Tagung zur Psychopathologie der Macht
Dem ersten Teil der Herbst-Tagung am Freitagabend war die jährliche Mitgliederversammlung (MV) des Vereins AWC Deutschland e.V. in Überlingen vorausgegangen. Dort, wie auch in der Tagung selbst, würdigte der 2. Vorsitzende, Florian Pfaff, die im Sommer verstorbene Ingrid Schittich, die seit der Vereinsgründung im Jahre 2004 dreizehn Jahre lang die 1. Vorsitzende des Vereins war. Einige Aspekte seiner Würdigung fanden Eingang in einen Artikel der örtlichen Presse1.
v.l.: Dr. Till Bastian, Klaus Schittich, Florian Pfaff Bild: © Hanspeter Walter
Die Wahl Dr.med. Till Bastians zum neuen 1. Vorsitzenden in der MV ist aus zwei Gründen glückhaft. Zum einen garantiert Till Bastian in echtem Einklang mit der Arbeit von Ingrid Schittich die Kontinuität in Anspruch und Sichtweise in Bezug auf das Weltbürgertum. Zum anderen bringt er neben seinem Beruf als Arzt eine eminent große Erfahrung als Publizist und Organisator ein, die dem Verein eine neue, eine andere gute Ära bescheren wird.
Vor einem wieder zahlreich erschienen treuen Publikum stellte Till Bastian am Freitagabend das im Oktober 2017 erschiene Büchlein „Das Erbe des Erasmus. Die Klage des Friedens und die Hoffnung auf Weltbürgertum“ vor, das er zusammen mit dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik geschrieben hat2.
Der Samstag stand dann ganz im Zeichen des provokativen Untertitels der Tagung: Beiträge zur Psychopathologie der Macht. Die zu ihrer Zeit hochriskante Feststellung des Psychiaters und Wissenschaftlers Kurt Schneider:
„In guten Zeiten behandeln wir sie, in schlechten Zeiten regieren sie uns“3
schien den zweiten Teil der Tagung von AWC Deutschland e.V. als düsterer Grundton zu begleiten. Mit den „sie“ waren die Psychopathen gemeint, die Schneider in einem Artikel von 1938 in den Fokus genommen hatte.
Till Bastian: Zur Psychopathologie der Macht
Mit schneidender Konsequenz entwickelte Till Bastian aus seiner Sicht als Arzt eine Systematik des Seelenlebens der Menschen, die mit Macht intensiv in Berührung kommen. Seine Darstellung gipfelte in dem Vergleich:
Erich Schmidt-Eenboom: Egomanen an der Macht. Was Putin, Erdogan und Trump verbindet und auf welche Nationalismen sie ihren Aufstieg stützten.
Klar und dicht vortragend entwickelte Erich Schmidt-Eenboom eine komplexe Sicht auf drei „Staatenlenker“ unserer Zeit, deren Verhaltensweisen, so der Redner, aus dem Kontext ihrer Psychogramme verstanden werden müssen. In sieben thematischen Kapiteln arbeitete Schmidt-Eenboom Gemeinsamkeiten ebenso wie unterscheidende Nuancen der drei Seelenbilder heraus. Der Referent hinterließ bei seinen Zuhörerinnen und Zuhörern durch seine spezifische Skizze der Weltpolitik eine anhaltende Nachdenklichkeit.
Jürgen Rose: Staat im Staat. Rechtsnihilismus, Machtmissbrauch und organisierte Verantwortungslosigkeit in der Bundeswehr.
Ein fulminanter Abschluss der Tagung gelang Jürgen Rose, dem es in seinem temperamentvoll dargebotenen Vortrag gelang, seinen aufwändig dokumentierten „Fall“4 darzustellen und gleichzeitig durch ihn hindurch eklatante Missstände in der Bundeswehr und in Teilen der Gesellschaft transparent zu machen.
Zitiert sei hier aus dem Vorwort zur zweibändigen Dokumentation der „Causa Rose“:
v.l.: Dr. Till Bastian, Klaus Schittich, Florian Pfaff Bild: © Hanspeter Walter
Vor einem wieder zahlreich erschienen treuen Publikum stellte Till Bastian am Freitagabend das im Oktober 2017 erschiene Büchlein „Das Erbe des Erasmus. Die Klage des Friedens und die Hoffnung auf Weltbürgertum“ vor, das er zusammen mit dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik geschrieben hat2.
Der Samstag stand dann ganz im Zeichen des provokativen Untertitels der Tagung: Beiträge zur Psychopathologie der Macht. Die zu ihrer Zeit hochriskante Feststellung des Psychiaters und Wissenschaftlers Kurt Schneider:
„In guten Zeiten behandeln wir sie, in schlechten Zeiten regieren sie uns“3
schien den zweiten Teil der Tagung von AWC Deutschland e.V. als düsterer Grundton zu begleiten. Mit den „sie“ waren die Psychopathen gemeint, die Schneider in einem Artikel von 1938 in den Fokus genommen hatte.
Till Bastian: Zur Psychopathologie der Macht
Mit schneidender Konsequenz entwickelte Till Bastian aus seiner Sicht als Arzt eine Systematik des Seelenlebens der Menschen, die mit Macht intensiv in Berührung kommen. Seine Darstellung gipfelte in dem Vergleich:
"Das Machtgefühl agiert quasi als ein Parasit, der sich das gesamte Innenleben seines Wirtsorganismus dauerhaft unterwirft."Sein Text, der im Vortrag d.h. in der lebendigen Rede mit weiteren Beispielen und Vergleichen verdeutlicht wurde, ist höchst lesenswert und wie die Texte der beiden weiteren Referenten in die „Bibliothek“ des Vereins aufgenommen worden.
Erich Schmidt-Eenboom: Egomanen an der Macht. Was Putin, Erdogan und Trump verbindet und auf welche Nationalismen sie ihren Aufstieg stützten.
Klar und dicht vortragend entwickelte Erich Schmidt-Eenboom eine komplexe Sicht auf drei „Staatenlenker“ unserer Zeit, deren Verhaltensweisen, so der Redner, aus dem Kontext ihrer Psychogramme verstanden werden müssen. In sieben thematischen Kapiteln arbeitete Schmidt-Eenboom Gemeinsamkeiten ebenso wie unterscheidende Nuancen der drei Seelenbilder heraus. Der Referent hinterließ bei seinen Zuhörerinnen und Zuhörern durch seine spezifische Skizze der Weltpolitik eine anhaltende Nachdenklichkeit.
Jürgen Rose: Staat im Staat. Rechtsnihilismus, Machtmissbrauch und organisierte Verantwortungslosigkeit in der Bundeswehr.
Ein fulminanter Abschluss der Tagung gelang Jürgen Rose, dem es in seinem temperamentvoll dargebotenen Vortrag gelang, seinen aufwändig dokumentierten „Fall“4 darzustellen und gleichzeitig durch ihn hindurch eklatante Missstände in der Bundeswehr und in Teilen der Gesellschaft transparent zu machen.
Zitiert sei hier aus dem Vorwort zur zweibändigen Dokumentation der „Causa Rose“:
"Eine betrübliche Lehre aus dem Fall Rose lautet: Auch in unserer freiheitlichen Demokratie kann man nicht Nein zu kriminellen Akten der Staatsgewalt sagen, ohne schwerwiegende Folgen auf sich zu ziehen. Oberstleutnant Rose hat das mit der nötigen Schärfe ausgesprochene Nein zu Völkerrechtsverbrechen seinen Beruf und eine aussichtsreiche Karriere gekostet."Jürgen Roses Referat fasst eindrücklich den gesellschaftlich höchst alarmierenden Vorgang seiner Entlassung zusammen.
Anmerkungen:
1) Presse-Artikel [Südkurier vom 20.11.2017, empfohlen: Druckansicht]
2) Webartikel zum Buch
3) vgl. Referat Bastian, S.1. (s.u.)
4) Notizen zur Dokumentation und deren Rezeption
Die Referate der Tagung als Texte - auch zum Herunterladen:
> Dr. Till Bastian: Zur Psychopathologie der Macht.