DOTA über Grenzen und Staatsunangehörigkeit. Eine leise Revolution.

Sie ist eine späte Entdeckung von uns aber eine wunderbare: die Sängerin Dota aus Berlin1. Auf sie aufmerksam gemacht hat uns ein Mitglied von AWC Deutschland e.V. Wir waren und sind „hin und weg“.
 
Wo man bei uns in der Regel mit Zivilgesellschaftlichem, Politisch-Philosophischem und mit Nachrichten aus der Friedens- und Umweltszene rechnet, stellen wir heute eine Künstlerin vor. Im engeren Sinn Dotas Lied: „Grenzen“2.

Dass Dota Kehr eine bemerkenswerte Persönlichkeit ist, hat ein guter Teil der Presse schon vor einiger Zeit entdeckt. In der "Anstalt" des ZDF gastierte sie am 25. September 20183. Sie ist Medizinerin mit Examen, war begeisterte Straßenmusikerin, hat lebensprägende Zeiten in verschiedenen Ländern verbracht und dann den Sprung ins Musik-Business gewagt.
 
Bild: freundlicherweise von Dota Kehr überlassen / © Annika Weinthal
 
ZEIT-online hatte letztes Jahr ein feinsinniges Porträt4 über Dota. Zwei Zitate daraus sagen schlaglichtartig etwas über den Menschen und über die politisch bewusste Person Dota:
1. „Heute kann Kehr von der Musik leben, genauso wie ihre drei Bandmitglieder, mit denen die 38-Jährige alle Gagen gleichmäßig teilt. Sie hat sogar einen Vertrag und 75.000 Euro von einer Plattenfirma ausgeschlagen, weil sie unabhängig bleiben wollte.“
2. In Fettdruck hervorgehoben ihr Urteil: "Dass man einfach durch Geldhaben Geld verdienen kann, ist eine unmoralische Schweinerei, an die sich die ganze Welt viel zu sehr gewöhnt hat.“
Zu ihrem Lied „Grenzen“: Eine weiche, sich zurücknehmende Stimme steht in seltsamem Kontrast zur drängenden Atemlosigkeit einer Musik, die so eingängig wie beunruhigend daherkommt.
 
Dota hält nicht etwa singend eine politische Kampfrede, fordert nicht polternd allerlei Veränderungen. Ihre Revolution ist so leise wie radikal. Dota nimmt Erfahrungen auf, stellt Fragen, bekennt sich schließlich zu ihrem tiefen Unbehagen: „Ich melde mich ab, ich will einen Pass / wo Erdenbewohner drin steht“.

Schluss soll sein mit dem „Nationalismus / Mit seinen bekloppten Konsequenzen“. Dota stellt sich einen ganz anderen sozialen Raum vor: ein „Land, in dem jeder dem andern / In Staatsunangehörigkeit gleicht“.

Dota Kehr transformiert Gedanken und Gefühlslagen zu einer zarten Sehnsucht nach Anarchie. Nach einer befreienden, friedlichen, respektvollen, kosmopolitischen Anarchie. Die scheinbare Nebenbeiligkeit, mit der das passiert, ist die magische Geste dieses Liedes.

Dota vergewissert sich, mutig ihrer selbst treu, ihrer Befindlichkeit und eben ihrer Sehnsucht. Sie bietet uns diese anarchisch-kosmopolitische Sehnsucht rührend schutzlos an. Mehr nicht, dabei bleibt ihr Lied stehen. Jetzt sind die anderen dran. So geht Kunst.

Man kann Dota und ihren Musikern nur herzlich alles Gute für ihr weiteres Wirken wünschen. Das Wort "Karriere" würde sie wohl ncht mögen.

Die AWC/online-Redaktion dankt Dota herzlich für die kleine persönliche Korrespondenz, die wir mit ihr haben durften – wir sind in keiner Agenturen-Firewall hängengeblieben. Ebenso danken wir für die Überlassung des Fotos und für die Erlaubnis, den Text5 des Liedes als Pdf zugänglich zu machen.


Anmerkungen bzw. Links:

1)  Dotas Website  (mit Tourplan!) / Dota bei Wikipedia
2)  Video zu "Grenzen" [Youtube 2015]
3)  Dota in der "Anstalt" [25.09.2018, ab min 44:48]
4)  ZEIT-online [2018]
5)  "Grenzen" als Text
 

So was wie ein Kommentar:

Wir verkneifen es uns hier, mit unserer World Citizen Identity Card, unserem symbolischen Weltbürgerausweis, herumzufuchteln: Schaut her, wir haben die Lösung für Dotas Problem. Steht zwar nicht „Erdenbewohner“ drin, aber fast. 

Hinweisen möchten wir allerdings auf das Impulsreferat "Was der Staat mit seinen Bürgern macht", in dem es u.a. um die Schwierigkeiten des „Ich melde mich ab“ geht.

> zum Impulsreferat [K. Schittich, Juni 2019]

 

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