Ein trauriges Jubiläum
Während vor wenigen Wochen die Befreiung Deutschlands vom real existierenden Faschismus nach dem Zweiten Weltkrieg gefeiert wurde, scheint die Erinnerung an den ersten Atombombentest der Menschheit leider allzu schnell in Vergessenheit zu geraten.
15 sec nach der Explosion Bild: Wikimedia
In Zeiten, in denen die Rufe nach „nuklearer Teilhabe“ wieder laut werden, ist es lohnenswert, sich dieses „traurige Jubiläum“ nochmals vor Augen zu führen. 1995 schrieb Dr. Till Bastian einen Artikel über die „New Mexico- Bombe“. Die AWC- Webredaktion befragte den Autor zu seinem damaligen Artikel. Die Fragen stellte Marius Waibel.
Das Interview:
Was hat dich damals dazu bewogen, den Artikel in einem so „nüchternen“ Stil zu verfassen, der einer Beschreibung gleicht, und der gerade deswegen so unheimlich und erschreckend wirkt?
Können wir angesichts der Aktualität dieses Themas – ich denke auch an das Eurofighter- Projekt der Verteidigungsministerin – auch 2020 noch aus der Geschichte lernen?
Wenn das erörterte Thema schon für sich geeignet ist, heftige Emotionen (z. B. Angst und Schrecken – aber auch Empörung und Wut!) zu erzeugen, sollte der Stil des Autors in der Tat nüchtern und emotionslos sein; es ist kontraproduktiv, noch gefühlsmäßig „einen draufzusetzen“…. Außerdem kann ich schon temperamentsmäßig gar nicht anders….Wenn du heute darauf blickst; wie würdest du heute im Jahre 2020 über den „Wahnwitz Atomkraft“ schreiben?
Ich würde heute, auch aus rückblickender Betrachtung, gar nicht anders über den „Wahnwitz Atomkraft“ schreiben wollen…25 Jahre nach Erscheinen deines „New Mexico 1945“ – wie würdest du die Situation heute beschreiben?
Die Situation ist heute ungleich gefährlicher, denn es gibt mehr Atomwaffen-Besitzer. Die Wahrscheinlichkeit eines Krieges mit Atomwaffen-Einsatz zum Beispiel zwischen Indien und Pakistan ist keineswegs gering. Die Reaktion des politischen Establishments ist leider die, angesichts dessen den Kopf in den Sand zu stecken. Und auch die Großmächte USA und Russland rüsten weiter, insbesondere seit der Kündigung des INF-Abkommens 2019!
Können wir angesichts der Aktualität dieses Themas – ich denke auch an das Eurofighter- Projekt der Verteidigungsministerin – auch 2020 noch aus der Geschichte lernen?
Selbstverständlich kann man aus der Geschichte lernen – wenn man will… So gehört die aus der Mottenkiste des Kalten Krieges stammende Doktrin der „nuklearen Teilhabe“ (derzufolge deutsche Piloten den Abwurf von US-Atombomben üben – und der auch das Eurofighter-Projekt unserer dummdreisten Verteidigungsministerin dienen soll!) endgültig in den Mülleimer! Aber ohne öffentlichen Druck wird das nicht laufen…