Hans-C. von Sponeck und sein bemerkenswerter Vortrag in Adana
Intro
In zwei Sätzen gesagt: Der langjährige, hochrangige UN-Diplomat Hans-C. von Sponeck1 skizzierte Anfang April als Hauptredner einer international besetzten Tagung die Entwicklung wie auch die Probleme der UNO. Sein beachtenswerter und in Adana (Türkei) sehr willkommener Beitrag2 spiegelt seine umfassende Kompetenz auf dem Gebiet dieses Menschheitsprojekts aber auch die glühende Leidenschaft, mit der er sich immer noch und immer wieder für eine funktionierende UNO einsetzt.
Hans-C. von Sponeck im Interview
d.i.b.:
Lieber Hans, die Türkei in politischem Aufruhr und du wirst Anfang April zu einer beschaulichen akademischen Konferenz in die Großstadt Adana als Hauptreferent eingeladen. Wie passt das zusammen?
H.-C. v. Sponeck:
Universitäten wollen junge Menschen ermutigen nachzudenken, zu diskutieren und sich auseinanderzusetzen. Die Türkei hat eine Reihe von Universitäten, z. B. in Istanbul, Izmir, Ankara und Adana, die international bekannt und anerkannt sind. Ich kenne manche, die ich zwischen 1979 bis 1983 in meiner Zeit als Mitarbeiter im UNO-Büro in Ankara besucht habe, weil wir mit diesen gemeinsame Entwicklungsprojekte durchführten.
d.i.b.:
Wer hatte eingeladen, was war das Ziel der Konferenz?
H.-C. v. Sponeck:
Eingeladen zu dieser Konferenz hatte die in Adana beheimatete Çukurova Universität. Die Universität tat dies als Mitglied einer relativ neuen ‚EUPeaceAlliance‘, einer Vereinigung von neun Universitäten, die zusammenfanden, um sich gemeinsam mit Konfliktforschung zu befassen mit dem Schwerpunkt auf ‚a peaceful, just and inclusive landscape‘. Die drei Tage in Adana wurden genutzt, um ein gemeinsames Programm zu entwickeln. Das Erasmus-Programm der EU hat dieser Vereinigung einen Teil seines 1,2 Billionen Euro Bildungsbudgets der Jahre 2021 bis 2024 zur Verfügung gestellt.
d.i.b.:
Wie war die Konferenz?
H.-C. v. Sponeck:
Beachtenswert war für mich die Tatsache, dass nicht nur Professoren, sondern auch Studenten der neun Universitäten an der Konferenz teilnahmen. Neben meinem Gastbeitrag hatte ich die Gelegenheit, an einem Seminar über geopolitische Krisen teilzunehmen, das von Studenten durchgeführt wurde. Sehr beeindruckt hat mich hierbei, wie enthusiastisch und optimistisch diese jungen Menschen aus den beteiligten Ländern gemeinsam und respektvoll debattierten.
d.i.b.:
Du sprichst in deinem Vortrag ausführlich die nötige Reform der UN an. Was ist für dich im Augenblick der deutlichste Hinweis auf die Schwäche der UN?
H.-C. v. Sponeck:
In der ‚Drei Säulen‘-UNO, der Legislative [der Generalversammlung und dem Sicherheitsrat], der Judikative [dem Internationalen Gerichtshof] und der Exekutive [dem Sekretariat des Generalsekretärs und den Sonderorganisationen, Fonds und Programmen] hat es in den 80 Jahren der Existenz der Vereinten Nationen durchaus wichtige Erfolge gegeben. Gekennzeichnet ist die UNO aber durch ihr profundes politisches Versagen, Kriege zu verhindern, Krisen zu lösen und Polarisierung zu vermeiden. Zu hoffen ist, dass der im September 2024 von der Generalversammlung geschlossene ‘Pact for the Future’ verpflichtende Reformen durchführt, die dazu führen, dass Großmächte bereit werden, ihre bilateralen Eigeninteressen durch multilaterale Gemeinsamkeit zu ersetzen.
Die gegenwärtigen MEGA-Krisen in Europa, dem Mittleren Osten und Ost-Asien machen deutlich, wie schwer es in der vor uns liegenden Zeit sein wird, dieses große Friedensziel zu erreichen.
d.i.b.:
Lieber Hans, hab herzlichen Dank für dieses Gespräch. Und herzlichen Dank dafür, dass du unsere Übersetzung deines Referats ins Deutsche autorisiert hast.
[Das Interview führte Klaus Schittich für die d.i.b.-Redaktion. Einfügungen in Klammern: k.sch.]
23.06.2025
k.sch.
Anmerkungen
1 https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Christof_von_Sponeck , aufgerufen am 23.06.2025.
2 Der Vortrag ist im englischen Original wie auch als Übersetzung ins Deutsche in der Bibliothek dieser Website:
zum Original als PDF
zur Übersetzung ins Deutsche als PDF.