Jürgen Rose legt ein bemerkenswertes Konzept für eine ‚Europäische Verteidigungsunion‘ vor
Wer angewidert ist von der anscheinend unaufhaltsamen Pistoriusierung der deutschen Öffentlichkeit, von den Rufen nach Kriegstüchtigkeit und von der Definition von ‚Feinden‘ im Osten, der und dem sei ein Aufsatz des politischen Magazins ‚Ossietzky’1 empfohlen.
Oberstleutnant i. R. Jürgen Rose2, ein für seine Arbeitgeberin, die deutsche Bundeswehr, stets unbequemer Soldat, geht in sieben Gedankensträngen der Frage nach: Welchem Maßstab müsste eine »Europäische Verteidigungsunion« genügen und nach welchen Kriterien wäre sie zu konstruieren?
- Conditio sine qua non: die strikte Bindung an das Völkerrecht, wie in der Charta der Vereinten Nationen definiert,
- Bindung von Einsätzen an die Zustimmung des Europäischen Parlaments,
- Entnationalisierung der Streitkräfte und Definition gemeinsamer außen- und sicherheitspolitischer Interessen,
- strikte regionale Begrenzung der Verteidigungsunion,
- Ausschließen von militärischem Dominanzstreben und von Militärinterventionen globalen Ausmaßes,
- Orientierung an der Überzeugung: „Der Frieden ist der Ernstfall.“ Eigene Kriegsuntauglichkeit bzw. Nichtangriffsfähigkeit im Mittelpunkt,
- Erklärung des völkerrechtlichen Status der Neutralität durch die Europäische Union, Austritt ihrer Mitgliedsstaaten aus der Nato.
Jürgen Rose konstatiert, dass in unserer Gesellschaft “… angesichts des nunmehr schon Jahre dauernden Mordens auf den Schlachtfeldern im Osten gegenwärtig Militarismus, Waffenwahn, Schwertglauben und Siegesillusionen fröhliche Urständ feiern.“ Dem hält Jürgen Rose sein Konzept entgegen, in dem er eine Chance dafür sieht, dass sich Europa „… auf den langen Marsch zu einem demokratischen, sozialen und ökologischen Universalismus begibt.“
Roses Überzeugung sei die Hoffnung an die Seite gestellt, seine Ideen mögen gehört und ein zentrales Denkmodell der Zivilgesellschaft in Deutschland werden und alsbald ein Anliegen der gesamten Bevölkerung. Weiter ist zu hoffen, dass immer mehr Menschen erkennen: Die politische Neutralität ist ein Überlebenskonzept für die Menschen, nicht nur in unserem Land. Das einzig sinnvolle.
26.05.2025
k.sch.
Anmerkungen
1 Der ‚Ossietzky‘ hat unserer Redaktion den Artikel von Jürgen Rose zur Veröffentlichung als PDF überlassen. Dafür unseren herzlichen Dank. Der Artikel ist in unserer Bibliothek.
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Jürgen_Rose_(Publizist), abgerufen am 26.05.2025,