Bild: BoD Norderstedt

d.i.b. ist autorisierte Verbreiterin


Das Büchlein »Erasmus von Rotterdam: »Alle müssen den Krieg verlästern« gerade in diesen Tagen herausgebracht zu haben, ist ein höchst bemerkenswertes Verdienst von Peter Bürger und seinem Team1. Wir gratulieren herzlich zu dieser Edition.


Die Neuauflage der „Klage des Friedens“ (Querela Pacis) des  großen Gelehrten und Weltbürgers Erasmus kommt zur rechten Zeit. Denn der „Mythos der erlösenden Gewalt…die selbstverständliche Gewöhnung und der selbstverständliche Glaube an tötende Gewalt als letztes und legitimes Mittel." 2 dominieren in schier unfassbarem Ausmaß und in schrillster Borniertheit die gegenwärtige politische Welt, auch und gerade die der Bundesrepublik Deutschland. Deren „Zeitenwende“ war eine wuchtige „Hin-Wendung“ zu einem dumpf atavistischen, urzeitlichen Glauben an die Gewalt. 

Diesen Glauben an Gewalt und Krieg, diese unheilvolle Schein-Religion, hatte Erasmus schon 1517, also vor über 500 Jahren entlarvt. Entlarvt dadurch, dass er den Krieg als kollektive geistige Erkrankung der Menschheit analysierte, als „Gipfel des Wahnsinns“ 3.
Als es galt, im Jahre 2017, also 500 Jahre nach ihrem Erscheinen, der „Klage des Friedens“ des Erasmus zu gedenken, da versagte das kollektive geistige Leben in Deutschland so erbärmlich wie vollständig. Die Öffentlichkeit erging sich einseitig in einer wahren Luther-Orgie, auch er hatte ein 500-Jähriges. Was in einem Land wie Deutschland nicht ausbleiben konnte: Der einen Orgie folgte eine weitere, nämlich die von Kommerz und Kitsch rund um Luther4. 
Erasmus von Rotterdam –  der wohl größte Gelehrte seine Zeit – war und blieb vergessen.


Drei Ausnahmen seien erwähnt: 

1. Eine Erasmus-Tagung an der Universität Halle. Ein bleibendes Zeugnis davon ist der Vortrag des katholischen Theologen Thomas Nauerth5, der sich gründlich und umfassend dem genannten Denkansatz des Erasmus widmet, nämlich dem Krieg als kollektiver geistiger Erkrankung der Menschheit. 
2. Eine sorgfältig edierte Neu-Übersetzung der „Klage des Friedens“ durch  Brigitte Hannemann im Verlag Piper6.

3.  Einen ambitionierten, gelungenen Zugang zur „Klage des Friedens“ durch den schmalen Band des Autoren-Duos Till Bastian und Gregor Lang-Wojtasik7

Kommen wir zurück zur Neuerscheinung und zu wenigen, abschließenden Bemerkungen:
  

  • Eine einladende Hinführung zum Buch ist der Klappentext8. Er macht eine, wie auch immer geartete Inhaltsangabe hier durch uns überflüssig. Der Klappentext stellt u.a. die mit Händen zu greifende Aktualität der „Klage des Friedens“ heraus.
  • Attraktiv ist das Buch nicht zuletzt durch das Vorworts von Eugen Drewermann. Der Theologe und Psychoanalytiker pointiert seine kluge und zugleich leidenschaftlich vorgetragene Würdigung der großartigen Schrift des Erasmus von Rotterdam u.a. so:
 „…ihr [der Klage des Friedens] kommt das singuläre Verdienst zu, an entscheidender Stelle: am Thema des Friedens, die Perversionen der christlichen Theologie in ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit ebenso aufgezeigt zu haben wie deren schamlose ideologische Ausnutzung in den Händen der Herrschenden.“
  • Da dem Herausgeber daran gelegt ist, das Buch weithin bekannt zu machen,  liegt es nicht nur in der gedruckten Ausgabe10 vor, sondern es wurde als Online-Version einer Gruppe von Verbreiterinnen und Verbreitern11 mit dem Recht zur Veröffentlichung überlassen. Ein herzlicher Dank geht an Peter Bürger dafür, dass er unsere Website als „Portal: www.worldcitizens.de" in diese Gruppe aufgenommen hat. 

Das ganze Büchlein ist also in unserer Bibliothek frei zugänglich12. Es sei allen Leserinnen und Lesern dieser Website  ans Herz gelegt.

k.sch.

1 Erasmus von Rotterdam: Alle müssen den Krieg verlästern. „Die Klage des Friedens“ 1517, übersetzt von Rudolf Liechtenhan – mit einem Vorwort von Eugen Drewermann (= edition pace, Band 21). Norderstedt: BoD 2024.
2 Walter Wink, zit. nach Nauerth, S.9, (s.u. Anm. 5).

3 Bürger, S. 39.  |  Dazu ergänzend: „Ganz genau übersetzt heißt es: »Scheint das nicht der Höhepunkt einer Dementia?«“. (Hannemann, S. 55, vgl. unten Anmerkung 5).
4 Luther als beliebteste Playmobil-Figur.
5 Zum Vortrag als PDF.
6 Erasmus von Rotterdam: Die Klage des Friedens. Mit einem Vorwort von Brigitte Hannemann und einem Nachwort von Stefan Zweig. Aus dem lateinischen übersetzt und herausgegeben von Brigitte Hannemann. Zürich: Diogenes 2017. (Verlagsseite)
7 Bastian/Lang-Wojtasik: Das Erbe des Erasmus. 2. überarbeitete Auflage 2018.
 (Verlagsseite)
8 Klappentext als PDF.
9 Bürger, S. 17.
10 
ISBN: 978-3-7583-8178-2; Paperback; 128 Seiten; 7,90 Euro. (Verlagsseite)
11 Liste als PDF
12 Erasmus von Rotterdam: Alle müssen den Krieg verlästern.

 

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.