet

Am 22. November 2012 wurde die „Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel“ mit dem 10. Stuttgarter Friedenspreis ausgezeichnet. Dieser wird seit 2003 durch das Stuttgarter Bürgerprojekt "Die Anstifter" an Personen und Projekte verliehen, die sich "in besonderer Weise für Frieden, Gerechtigkeit und eine solidarische Welt" engagieren.
Das Ereignis ist in den Medien eher zurückhaltend aufgenommen worden, verdient aber nach unserer Auffassung deutliche Beachtung.
Der Preis zeichnet ein Bündnis aus, das eine besondere Entwicklung genommen hat.

Wie der Politologe Prof. Peter Grottian bei der Tagung von AWC im September 2012 gegenüber der Redaktion dieser Website festhielt, ist es diesem Bündnis gelungen, tief in die Mitte der Gesellschaft vorzustoßen. Dies gelang der Gruppierung in einem Maße, das zunächst geradezu unvorstellbar war. 
Schon die Gruppe der Trägerorganisatoren spiegelt ein breites Spektrum der Gesellschaft. Dieser Eindruck setzt sich fort, wenn man sich die lange Reihe der Mitgliederorganisationen anschaut. Auffällig ist dabei die große Anzahl kirchlicher Organisationen, die sich mit den Zielen der „Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel“ identifizieren.
Ein Beispiel, das besonders heraussticht, ist die Vollversammlung des Katholikenrats im Bistum Trier. Der „Volksfreund“ berichtet am 27. Septemder 2012 online: „Das Laiengremium unterstützt die Aktion "Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel" und will sich im Bundestagswahlkampf 2013 dafür einsetzen, dass ein Verbot von Rüstungsexporten in das Grundgesetz aufgenommen wird."

Dass hier eine kirchliche Organisatione plant, sich aktiv in den Bundestagswahlkampf 2013 einzumischen, ist eine kleine, stille aber merkliche Revolution.

AWC Deutschland e.V., das Mitglied im Bündnis ist, gratuliert sehr herzlich zum Stuttgarter Friedenspreis und hofft, dass in der ganzen Bundesrepublik noch viele kleine örtliche Revolutionen nach dem Vorbild des Katholikenrats von Trier angezettelt werden.

Eher zurückhaltend sei die Preisverleihung in den Medien aufgenommen worden, haben wir oben gesagt. Der Mainstream-Journalismus sieht in der Regel in den Themen der Friedensbewegung nur einen geringen Erregungswert. Dass es auch anders geht, zeigt ein Beispiel aus dem Online-Journalismus, das in einem innerem Zusammenhang mit der Preisverleihung steht.

Der Artikel „Bombengeschäft am Bodensee“ über die Doppelbödigkeit des Lebens in der Rüstungshochburg Bodensee, in der Stuttgarter Online-Wochenzeitung „Kontext“erschienen, ist brilliant und bestürzend zugleich.

>  den Newsletter der Aktion Aufschrei kann man Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bestellen
>  Link zur Aktion Aufschrei

 

Auf dem Prüfstand: die Zivilgesellschaft

Die AWC-Herbsttagung spannt weiten Horizont

Ein Kennzeichen der Tagung vom 14. und 15. September war neben der Tatsache, dass wieder kompetente Experten gewonnen werden konnten, besonders auch die Intensität des Diskurses und die lebendige Kommunikationsfreude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Ingrid Schittich, die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland, konnte bei der Eröffnung der Tagung wieder eine stattliche Zahl interessierter Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen.

Am Freitagabend brachte Andreas Zumach sein Thema  „Die globale Zivilgesellschaft - Korrektiv staatlicher Politik weltweit“ in einen dialogischen Prozess mit den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ein, der alle in seinen Bann zog.



Andreas Zumach  [Bild: awc_ks]

Der erfahrene Journalist verband sein Redekonzept mit spontanen Reaktionen auf die Fragen und Kommentare des Publikums. Er ließ auf diese Weise ein äußerst facettenreiches diskursives Ensemble entstehen. 
Andreas Zumach legte seinen Ausführungen eine vorläufige Definition von Zivilgesellschaft zu Grunde: „Die Zivilgesellschaft, das sind alle Menschen, die sich außerhalb etablierter Strukturen, Institutionen und Organisationen für positive Veränderungen und Verbesserungen einsetzen.“ Sein von enormer Sachkenntnis geprägtes Referat entwickelte Andreas Zumach entlang der Fragen:
Wer ist die Zivilgesellschaft?
Wer gehört dazu, wer nicht?
Welche Erfolge hat sie bisher?
Was ist heute neu an der Zivilgesellschaft?
Wird Zivilgesellschaft eigentlich weiterhin gebraucht?

Auszüge aus dem Mitschnitt des Abends sind als Audiodatei bereitgestellt, wobei Beiträge von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen unberücksichtigt bleiben.

Dem Zivilen Ungehorsam als Salz in der Suppe einer öden Demokratie widmete sich Prof. Dr. Peter Grottian im ersten Beitrag am Samstagvormittag. Das Referat des Berliner Wissenschaftlers und zivilgesellschaftlichen Akteurs stand unter der Prämisse, dass in unserer Demokratie, auch in deren Geschichte, ohne Zivilen Ungehorsam kaum etwas läuft.

Prof. Dr. Peter Grottian  [Bild: awc_ks]

Peter Grottian untersuchte die Konstellationen für Zivilen Ungehorsam in der Bundesrepublik in vier Feldern: 
-Verhinderung von Rüstungsexporten und Waffenhandel
-Bankenregulierung und der Finanzkrise
- Soziales
-Entwicklung von Demokratie.
In allen vier Feldern konstatierte Prof. Grottian „ein riesiges Missverhältnis zwischen den Überzeugungen, die Bürgerinnen und Bürger haben, und der Bereitschaft, wirklich vom Sofa zu springen“. Am deutlichsten werde dies bei der sozialen Frage, wo Protest praktisch „abgeschafft“ sei. Im Moment sei der Verdruss an repräsentativer Demokratie ungeheuer hoch, aber es sei kein Zugewinn bei der Zivilgesellschaft und den zivilgesellschaftlichen Kräften zu verzeichnen.

Der Mitschnitt des Beitrags von Prof. Grottian ist ebenfalls als Audiodatei bereit gestellt.

Am Beispiel der NGO Transparency International (TI) untersuchte Privatdozent Dr. Sebastian Wolf die Chancen und Grenzen der Zivilgesellschaft bei der Korruptionsbekämpfung. Der Konstanzer Wissenschaftler legte eine präzise und zugleich engagierte Beschreibung der Arbeitsweise von TI vor. 

PD Dr. Sebastian Wolf  [Bild: awc_ks]

Freilich verblüffte Dr. Wolf auch mit auffälligen Beispielen. So berichtete er, dass ein längst fälliges, international eingefordertes Gesetz gegen die Bestechung von Abgeordneten klammheimlich in Berlin besonders von der Regierungskoalition verschleppt und blockiert wird. Das geschehe so heimlich, dass selbst die interessierten Studentinnen und Studenten seines Seminars im SS 2012 davon nichts gehört hatten. 

Die Powerpoint-Präsentation und der Mitschnitt seines Beitrags sind bereitgestellt.

Einen großen Schritt hinein in die europäische und deutsche Geistes- und Literaturgeschichte machte am Samstagnachmittag Berthold Lange, der Stifter und Vorsitzende der Freiburger Stiftung zur Förderung eines kantischen Weltbürger-Ethos.

Berthold Lange  [Bild: awc_ks]

 

Sein umfassendes, differenzierendes Referat führte tief in die Gedankenwelt des Philosophen Immanuel Kant hinein und stellte sie in eine produktive Beziehungsspannung zur Gegenwart. B. Lange bezog sich auf vier von Kant gestellte Orientierungsfragen des Menschen:
Was soll ich tun? 
Was kann ich wissen?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?
Berthold Lange zeigte, dass die Einsicht, dass wir nicht nur Staatsbürger, sondern auch Weltbürger sind, bereits eine Erkenntnis der Aufklärung ist. Als Staatsbürger und als Weltbürger seien wir gefordert, darauf mit einer ethischen Haltung zu reagieren. Immanuel Kant habe schon 1795 die Konsequenzen aus einer fortschreitenden Globalisierung analysiert und überzeugend auf den Punkt gebracht.

Berthold Lange hat uns sein Referat freundlicherweise zur Veröffentlichung überlassen.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags unternahmen es Prof. Dr. Rainer Fretschner und vier zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure gemeinsam, einerseits den Begriff „Zivilgesellschaft“ zu schärfen und andererseits zivilgesellschaftliche Praxis und Befindlichkeit vorzustellen.

Dem Sozialwissenschaftler Prof. Fretschner gelang es, den Begriff Zivilgesellschaft klar zu umreißen, wobei er eine alte Definition ,Zivilgesellschaft = jenseits von Markt und Staat‘ aufgriff.

Prof. Dr. Rainer Fretschner  [Bild. awc_ks]

 

Die Ausführungen von Dr. Fretschner stützten sich u.a. auf Gedanken von Jürgen Habermas, einem Klassiker der gegenwärtigen deutschen Philosophie und Soziologie. Der Beitrag von Rainer Fretschner stellte in seiner Dichte und Stringenz  eine weitere bedeutsame theoretische Verankerung der Tagung dar.

Das Referat von Prof. Fretschner und seine Powerpoint-Präsentation sind unten bereitgestellt.

Als Co-Moderator wirkte Rainer Fretschner feinfühlig dabei mit, dass die vier zivilgesellschaftlich aktiven Gäste viel Persönliches in das gemeinsame Gespräch einbrachten. Klaus Schittich hatte als Moderator den vier Akteuren eine Reihe von Fragen vorgelegt.

Tim Günther, Lothar Höfler, Renate Khurdok und Anne Waibel brachten sich als höchst verschiedene und höchst engagierte Persönlichkeiten in diesen Nachmittag ein. Vier verschiedene Lebenswege und vier verschiedene, zum Teil bewegend vorgetragene Motivationen spiegelten einen Ausschnitt der Zivilgesellschaft, der selten in dieser Weise öffentlich wird.
Es war zu spüren, dass eine Empfindung von moralischer Pflicht die vier Akteurinnen und Akteure verbindet. Einer Pflicht, die „jenseits von Markt und Staat“, also ohne Blick auf Machtgewinn oder wirtschaftlichen Vorteil entsteht und die Menschen antreibt.

Wir dokumentieren die Fragen an die Akteurinnen und Akteure. Das Podiumsgespräch war wie erwartet außerordentlich persönlich, deshalb wurde auf eine Aufzeichnung verzichtet.

Mit dem Film „Zur Hölle mit dem Teufel“ (Originaltitel: „Pray the devil back to hell“) ging die Tagung am Samstagabend zu Ende. Der Film zeigt die kaum fassbaren Ungeheuerlichkeiten des Bürgerkriegs in Liberia aber auch die einzigartige Entschlossenheit und Hingebung, mit der Frauen verschiedener Glaubensrichtungen im Jahre 2003 gewaltfrei für das Ende des Grauens und für den Frieden kämpften.

Eine Beschreibung des empfehlenswerten Films und ein Bezugsnachweis sind angegeben.


Anmerkung:  Die Audiodateien wurden von Heinz Eisele, Sentenhart, bearbeitet und für die Online-Veröffentlichung eingerichtet. Dafür dankt ihm die Redaktion sehr herzlich.



Zum Weiterlesen:

Presseartikel: Südkurier vom 19.09.2012

>  Begrüßung zur Tagung

>  Beitrag A.Zumach Teil 1:

>  Beitrag A.Zumach Teil 2:

>  Beitrag Prof. Dr. Grottian:



>  Beitrag PD Dr. Wolf [Powerpoint-Präsentation]

>  Beitrag PD Dr. Wolf:



>  Beitrag B.Lange [Textdatei]

>  Beitrag Prof. Dr. Fretschner [Powerpoint-Präsentation]

>  Fragen an die zivilgesellschaftlichen Akteure

 

Tagung zur Zivilgesellschaft

AWC lädt zum 14.-15. September nach Überlingen am Bodensee ein


Mit dem diesjährigen Rahmenthema 
„Staaten in der Krise - Schlägt die Stunde der Zivilgesellschaft?“ 
kommt AWC Deutschland zu einem Aspekt der ersten Tagung im Herbst 2007 zurück. Rainer Fretschner skizzierte damals eindrucksvoll Grundzüge der Idee „Zivilgesellschaft“ und setzte sich mit ihrer möglichen Rolle auseinander.

Die Beschäftigung mit dem Thema „Zivilgesellschaft“ ist in der Bundesrepublik seither zwar noch kein medialer Renner geworden, aber es ist zu erkennen, dass Bewegung in die Szene gekommen ist.

Immer häufiger rutscht der Begriff „Zivilgesellschaft“ in Berichte und Kommentare hinein. Immer deutlicher werden Akteure zivilgesellschaftlicher Gruppen in den Medien und in der Gesellschaft wahrgenommen. Dabei zunehmend als Korrektiv der Politik, genauer gesagt als Korrektiv staatlicher und wirtschaftlicher Machtinteressen. 
Es scheint also dringend geboten, Grundlagen und Zusammenhänge zum Thema Zivilgesellschaft vertiefend zu bearbeiten. Deshalb hat AWC Deutschland die Zivilgesellschaft in den Fokus der Herbsttagung 2012 gestellt.

AWC Deutschland freut sich auf die Referenten sowie auf die zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure aus der Region: 
- Andreas Zumach (Genf)
- Prof. Dr. Peter Grottian (Berlin)
- PD Dr. Sebastian Wolf (Konstanz)
- Berthold Lange (Freiburg)
- Prof Dr. Rainer Fretschner (Kiel) 
- Tim Günther (Sipplingen)
- Lothar Höfler (Lindau)
- Renate Khurdok (Salem)
- Anne Waibel (Wald)

Die Tagung ist öffentlich. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei, Kostenbeiträge werden erbeten.

>  Programm
>  Referenten
>  zivilgesellschaftliche Akteure aus der Region
>  Presse vor der Tagung:   Südkurier      
>  Artikel zum Tagungsthema (I. Schittich)

Fahrradtour zu Rüstungsbetrieben

Vorletzte Station: Diehl Defence in Überlingen

Als Vorläuferinnen und Vorläufer (eher „Vorfahrerinnen“ und „Vorfahrer“) der geplanten bundesweiten Aktionen Ende August gegen den Leo-Export verstanden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Friedensfahrradtour der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) aus München. 
Ihre Tour startete am 01. August in München bei Krauss-Maffei  und führte in neun Tagen über Augsburg und das Allgäu an den Bodensee.

Das Hauptziel der Tour war, Rüstungsbetriebe zu „besuchen“ und dabei der Öffentlichkeit zu zeigen: Der Wohlstand hier in Deutschland, z.B. am milden Bodensee, stützt sich auch auf Gewinne aus der Produktion und dem Verkauf von Rüstungsgütern. Und diese Rüstungsgüter bringen den Menschen in anderen Regionen der Welt Elend, Verstümmelung und Tod.

In Überlingen, der vorletzten Station der Tour, haben am 08. August frühmorgens Mitglieder von AWC Deutschland e.V. die 36 Radlerinnen und Radler aus München und Gäste aus der Region zu einem demonstrativen Friedens-Frühstück - in Bioland-Qualität - vor den Toren des Rüstungsbetriebs Diehl Defence eingeladen.

geplante Improvisation                                               Bild: awc_is 


ein friedfertiges Frühstück                      Bild: awc_is 

 
Tod vom Bodensee                             Bild: awc_is
Auf dem Landungsplatz direkt am See fand im weiteren Verlauf des Vormittags eine Kundgebung mit einer eindrucksvollen Performance und Ansprachen von Ingrid Schittich, 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V., und Thomas Rödl, DFG-VK München, statt.  In der regionalen Presse wurde ausführlich über die Station „Überlingen“ dieser Friedensfahrradtour berichtet.


die Performance am Landungsplatz                                   Bild. awc_ks
Zu Ende der Kundgebung übergab die Gruppe aus München die eben erst erschienene, von der DFG-VK Bayern herausgegebene Broschüre: „Diehl - Porträt einer deutschen Waffenfabrik“ der Presse und damit der Öffentlichkeit in der Region. 

Die Broschüre ist blendend recherchiert und stellt die Aktivitäten des Konzerns besonders im Bereich Rüstung vor.
Sie kann zum Preis von EUR 3,00 über die DFG-VK, Landesverband Bayern (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) als Druckexemplar bezogen werden.
Sie ist zudem online als pdf zugänglich.

> Presseartikel Südkurier
> Presseartikel Schwäbische Zeitung
> Flyer zur Friedensfahrradtour

 

Gauck: Entsetzen und Empörung

Offener Brief des Versöhnungsbunds

In einem außerordentlich kritischen offenen Brief wendet sich der Internationale Versöhnungsbund - Deutscher Zweig an das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik. 
Der unterzeichnende Vorsitzende des Deutschen Zweiges dieses traditionsreichen internationalen Bundes, Dr. Matthias Engelke, wendet sich gegen mehrere Aspekte der Rede, die Gauck kürzlich vor der Führungsakademie der Bundeswehr gehalten hat.
Engelke hält Gauck vor, dass seine Rede der Rechtfertigung und Verharmlosung von Kriegseinsätzen dient. Gauck setze sich zynisch über die Würde und das Recht auf Leben und Unversehrtheit hinweg, die jeder Mensch - egal ob als SoldatIn oder ZivilistIn - besitzt. 

Dieser offene Brief ist in seiner noblen Radikalität ein bemerkenswertes Zeugnis des Widerstands gegen die offene Militarisierung von Gesellschaft und Politik in der Bundesrepublik Deutschland.

>  Wortlaut des offenen Briefs
>  Deutscher Zweigs des Internationalen Versöhnungsbunds

Liberia: Run auf den öffentlichen Dienst

Wieder einmal keine Lehren aus der Geschichte

 

Linus Gedeo wirft mit seinem zweiten hier veröffentlichten Bericht zur politischen Situation in Liberia (Reporting Liberia) ein Schlaglicht auf den Generationenwechsel und damit auf die zukünftige Entwicklung des Landes. 
Gedeo ist Vorsitzender des Leitungskreises (Board Chairman) des Jugendbildungszentrums Center for Youth Empowerment (CYE) in Monrovia, der Hauptstadt von Liberia. AWC Deutschland e.V. ist seit einigen Jahr mit CYE in Verbindung und unterstützt das dortige Bildungsprojekt.

In seinem jüngsten Bericht konstatiert Linus Gedeo eine wachsende Sogwirkung des öffentlichen Dienstes auf die Jugend Liberias.
Er erklärt diese Erscheinung einerseits damit, dass berufliche Möglichkeiten in der Wirtschaft nicht als attraktiv vermittelt werden. Er sieht einen zweiten Grund für diesen Sog in einem tradtionellen Schwachpunkt der liberianischen Verwaltung und Regierung: Beide werden als ein Paradies angesehen, in dem persönlicher Vorteil, maßlose Bereicherung, strotzender Luxus für alle diejenigen blühen, die erst einmal Zugang zu diesem Paradies erlangt haben.
Linus Gedo beklagt, dass in einer Volkswirtschaft, in der täglich Abertausende hungrig zu Bett gehen, nicht wenige Staatsbeamte mehr als 10.000 US-Dollar als Monatsgehalt einstreichen.
Er zeigt sich erschüttert darüber, dass aus der blutigen Geschichte des Landes, die besonders auch auf die sozialen Schieflagen der Vergangenheit zurückzuführen war, absolut nichts für die Gegenwart gelernt worden ist.
Das Gebot der Stunde sei es, der jetzt kommenden Generation zu vermitteln, dass die gerechte Verteilung des nationalen Reichtums und die Notwendigkeit der  Weiterentwicklung des Landes die dringensten Aufgaben für sie sind.
Diese jetzt kommende Generation müsse auf diese Aufgaben vorbereitet werden, denn auf ihr laste die Bürde und die Chance des gesellschaftlichen Wandels. 
Er beschwört in diesem Zusammenhang die Grundtugenden der Liberianer: Fleiß und Sorgfalt, Nationalbewusstsein, Ehrlichkeit und Friedensliebe. Er wünscht der kommenden Generation, dass sie sich stolz und dankbar auf diese Eigenschaften stützen möge und dass ihr eine Wiederholung der grausamen jüngsten Vergangenheit erspart bleibt.

Der kluge und zugleich persönlich betroffene Bericht Gedeos ist ein seltenes Zeugnis der Befindlichkeit eines Bürgers in einem von der Weltöffentlichkeit nahezu vergessenen Land. 
Die von Linus Gedeo beobachtete Renaissance von Gier, Bereicherung und Korruption ist freilich kein Thema, das auf Liberia beschränkt ist.
Bei der Herbsttagung von AWC Deutschland e.V. vom 14. bis 15. September in Überlingen wird eines der Themen die Korruptionsbekämpfung als Aufgabe der Zivilgesellschaft sein.

>  Linus Gedeo: Reporting Liberia [engl.]

 

Maschinengewehr im Kindergarten

Nationalistische Tendenzen in Lettland

 

Freunde in Lettland haben uns auf ein Video aufmerksam gemacht, das auf erschreckende Weise die nationalistischen und militaristischen Tendenzen innerhalb der Gesellschaft Lettlands aufzeigt. 
Das Video dokumentiert den Besuch zweier Männer in Uniformen der Waffen-SS im Kindergarten Pucite in Riga am 16. März 2012. Die beiden Männer breiten vor den Augen der Kinder Waffen aus dem 2. Weltkrieg  aus und ermuntern die Kinder, sich mit Stahlhelm, Maschinengewehr, Pistolen und der zugehörigen Munition vertraut zu machen und damit zu spielen. Am Schluss der „Lehrstunde in Patriotismus“, wie das Ganze genannt wird, singen die „Soldaten“, die Erzieherinnen und die Kinder gemeinsam ein patriotisches lettisches Lied.
Der Zeitpunkt dieses Besuchs war nicht zufällig. Der 16. März ist in Lettland der Gedenktag für die Gefallenen der „Lettischen Legion“, einem Verband der Waffen-SS. Dieser Gedenktag ist immer mit einem auch international kritisch gesehenen Aufmarsch von Veteranen und Sympathisanten der Lettischen Legion in Riga verbunden. Die lettische Regierung billigt diesen Aufmarsch wohlwollend. An ihm nehmen immer wieder auch Mitglieder der Regierung teil. 
Der im Video gezeigte Kindergarten ist privat und gehört dem Unternehmer Imants Paradnieks, einem Mitglied der nationalistisch-rechtsextremen Partei „All for Latvia“.
Das Video wurde zuerst auf der Website des Kindergartens veröffentlicht. Dann wurde es wieder entfernt, weil Eltern offenbar persönlichkeitsrechtliche Bedenken geltend gemacht haben. Es ist aber weiter auf youtube zu sehen, wo es mit russischen Untertiteln versehen erstmals am 08.05.2012 veröffentlicht wurde. Auch verschiedene Pressedienste zeigen und kommentieren das Video.

Die Redaktion der Website von AWC Deutschland e.V. respektiert die Bedenken der Eltern und verlinkt ausdrücklich nicht zum Video. Wir veröffentlichen lediglich drei aus dem Video kopierte Standbilder, auf denen wir die Gesichter der Kinder unkenntlich gemacht haben.






Wir sehen die Vorgänge in diesem Kindergarten im Kontext eines unversöhnlichen und rigiden politischen Klimas, das sich in dem EU-Mitgliedsland Lettland ausgebreitet hat.

Das Video hat in Lettland heftige Reaktionen ausgelöst, in einem Land, das bis heute zerrissen ist durch die konfliktbeladene Beurteilung seiner eigenen Geschichte. So sind z.B. die lettischen SS-Legionäre für die einen patriotische Freiheitskämpfer, für die anderen sind sie dagegen schändliche Kollaborateure des mörderischen Nazi-Regimes.

Aleksej Jaroshevski vom Nachrichtennetzwerk RT.com kommentiert das Vorkommnis im Kindergarten so:
„What concerns many here now is that such lessons of patriotism in the long run will not teach history but simply breed a future generation of neo-Nazis in the heart of free Europe“.
[Was vielen hier Sorgen bereitet ist die Tatsache, dass solche Lehrstunden in Patriotismus letztendlich keine Geschichtsstunden sind, sondern lediglich eine weitere Generation von Neo-Nazis hervorbringen, und das im Herzen eines freien Europa].

Leider bleibt dieses freie Europa gleichgültig.

Zum Weiterlesen:

>  "Kinder und Soldaten. Kindersoldaten. Eine emotionale Skizze."
     (I. Schittich)
   
>  Zum Aufmarsch der Veteranen in Riga: sueddeutsche.de 

>  Zur Störung des gleichzeitigen Holocaust-Gedenkens am Tag des Aufmarsches: taz.de   [+Video]

>  Zur Regierungsbildung 2011 mit Beteiligung von Rechtsextremen: taz.de

Besatzung schmeckt bitter

Pax Christi startet Aktion gegen unklare Waren-Deklaration

 

Prof. Dr. Rolf Verleger (Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland 2006-2009) verdanken wir den Hinweis auf die am 22. Mai gestartete Aktion von Pax Christi, deren Mitinitiator Prof. Rolf Verleger ist:
„Besatzung schmeckt bitter“.
Die katholische Friedensorganisation Pax Christi fordert die eindeutige Kennzeichnung von Waren aus israelischen sog. Siedlungsgebieten. 
Die Nahostkommission von Pax Christi empfiehlt mit kritischem Blick auf die derzeit bestehende Deklarierungspraxis unumwunden den Kaufverzicht von Waren mit der häufig irreführenden Herkunftsbezeichnung „Israel“. Zur Erklärung der Aktion schreibt Pax Christi:

„Der Aktion „Besatzung schmeckt bitter“ geht es um die Achtung geltender Menschen- und Völkerrechtsstandards. Wer im Laden vor Waren steht, die möglicherweise aus den völkerrechtswidrigen Siedlungen kommen, ohne dass dies kenntlich wäre, hat die Wahl, diese Produkte zu kaufen oder auf ihren Kauf zu verzichten. Der Verzicht auf den Kauf von Siedlungsprodukten ist für uns eine Form von kritischem Konsum: Es geht uns darum, die individuelle Kaufentscheidung im Einklang mit geltenden Menschen- und Völkerrechtsstandards zu treffen.“


Die Aktion steht im Kontext weltweiter Versuche, zu einem bewussten und kritischen Kaufverhalten gegenüber Waren aus den völkerrechtswirigen israelischen "Siedlungen" in Palästina aufzufordern. So hatte Peter Beinart in der New York Times vom 18.3. zum Boykott von israelischen Siedlungsprodukten aufgerufen, um Israel zur Änderung seiner politischen Ziele zu bringen.
Bekannt ist auch, dass die britische Supermarktkette coop wegweisend alle Handelskontakte zu Lieferanten abgebrochen hat, die Produkte exportieren, die in den "Siedlungen" der Westbank hergestellt wurden. 
Und weiter ist hier das Verhalten des dänischen Außenminister Villy Sovndal bemerkenswert, der plant, den Supermärkten seines Landes zu gestatten, Produkte aus Westbank-"Siedlungen" mit einem besonderen Etikett zu versehen, wie u.a. auch „Welt Online“ gestern berichtete.

> Wortlaut der Pressemitteilung zur Aktion
> Presseartikel zum dänischen Vorschlag

Friedensbotschaft aus Wales

Jugendorganisation wendet sich an junge Menschen weltweit

 


Urdd, die größte Jugendorganisation von Wales in Großbritannien, lehnt ihre diesjährige Botschaft des Friedens und der Verständigung (Message of Peace and Goodwill) an den olympischen Gedanken an. 
Sie wird dieses Jahr am 18. Mai vom Gipfel des Snowdon aus in feierlicher Form an die Jugend in aller Welt ausgesandt. Auf Einladung der Organisatoren hat AWC Deutschland e.V. die aktuelle Botschaft ins Deutsche übersetzt.

Diese Botschaft hat eine beeindruckend lange Geschichte. Sie wird seit 1922, jedes Jahr in neuem Wortlaut und jeweils mit aktuellen Bezügen, in viele Sprachen übersetzt und weltweit verbreitet. Schon 1924 wurde sie erstmals im internationalen Rundfunkprogramm "BBC World Service" gesendet. Vor einigen Jahren ist das Internet als Verbreitungsmedium hinzugekommen. 
Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wird die Botschaft des Friedens und der Verständigung jährlich am 18. Mai ausgesendet. Das Datum erinnert an den Eröffnungstag der ersten Haager Friedenskonferenz im Jahre 1899 und wird auch als „Tag des guten Willens“ begangen.

Autor der ersten Message of Peace and Goodwill war der Baptisten-Pfarrer Gwilym Davies. Er war Pazifist und hat entscheidend u.a. an der Entwicklung der UNO und besonders der UNESCO mitgewirkt.

>  Botschaft des Friedens und der Verständigung 2012
>  Website zur Botschaft [engl.]
>  Wikipedia-Eintrag zur Jugendorganisation Urdd in Wales [engl.]
>  Wikipedia-Eintrag zu Gwilym Davies [engl.]

Einreiseverbot für Historiker

Lettische Regierung diskriminiert russische Wissenschaftler

Was in einem Weltmaßstab als Kleinigkeit erscheinen mag, muss für Europa als Indikator rechtslastiger Strömungen gewertet werden. Und Lettland ist dabei leider nur ein Beispiel von mehreren.
Die Nachricht:
Mit geradezu blindwütigem Eifer hat das lettische Außenministerium kürzlich zwei russische Historiker eines angesehenen wissenschaftlichen Instituts in Moskau zu personae non gratae erklärt. Der Begriff stammt aus der Diplomatie und bezeichnet dort den Status eines Diplomaten, dessen Aufenthalt von der Regierung seines Gastgeberlandes nicht mehr geduldet wird.

Im vorliegenden Fall geht der Begriff allerdings mit einem Einreiseverbot nach Lettland  sowie mit einem schengenweiten Einreiseverbot einher.
Was hat diese wilde Aktion ausgelöst? Soweit zu sehen ist, einzig und allein der Umstand, dass die beiden russischen Historiker in Moskau die Geschichte der Nazi-Verbrechen in Lettland erforschen. 

Es ist zu befürchten, dass nationalistische, Nazi-Verbrechen relativierende Tendenzen innerhalb der Regierung dieses EU-Mitgliedslandes vom Rest Europas diskret und feige mit Schweigen hingenommen werden. Ebenfalls ist zu befürchten, dass hier sozusagen in aller Stille am Wiederaufbau eines Eisernen Vorhangs gewerkelt wird.
Die ursprüngliche Nachricht vom 02.03.2012 aus Moskau liegt online vor (s.u.).

Der Appell:
Drei lettische Historiker protestierten sofort gegen die ungerechtfertigte Diskriminierung ihrer russischen Kollegen. Sie wenden sich gegen die Versuche der lettischen Regierung, sich in die wissenschaftliche Arbeit der Historiker einzumischen bzw. Wissenschaftler massiv einzuschüchtern.
Die Historiker appellieren zudem an die internationale Gemeinschaft „ihre Aufmerksamkeit auf die unverhüllt undemokratischen Handlungen der lettischen Regierung zu lenken“ und auf „die  unverzügliche Außerkraftsetzung der Entscheidung des lettischen Außenministers Edgars Rinkevics“ hinzuwirken.
Der Text des Appells liegt AWC Deutschland als E-mail vor. Einer der drei lettischen Historiker, Viktor Gushchin, Direktor des baltischen Zentrums für historische und sozialpolitische Forschungen, steht in engem Kontakt und regem Gedankenaustausch mit AWC Deutschland.

> Nachricht aus Moskau [in Englisch]
> Protest und Appell der lettischen Historiker [Übersetzung]
> Protest und Appell der lettischen Historiker [russisches Original]

 

Irankonflikt - Erklärung aus der Friedensbewegung

AWC Deutschland e.V. ist dabei


Die Friedensbewegung in Deutschland hat heute die „Iranerklärung“ veröffentlicht, in der sie die internationale politische Öffentlichkeit auffordert, die Politik der Kriegsvorbereitung im Irankonflikt sofort zu beenden. Der Appell richtet sich ausdrücklich auch an den Präsidenten der USA und an die deutsche Bundeskanzlerin.

Die Erklärung wird von einem breiten Bündnis von Einzelpersonen und Organisationen getragen und spiegelt  die Sorge der Friedensbewegung wider, der vordere Orient könnte in ein Chaos von Gewalt und Krieg hineinschliddern.

AWC Deutschland e.V. hat diese Erklärung mitunterzeichnet.

> zur Iranerklärung

Politik interessiert sich nicht für Bürgerrechtsverletzungen

Echo aus Riga

 

Das neue Jahr ist erst wenige Tage alt, da gibt es bei AWC Deutschland e.V. schon einen Rückblick.

Seit Mitte Januar 2011 bemüht sich der Verein - vertreten durch seine 1. Vorsitzende - auf die Situation der sog. Nichtbürger in Lettland aufmerksam zu machen.
In einem ersten Schritt sollten besonders die politischen Akteure im Bundestag in Berlin und im Europäischen Parlament in Brüssel informiert werden bzw. sollte deren Standpunkt zu diesem eklatanten Misstand eingeholt werden.

Bei den Ergebnissen dieser Bemühungen waren zwei Phänomene auffällig:
1. Das Schweigen
Die Fraktionen in beiden Parlamenten und Entscheidungsträger in weiteren politischen Bereichen zeigten fast durchgehend Null Interesse an dieser Bürgerrechtsverletzung mitten in Europa.
Und auch die Kommunikation mit jemandem, der offensichtlich nicht zum Lobby-Pulk oder zu etablierten Medien gehört, ist nicht „ihr Ding“. Keine Antwort, kein Kommentar - das ist der Standard.
Bei der politischen Klasse hat sich ein rigoroses Nützlichkeitsdenken  breit gemacht. In früheren Tagen wurde von den Büros der Gewählten noch der Eingang von Post bestätigt, oft mit dem nett gemeinten Hinweis, der  Herr Minister/ der Abgeordnete/ die Abgeordnete hätten das Schreiben „mit Interesse gelesen“ und würden sich „umgehend mit Ihrem Anliegen beschäftigen“, oder so. Lang ist‘s her.
2. Die Ausrede
Die wenigen Antworten, die eingegangen sind, verbindet die Ausrede, der Zustand "Nichtbürger" sei eine „innere Angelegenheit“ Lettlands. Es bestehen kein Handlungsbedarf, ein Handeln verbiete sich geradezu.
Da ist es dann verwunderlich, wie vor wenigen Tagen die ungarische Regierung in die Zange genommen und auf einmal die Einhaltung europäischer Werte eingefordert wurde. Oder doch nicht verwunderlich? Diese lauthals hehre Aktion war nur das Rascheln des Papiertigers Europa, wie kluge Beobachter (vgl. Badische Zeitung) bald sahen.

Dabei sollten die vertraglich vereinbarten Werte Europas ernst genommen werden. Denn: „Die Einmischung in innere Angelegenheiten ist das Kerngeschäft der EU“ stellt Jan-Werner Müller am 26.01.2012 in der Süddeutschen1fest. Nur wenn sich diese Einsicht durchsetzt, auch in Bezug auf die Minderheitenpolitik in Lettland, wird Europa politisch eine "nachhaltige" Chance haben.

Der kurze Rückblick der 1. Vorsitzenden von AWC Deutschland e.V.: „Nach einem Jahr. Nichtbürgerinnen und Nichtbürger in Lettland" fasst die Ergebnisse ihrer Bemühungen zusammen. Die ihm anhängende Liste der angeschriebenen Institutionen, Personen und ihrer Reaktionen spricht Bände.



Junge Demonstrantin in Riga.
"Alien" steht für "Nichtbürgerin".Bild: ves.lv
Eine adaptierte Fassung des Rückblicks wurde von der russisch-sprachigen Zeitung Vesti Segodnja in Riga am 26.01.2012 veröffentlicht. Er hat dort eine große Zahl lebhafter, z.T. leidenschaftlich vorgetragener Kommentare von Leserinnen und Lesern ausgelöst. Diese Zeitung hatte übrigens schon im April 2011 die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V.  bei ihrem Besuch in Riga interviewt.

> Rückblick: "Nach einem Jahr. Nichtbürgerinnen und Nichtbürger in Lettland."

> Übersetzung der Einleitung eines Artikels der Vesti Segodnja (Riga) vom 26.01.2012

zum Nachlesen:
> politischer Reisebericht aus Riga vom April 2011


(1)  Müller, Jan-Werner (2012): Nachhilfestunden in Demokratie. Wie Europa mit Ungarn umgehen sollte - und wie nicht. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 21 vom 26.01., S.11.

 

Weltbürger gegen Waffenhandel

AWC schließt sich bundesweiter Aktion an

 



Noch kurz vor der Jahreswende hat sich AWC Deutschland e.V. der "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel" als Mitglied im Aktionsbündnis angeschlossen.
Ziel der Aktion ist die Ergänzung von Artikel 26 (2) des Grundgesetzes, wonach der Export von Waffen und Rüstungsgütern grundsätzlich verboten werden soll.
Die Schirmherrschaft des breiten Bündnis zivilgesellschaftlicher und kirchlicher Organisationen und Gruppen hat im November 2011 Dr. Margot Käßmann übernommen.

> Pressemitteilung der Aktion zur Schirmherrschaft von Dr. Käßmann
> Link zur Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel
 

 

Zivilgesellschaft als Korrektiv

Streumunition bleibt geächtet - unrühmliche Rolle der Bundesregierung

 

In der deutschen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen ging unlängst eine zweiwöchige UN-Konferenz in Genf zu Ende, auf der, einfach ausgedrückt, die Ächtung von Streumunition aufgeweicht werden sollte. Dieser Versuch ist, man kann sagen „glücklicherweise“, gescheitert. 
Aus den auffallend sparsamen Veröffentlichungen zu dieser Konferenz werden hier zwei herausgehoben, die bemerkenswerte Aspekte betonen: die Rolle der Zivilgesellschaften und das Verhalten der deutschen Regierung.

Unverblümt stellt Andreas Zumach in der taz vom 28.11.2011 fest: 

„Die Bundesregierung in Berlin vertrat bei den Genfer Verhandlungen das Interesse deutscher Rüstungskonzerne, die weiterhin mit dem Verkauf und dem möglichst uneingeschränkten Export von Streumunition Geld verdienen wollen.“


Dass die Bundesregierung über eine Berichterstattung zum Ausgang der Konferenz überhaupt und dann vollends über eine solche entlarvende Einschätzung nicht erfreut war, war zu erwarten. Das Auswärtige Amt nahm stehenden Fußes zum taz-Artikel Stellung. Diese Stellungnahme wies der Autor seinerseits inhaltlich klar fundiert zurück. Zumach zeigt in seinem Artikel auch, dass sich die Bundesregierung vor einem ansehnlichen Teil der Weltöffentlichkeit grässlich blamiert hat: 
„Die deutsche Haltung war nicht nur bei Nichtregierungsorganisationen, sondern auch beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz, bei der UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte sowie beim UNO-Entwicklungsprogramm auf scharfe Kritik gestoßen.“


Die Rolle des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz stellt auch René Wadlow in seinem zum Jahresende online veröffentlichen Text heraus. Prof. Wadlow ist der Präsident der Association of World Citizens (Dachverband zu AWC Deutschland e.V.) und deren leitender NGO-Delegierter bei der UN in Genf.
Wadlow schrieb zum Ende der Konferenz an den Präsidenten des IKRK, Jakob Kellenberger, und dankte ihm im Namen von AWC für die entscheidende Rolle, die das Internationale Komitee vom Roten Kreuz bei den Verhandlungen in Genf angenommen hatte. Wadlow geißelt in seinem Artikel besonders die „Schurkenstaaten“ (outlaw states) USA, Russland, China, Indien, Pakistan und Israel, die nach seiner Auffassung von allem Anfang an, d.h. seit Oslo im Jahre 2007, gegen die Ächtung der Streumunition agitiert haben. Generalisierend sagt Wadlow über die Ächtung der Streumunition, die in Genf eben nicht verwässert wurde: 
“The ban on cluster weapons is an example of a remarkable combination of civil society pressure and leadership from a small number of progressive States“.
[Die Ächtung von Streumunition ist ein Beispiel beachtenswerten Zusammenwirkens des Drucks aus dem zivilgesellschaftlichen Lager und des Durchsetzungsvermögenn einer kleinen Gruppe fortschrittlicher Länder]

Wadlow spricht damit nicht nur ein großes Zukunftsthema an, nämlich den wachsenden korrektiven Einfluss der globalen Zivilgesellschaften auf die internationale Politik. Er zeigt auch, dass zivilgesellschaftliche Kräfte, zu denen die NGOs ebenso gehören wie das IKRK, den Staaten jetzt schon ihre Unbefangenheit nehmen und ihre Dreistigkeit dämpfen können.

> zum Artikel von Andreas Zumach
> zur Anmerkung des AA und zur Entgegnung von A. Zumach
> zum Artikel von Prof. René Wadlow [in englischer Sprache]

Friedenspolitisches Aktionsprogramm 2012

Bundesausschuss legt 12-Punkte-Programm vor

 

Beim letzten Treffen des Bundesausschusses Friedensratschlag wurde das "Friedenspolitische Aktionsprogramm 2012" erarbeitet, das nun in einer redigierten Form vorliegt. 
Die Schwerpunkte der friedenspolitischen Arbeit 2012, an der sich AWC Deutschland e.V. als Teil der Friedensbewegung nach Kräften beteiligen wird, im Überblick: 

1.  Afghanistan-Krieg beenden
2.  Militärintervention in Syrien verhindern
3.  Kein Krieg gegen Iran
4.  Palästina anerkennen
5.  Atomwaffen abschaffen – Kernkraftwerke abschalten
6.  Die NATO delegitimieren
7.  Nein zur europäischen Militärunion
8.  Keine Interventionsarmee Bundeswehr
9.  Schluss mit den Rüstungsexporten – Umstellung der Rüstungsproduktion
10. Gegen die Militarisierung von Schule, Hochschule und Gesellschaft
11. Gegen Neonazismus und Demokratieabbau
12. Die UN-Charta einhalten und die UNO demokratisieren


Der vollständige Text des Aktionsprogramms enthält zu jedem Punkt eine ausführliche Erläuterung und dazu einen kurzen, vorläufigen Aktions-Terminkalender 2012.
> Text des Aktionsprogramms

Vergebung als Lebensprinzip

Reuven Moskovitz schreibt an die Deutschen

 

Einen offenen Brief hat Reuven Moskovitz, der bekannte und vielfach ausgezeichnete israelische Historiker und Mitbegründer des Friedensdorfes Neve Shalom/Wahat Salam in Israel, vor wenigen Tagen an die deutsche Öffentlichkeit gerichtet. Sein Text berührt und macht nachdenklich.

Reuven Moskovitz zieht eine Bilanz seiner inneren Entwicklung als Zeitzeuge. Der 83-jährige, der es nicht mag, als Holocaust-Überlebender bezeichnet zu werden, ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Versöhnung und des Verzeihens. Er stützt sich bei dieser Überzeugung auf die religiöse Tradition des Judentums, das einen in erster Linie verzeihenden Gott verehre.
Reuven Moskovitz sieht es aber auch als seine Aufgabe an, den Deutschen die Augen über die israelische Politik zu öffnen, die keine Friedenspolitik sei. Zudem möchte er den Deutschen vermitteln, dass sie keine historisch begründete Verpflichtung haben, die israelische Politik in Schutz zu nehmen, wenn diese nicht „mit dem humanistischen, demokratischen und christlichen Glauben vereinbar ist“.
Er appelliert an Schulen, Akademien, Gemeinden und andere Bildungsinstitutionen, ihn und andere Zeitzeugen einzuladen, „um neue Perspektiven für Frieden und friedliches Zusammenleben aufzuzeigen“. 

Seine Bereitschaft, sich selbst immer noch aktiv zu engagieren, und sein unermüdliches, leidenschaftliches Eintreten für seine Ziele verdienen mehr als Respekt. An Reuven Moskovitz kann man nur mit Bewunderung und tiefer Zuneigung denken.

> Wortlaut des Briefes

 

Protest gegen Afghanistan-Konferenz

Petersberg II - AWC unterstützt die Aktionen

Am kommenden Wochenende (3. bis 5. Dezember) finden in Bonn Protestaktionen der Friedensbewegung gegen die Afghanistan-Regierungskonferenz (Petersberg II) statt. Ein breites Bündnis aus der Antikriegs- und Friedensbewegung lädt in einem gemeinsamen Aufruf zu Aktionen des zivilen Ungehorsams ein.
> Wortlaut des Aufrufs
AWC Deutschland e.V. hat diesen Aufruf mit unterzeichnet und unterstützt die Protestaktionen. 

Ergänzend zum Aufruf und stellvertretend für viele andere Texte empfehlen wir die Presseinformation der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW. Diese enthält eine knappe Analyse der Situation in Afghanistan und stellt klare Forderungen auf. 
> IPPNW-Presseinformation vom 29.11.2011

Beklemmende Einsichten zu Grauzonen

Herbsttagung vom 23. bis 25. September mit dichten Informationen und intensivem Gedankenaustausch

 

Kurz vor einer knirschenden Panne standen die Organisatorin und die Organisatoren der 5. Herbsttagung von AWC Deutschland e.V. genau drei Tage vor der Auftaktveranstaltung. Dr. Wolfgang Hetzer aus Brüssel musste im letzten Augenblick seine Teilnahme aus persönlichen Gründen absagen, hat aber zugesagt, zu einem späteren Zeitpunkt bei einer Veranstaltung von AWC mitzuwirken. Als Retter der Tagung erwies sich Erich Schmidt- Eenboom, Publizist und Leiter des Forschungsinstituts für Friedenspolitik e.V. in Weilheim in Oberbayern, der seine Termine umkrempeln und nach Überlingen kommen konnte.

Zum Freitagabend:
„Gefährden Geheimdienste Frieden und Demokratie?“

Der Referent Erich Schmidt-Eenboom ist einer der bedeutendsten Geheimdienstexperten für die Bereiche Europa, Nordamerika und den Mittleren Osten und hat zahlreiche Bücher und andere Veröffentlichungen zum Komplex Geheimdienste geschrieben. Sein Vortrag, eher kühl und verhalten vorgetragen, entwickelte sich zunehmend zum „Blick in den Abgrund“, wie einer der etwa vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung in der Diskussion entsetzt feststellte.


Erich Schmidt-Eenboom                                       Bild: awc_ks
Schmidt-Eenboom streifte die wichtigsten Elemente der Welt der Geheimdienste. Er ging auf die Geschichte der deutschen „Dienste“ ein, er skizzierte deren Methoden, er fragte nach der politischen Verantwortung. Der Vortrag bestach nicht nur durch die Kompetenz des Redners, sondern auch dadurch, dass dieser seine Aussagen durchgehend mit wissenschaftlicher Akribie belegte und alle Spekulationen vermied oder zurückwies.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer entwickelten zunehmend eine kollektive Empfindung des Entsetzens und der Ohnmacht angesichts des Gehörten. Und viele empfanden es als einen wahrlich absurder Trost, vom Referenten zu hören, die deutschen Geheimdienste in der BRD wie in der DDR zeichneten sich dadurch aus, dass sie nicht in politische Morde involviert waren.

Zum Samstagvormittag:
"Die geheimen Soldaten. Am Parlament vorbei: Das Kommando Spezialkräfte."

Auch Jürgen Rose, als Oberstleutnant a.D. ein intimer Kenner der militärischen Szene, führte seine Zuhörerinnen und Zuhörer in eine Erfahrung des Staunens und der Beklemmung.

Jürgen Rose                                                               Bild: awc_ks
Sein klarer, reich illustrierter Vortrag bestach - ähnlich wie am Abend zuvor bei Erich Schmidt-Eenboom - dadurch, dass er zeigte, was in den Grauzonen unserer Gesellschaft mittlerweile „normal“ und selbstverständlich ist. Ein Beispiel von vielen: Auch bei der elitären Subkultur, die Rose als Selbstverständnis des Kommandos Spezialkräfte (KSK) konstatiert, führte er öffentlich zugängliche Zitate an. Er belegte dabei, dass ein ehemaliger Kommandeur des KSK sich so geäußert hat: „Ich erwarte von meiner Truppe Disziplin wie bei der Spartanern, den Römern oder bei der Waffen-SS.“
Und es scheint auch eine öffentlich hingenommene Selbstverständlichkeit zu sein, dass das KSK von einem „Schweigekartell“ umgeben ist, das selbst einzelne, engagiert dagegen ankämpfende Parlamentarierinnen und Parlamentarier bisher nicht beseitigen konnten. Das Referat Jürgen Roses lehnte sich an ein Kapitel aus seinem Buch an, das uns der Verlag Ossietzky freundlicherweise zur Online-Nutzung überlassen hat.
> Jürgen Rose: Deutschlands Schattenkrieger

Zum Samstagnachmittag:
"Die Illusion der Sicherheit. Workshop in Gedanken an Douglas Mattern."

Ingrid Schittich begründete die Widmung des Nachmittags und sprach über die Arbeit und das praktische Vermächtnis des kürzlich verstorbenen Präsidenten des Dachverbandes der Association of World Citizens (AWC), Douglas Mattern (vgl. Nachricht vom 20.08. auf dieser Website).

An dem Workshop, in dessen Zentrum die Impulsreferate von Florian Pfaff und Dr. Klaus Borchers-Ziobro standen, beteiligten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer mit engagierten, z.T. kontroversen Beiträgen. Der Begriff der Sicherheit wurde dabei als brüchig und trügerisch entlarvt. Florian Pfaff widmete sich dem blinden Vertrauen, das eine technisch orientierte Gesellschaft z.B. in das Verschlüsselungsverfahren RSA setzt, das in der digitalen Welt allgegenwärtig ist. Er gab durch einen Exkurs in die Mathematik zu bedenken, ob dieses Vertrauen möglicherweise unbegründet ist.
>Florian Pfaff: RSA - Ein Beispiel für die Verantwortung der   Wissenschaft
Dr. Borchers-Ziobro bereicherte die Diskussion um Aspekte der Religion und der Philosophie. Er stellte heraus, dass beide allenfalls „Gewissheit“ vermitteln und weder Religion noch Philosophie Sicherheit gewähren können. Berührend war, dass Br. Borchers-Ziobro, ev. Pfarrer im Ruhestand, sein Publikum daran teilhaben ließ, dass er sich selbst als letztlich „unsicheren“ und zweifelnden Menschen versteht.
 
Zum Sonntagvormittag:
"Die Klimakatastrophe kommt nicht. Sie ist da. Vom Umgang mit einer ungeliebten und verdrängten Wahrheit."

Dr. Till Bastian, Arzt und Psychotherapeut, ist seit vielen Jahren auch in der ökologischen Bewegung engagiert. In seinem Referat stellte er überzeugend dar, dass die Symptome der schon eingetretenen Klimakatastrophe auch hier bei uns ablesbar sind.

Dr. Till Bastian, Ingrid Schittich                                    Bild: awc_ks
Mit der Klimakatastrophe, und da griff Dr. Bastian die Befürchtungen des südafrikanischen Bischofs und Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu auf, drohe eine weltweite ökologische Apartheid. Dieser Bedrohung setzt Till Bastian die Entwicklung eines ökologisch orientierten Weltbürgerrechts entgegen, dessen Entwicklung er vehement einfordert. 
Aus diesem sehr nachdenklichen Sonntagmorgen haben sicher alle Besucherinnen und Besucher u.a. ein Zitat mitgenommen, das schlaglichtartig die mögliche Zukunft der Menschheit beleuchtet, wenn nicht drastisch neu gedacht wird: Wie es ein Report der Vereinten Nationen vor drei Jahren bündig zusammengefasst hat: „The rich will live a bit less comfortable. The poor will die...“
[Die Reichen werden ein bisschen weniger angenehm leben. Die Armen werden sterben.]

>Dr. Till Bastian: Überleben im Treibhaus


Weitere Texte zur Tagung:
>Ingrid Schittich: Begrüßung und Eröffnung der Tagung
>Grußwort des designierten Präsidenten des Dachverbandes  (englisch)
>Ingrid Schittich: Nachgespürt. Anmerkungen zur Tagung

Preis für Friedenspsychologie geht an Friederike Feuchte

Psychologin erhält hohe Anerkennung für ihre wissenschaftliche Arbeit

Den Gert-Sommer-Preis für Friedenspsychologie des Forums Friedenspsychologie (FFP e.V.) erhielt in diesem Jahr Dr. Friederike Feuchte. Der mit EUR 500,00 dotierte Preis wird seit 2007 jährlich für akademische Abschlussarbeiten vergeben, die sich mit friedens-psychologischen Themen beschäftigen.

Weiterlesen …

Tagung: Grauzonen gefährden die Demokratie

5. Herbsttagung vom 23. bis 25. September in Überlingen am Bodensee

Zur fünften Herbsttagung, diesmal zum Rahmenthema: "Grauzonen gefährden die Demokratie" lädt AWC Deutschland e.V. herzlich ein.

Weiterlesen …

Douglas Mattern gestorben

Präsident von AWC erlag schwerem Leiden

Douglas Mattern, der Präsident der Association of World Citizens (AWC) mit Sitz in San Francisco, verstarb am 20. Juli 2011 in seinem Wohnort Palo Alto in Kalifornien.

Weiterlesen …

Wertekrise in Europa: Lettland

Ein Besuch bei Lettlands NichtbürgerInnen

Der Fokus der allgemeinen Besorgnis hier in Deutschland - und in vielen Teilen Europas ebenso - liegt zur Zeit auf der Euro-, Finanz- oder Schuldenkrise. Sicher ist das mit großer Berechtigung so. Dass andere, substanziell nicht weniger drängende Schieflagen und Grauzonen in Europa vorhanden sind, wird gern ein wenig ins Niemandsland der Bedeutungslosigkeit geschoben. 

Weiterlesen …

Ritterschlag für Florian Pfaff

Voscherau: Offizier hat sich vorbildlich verhalten

Ein publizistischer Ritterschlag wurde Major Florian Pfaff in dem Artikel „Rückkehr des 'Gerechten Krieges'?“ von Henning Voscherau zu Teil, der sich in dem Sammelband „Vertiefungen“ findet, den Helmut Schmidt im Herbst 2010 herausgegeben hat. 

Weiterlesen …

Solidarischer Dialog

Kritische Soldatinnen und Soldatinnen und pazifistische Weltbürgerinnen und Weltbürger sehen Parallelen in ihrer Arbeit

Zwischen dem Darmstädter Signal und der AWC Deutschland e.V. bahnt sich ein solidarischer Dialog an.

Weiterlesen …

Florian Pfaff kämpft weiter

Gerichtsverhandlung wegen verschleppter Beförderung

Am 1. März fand vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht in München erneut eine Verhandlung wegen der ausbleibenden Beförderung von Florian Pfaff statt. Der Major, der 2003 zu Beginn des Irak-Krieges seines Dienst aus Gewissensgründen verweigerte und 2005 vom Bundesverwaltungsgericht Leipzig Recht bekam, wird seither von der Bundeswehr mit wechselnden Begründungen nicht befördert. 

Weiterlesen …

Christoph Antweilers Buch zum Kosmopolitismus

"Menschen verschiedener Kultur leben nicht in verschiedenen Welten; sie leben verschieden in einer Welt." (Christoph Antweiler)

Der Bonner Ethnologe Prof. Dr. Christoph Antweiler hat im Dezember 2010 das Buch: „Mensch und Weltkultur. Für einen realistischen Kosmopolitismus im Zeitalter der Globalisierung.“ vorgelegt. Das wissenschaftliche Werk, in dem er für den Kosmopolitismus als inklusivem Humanismus eintritt, hat grundlegende Bedeutung für das Denken zum Weltbürgertum und zur Weltgesellschaft.

Weiterlesen …

Impressum     Datenschutzerklärung       Kontakt

Copyright © 2025 d.i.b.. Alle Rechte vorbehalten.
Joomla! ist freie, unter der GNU/GPL-Lizenz veröffentlichte Software.