Ein aufrüttelnder Vortrag - im Jahr 4 nach Fukushima

Zwei Jahre nachdem AWC Deutschland e.V. einen Vortrag des japanischen Atomkraftkritikers Kazuhiko Kobayashi in Überlingen mitveranstaltet hatte, holte der Verein den Gast aus Japan an die Universität Freiburg. Zusammen mit der Freiburger Kant-Stiftung1 als verantwortlicher Mitveranstalterin und mit neun weiteren Mitveranstaltern2 aus Freiburg und Umgebung lud AWC Deutschland e.V. am 9. November 2015 zum Vortrag ein:

      Jahr 4 nach Fukushima. Das Leiden nimmt zu.

Vor gut 130 Zuhörerinnen und Zuhörern hielt Kazuhiko Kobayashi einen sehr leidenschaftlichen und bewegenden Vortrag. Er kontrastierte die verlogene, beschwichtigende Atompolitik der japanischen Regierung mit der Realität. Dabei stützte er sich auf Zahlen und Fakten, die ein erschreckendes Bild bei seinem Publikum hinterließen. Das Bild nämlich von einem Land und einer Bevölkerung, die das Ausmaß der Katastrophe vom März 2011, die Lage der Menschen in und um Fukushima, die immer noch dramatisch steigende Zahl an strahlungsbedingten Erkrankungen und letztlich die Ignoranz der Mächtigen nicht sehen und nicht wahrhaben will. 
Der Vortrag machte die Zuhörerinnen und Zuhörer auch dadurch betroffen, dass Alltagssituationen hier bei uns in Deutschland dort in Fukushima radikal anders aussehen.

Wo hier Hecken-, Baumschnitt und Laub zur „Schnittgutsammlung“ bereitgestellt werden, liegen in Fukushima vor schmucken Häusern Wälle von schwarzen Säcken. In ihnen lagert das radioaktive, abgetragene Material der dünnen, obersten Schicht der Gärten und wartet darauf, dass städtische Beauftragte in Schutzanzügen das brandgefährliche „Abkratzgut“ abholen. Nach Kenntnis des Vortragenden passiert das zumindest einmal jährlich, denn die Kontamination durch Luft und Regen geht weiter. 

Oder wenn bei uns Schulkinder in der großen Pause unbeschwert im Schulhof herumtollen, werden sie in Fukushima zügig in die Turnhalle geführt, um dort sicher unter Dach ihre Pause zu „genießen“.

Kazuhiko Kobayashi
Bild: awc_ks
Für die Kinder von Fukushima setzt sich Hazuhiko Kobayashi in besonderer Weise ein. Seit seiner ersten Vortragsreise nach Deutschland und Europa im Jahr 2011 sammelt er bei seinen Vorträgen Spenden3 für Kinder in Fukushima, die er verschiedenen Einrichtungen und Projekten zukommen lässt. Auch und besonders für Erholungsmaßnahmen weit weg von Fukushima, wo  die Kinder wieder einmal ohne Angst in Luft und Sonne herumtoben können.
Der Gast aus Japan schloss seinen Vortrag mit dem sehr emotionalen Appell,  „unseren schönen Planeten und unsere unschuldigen Kinder zu retten“.

Der Abend hatte eine besondere Note und Atmosphäre auch dadurch bekommen, dass Berthold Lange von der Freiburger Kant-Stiftung und Ingrid Schittich von AWC Deutschland e.V. das Geschehen von Fukushima uud dessen Folgen in einen weltbürgerlichen Kontext stellten. So war Kazuhiko Kobayashi von Anfang an kein Fremder aus einem fernen Land, sondern ein vertrauter Mitstreiter. 
Das mundartlich betonte Banner, das die „Breisacher“4 am Rednerpult angebracht hatten, verband den ganzen Abend über stumm und beharrlich ihren Protest gegen das nahegelegene AKW Fessenheim mit dem Geist tapferer Entschlossenheit, den der Gast aus dem fernen Osten ausstrahlte.

Die Veranstaltung fand deutliche Beachtung in der lokalen Presse und ist online auf youtube dokumentiert. Weitere Materialien finden sich in den Anmerkungen und in der Rubrik „Zum Weiterlesen“. Dabei sei besonders auf die Zusammenfassung des Vortrags verwiesen, die Kazuhiko Kobayashi der Redaktion dieser Website im Nachhinein zur Veröffentlichung überlassen hat.


Anmerkungen:

1. Website der Freiburger Kant-Stiftung
2. Vgl. Plakat zur Veranstaltung
3. In Freiburg waren es EUR 1085,00, das bisher beste Spendenergebnis aus allen Vorträgen des Referenten seit 2011.
4. d.h. eine Delegation der „Breisacher Mahnwache“. Diese wird seit der Katastrophe in Fukushima im März 2011 regelmäßig montags abgehalten.

Zum Weiterlesen und Anschauen:

Zusammenfassung des Vortrags [K. Kobayashi, 16 Seiten]
Videodokumentation der Veranstaltung auf youtube [1h 33']
Presseartikel [Badische Zeitung, 18.11.2015]
Begrüßung durch B. Lange, Freiburger Kant-Stiftung
Begrüßung durch I. Schittich, AWC Deutschland e.V.
"Bemerkungen zu einem Zufall." [Kommentar,  K. Schittich]

Die Mission

In meinem Alter von 69 Jahren habe ich nur noch einen Wunsch:
Aus meiner innersten Seele heraus zu sprechen und nach meinem Gewissen zu handeln für die hilflosen, unschuldigen Kinder und für unsere einmalig kostbare, schöne und unersetzbare Erde, die nun weltweit immer mehr verseucht wird und schweigend um Hilfe ruft.
(Kazuhiko Kobayashi, Tokio im August 2015)

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.