Wie man auf das Jahr 2025 zugehen kann
Mehr als sonst scheint es den Menschen in unserem Land schwerzufallen, einander unbefangen und fröhlich in ein neues Jahr hinein zu begleiten, einander Glück zu wünschen.
Mehr als sonst scheint es den Menschen in unserem Land schwerzufallen, einander unbefangen und fröhlich in ein neues Jahr hinein zu begleiten, einander Glück zu wünschen.
Die Klimakrise gefährdet die Biosphäre der Erde, den Weltfrieden und die Existenz der Menschheit. Sie ist deshalb das weltbürgerliche Thema schlechthin.
Alle im Bundestag vertretenen Parteien meinen, durch technologische Innovationen und einen Green New Deal die Klimakrise in den Griff bekommen zu können bei fortlaufendem Wirtschaftswachstums. Die Wirtschaft müsse nur eben „grüner" werden.
Spätestens seit Fridays for Future und deren Sicht des bedrohten Planeten Erde sind Vokabeln wie "global", "global citizenship", "global governance" u.ä. immer wieder zu sehen und zu hören. Die Begriffe scheinen Konjunktur zu haben. Sie meinen in der Regel eine eher vage Richtung, ein vages Ziel, allerdings oft entschieden und überzeugt skizziert.
Auf wenige Tage genau vor 10 Jahren reiste die damalige 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V., Ingrid Schittich (†2017) nach Riga, der Hauptstadt Lettlands. Jelena L. – seit ein paar Monaten AWC-Weltbürgerin – hatte sie eingeladen.
Ingrid Schittich machte die Menschenrechtsverletzungen in Lettland zur Sache von AWC Deutschland e.V. und zu ihrer persönlichen Sache.
Die kleine Textserie zu „Vergessenen Weltbürger/-innen" des Co-Autors Dr. Till Bastian ist den Mitgliedern von AWC Deutschland e.V. bereits bekannt. Diese Serie kann als Geburtsstunde des Projekts angesehen werden.
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freundinnen und Freunde,
2020 war ein besonderes Jahr und wird weltweit tiefe Spuren hinterlassen.
Jede*r sollte seinen Gedanken und Empfindungen dazu freien Lauf lassen - allerdings beschränkt auf 30 Wörter. Uns ist sehr bewusst, dass 30 Wörter eine echte Herausforderung sind, besonders nach diesem Jahr. Umso mehr freuen wir uns, dass wir 28 Zuschriften von Mitgliedern aus ganz Deutschland, Österreich, Lettland und Liberia (Afrika) bekommen haben.
Bastian, Till (2020): Schluss mit der "Nuklearen Telhabe" – Atomwaffen raus aus Deuschtland!
Inhaltliche Informationen:
In einem leidenschaftlichen Appell prangert der Autor die so feige wie verfehlte Atomwaffenpolitik der Bundesregierung an.
Die Akteur/-innen in Karlsruhe Bild: Susanne Großmann bei Flickr |
• Die sofortige Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages von 2017
• Den Verzicht auf neue atomare Trägerflugzeuge
• Den Abzug der Atomwaffen aus Büchel
Bild: Markus Weber |
Bild: Klaus Schittich |
Die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags durch die deutsche Bundesregierung befürworten 92 Prozent aller Bundesbürgerinnen und Bundesbürger.Ein still gehaltener Skandal im Land, zu dem die Friedensbewegung in Deutschland weiterhin laut werden wird, spätestens wieder zu den Gedenktagen an Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August.
Bild: privat |
Bild: privat |
Es wurde bereits ein 90 m tiefer Brunnen gebohrt; in etwa 45 m Tiefe stieß man auf eine reichliche Wasserader. Auf dem Bukit Celo, der höchsten Erhebung auf dem Campus, gibt es dadurch schon jetzt Wasser, und die Studierenden müssen es nicht mehr in Eimern bis zu 2 km weit herschleppen. Der Bukit Celo wird trotz aktueller Trockenzeit ergrünen: Zahlreiche Bäume werden wachsen, der Gemüseanbau wird von den weit besseren Bewässerungs-möglichkeiten profitieren. Gemeinsam mit unseren sumbanesischen Freunden haben wir nicht nur zum Klimaschutz beigetragen, sondern auch Studierende aus finanziell schwachen Familien unterstützt, die sich durch Gemüseanbau ihr Studium finanzieren. So konnte weltbürgerliche Solidarität praktisch umgesetzt und gelebt werden.In einem persönlichen Statement dankt Dr.Till Bastian, 1. Vorsitzender von AWC Deutschland e.V., allen Spenderinnen und Spendern und erklärt zudem, warum die Spenden als eine Art „Wiedergutmachung“ für das gesamte Biotop der Insel Sumba angebracht sind:
Alle, die in unserer Association of World Citizens (AWC) mitarbeiten oder mit ihr sympathisieren, können stolz sein: Auf der Sunda-Insel Sumba ist ein neuer Brunnen gebohrt worden – aus 45 Metern Tiefe sprudelt nun reichlich Wasser. Diese Bohrung erfolgte am 21. April – sie wurde möglich durch eine finanzielle Zuwendung unseres Vereins, die wir auf unserer Mitgliederversammlung im Herbst 2019 beschlossen hatten. Von einem eigens dafür eingerichteten (und mittlerweile wieder aufgelösten) Sonderkonto haben wir aus den zuvor dort eingelaufenen Spenden 4600.- € nach Sumba überweisen können. Diese ursprünglich so nicht beabsichtigte Überweisung (wir hätten das Geld lieber direkt übergeben!) war wegen der Corona-Pandemie nötig geworden, sie hat uns dann 32.- € gekostet, was ich für durchaus vertretbar halte.
Die rund 11.000 Quadratkilometer große Insel Sumba war früher auch als „Sandelholzinsel“ berühmt – die für diesen Namen verantwortliche reiche Vegetation führte aber auch zu einer rücksichtslosen Ausbeutung durch die von den Europäern veranlasste Waldrodung und zu den entsprechenden ökologischen Folgeschäden. Unsere Fördermittel sind also auch ein Stück Wiedergutmachung des im Zuge der imperialistischen „Globalisierung“ verübten Unrechts.
Weltbürgertum ist zunächst eine Frage der Emotionen (vor allem des globalen Zusammengehörigkeitsgefühls), bedarf aber der praktischen Konsequenz, um aktiv gelebt zu werden. Mit Erich Kästner gesprochen: „Es gibt nichts Gutes / außer, man tut es!“ In diesem Sinne bedanke ich mich bei Allen, die für die Brunnenbohrung auf Sumba gespendet haben, und nicht zuletzt bei Brigitte Ehrich, ohne deren Engagement das Projekt nicht hätte angepackt werden können.
Nauerth, Thomas (2020): Pazifismus in Zeiten der Seuche.
Inhaltliche Informationen:
Der Autor skizziert in seinem kurzen Text provokativ die Rolle einer Pazifist*in in Zeiten der gegenwärtigen Pandemie.
2020-03-30_nauerth_pazifismus_zeiten_seuche.pdf herunterladen
Bild: Brigitte Ehrich |
Umar al Baschir Bild: U.S. Navy photo by Jesse B. Awalt/Released |
G.Lang-Wojtasik am Raj Ghat, der Verbrennungs- und Gedenkstätte Gandhis in Delhi. Bild: G. Lang-Wojtasik |
> zum Essay von Prof. Lang-WojtasikDarin liegt die zentrale Botschaft des Mahatma (‚große Seele‘, ein durch den Nobelpreisträger Rabindranath Tagore verliehener Titel, den Gandhi zeit seines Lebens ablehnte):
Akzeptiere deine Wurzeln der Bodenerdung, bekenne dich klar zur Gleichwürdigkeit alles Lebendigen und versuche deinen Teil zur gewaltfreien Weltfamilie beizutragen!
Und hier liegt die Botschaft, an die wir uns als Weltbürger*innen stets erinnern dürfen und in diesem Sinne andere motivieren und für das Projekt der Weltgemeinschaft begeistern!
Die US Peace Memorial Foundation schreibt dazu weiter in einer Rundmail:
1. das US Friedensregister
2. den US Friedenspreis
3. das US Friedensmonument
These endeavors help move the United States toward a culture of peace by recognizing thoughtful and courageous Americans and U.S. organizations that have taken a public stand against one or more U.S. wars, or who have devoted their time, energy, and other resources to finding peaceful solutions to international conflicts. We celebrate these role models to inspire other Americans to speak out against war and to work for peace.
[Diese Bemühungen tragen dazu bei, die Vereinigten Staaten in die Richtung einer Kultur des Friedens zu bewegen, weil sie bewusst denkende und mutige Amerikaner_innen und US-Organisationen wahrnehmen und nennen, die sich öffentlich gegen einen oder mehrere US-Kriege ausgesprochen haben oder ihre Zeit, ihre Energie und andere Ressourcen für die Suche nach friedlichen Lösungen von internationalen Konflikten aufgewendet haben. Wir stellen diese Vorbilder heraus, um anderen Amerikaner_innenn Mut dazu zu machen, sich gegen den Krieg auszusprechen und sich für den Frieden einzusetzen.]> zum Video mit Michael Knox [6 min., auf Englisch]
(Übersetzung: K.Schittich)
Auf dem Campus Bild. Brigitte Ehrich |
Dr. Till Bastian Bild. awc_de |
"Das „Erfolgsgeheimnis“ dieser unserer imperialen Lebensweise lässt sich pointiert so zusammenfassen: Uns geht es relativ gut, weil es sehr vielen anderswo auf dieser Erde richtig schlecht geht! Das gilt auch für die Folgen des Klimawandels, die zu bewältigen in einem reichen Land wie dem unseren natürlich sehr viel leichter fällt als in den verarmten Regionen der Südhalbkugel."
Bild: Wkimedia Commons, Hans Holbein d.J. 1523: Erasmus |
Lebe so, dass deine Lebensgestaltung möglichst keinen Schaden für die Lebensführung anderer Menschen und anderer Lebewesen zeitigt!
Setze dich dafür ein, dass weltweit eine Rechtsgemeinschaft entsteht, die es allen Menschen möglich macht, im Recht zu leben und ihrer Verantwortung für die anderen Lebewesen nachzukommen.
Bild: freundlicherweise von Dota Kehr überlassen / © Annika Weinthal |
1. „Heute kann Kehr von der Musik leben, genauso wie ihre drei Bandmitglieder, mit denen die 38-Jährige alle Gagen gleichmäßig teilt. Sie hat sogar einen Vertrag und 75.000 Euro von einer Plattenfirma ausgeschlagen, weil sie unabhängig bleiben wollte.“
2. In Fettdruck hervorgehoben ihr Urteil: "Dass man einfach durch Geldhaben Geld verdienen kann, ist eine unmoralische Schweinerei, an die sich die ganze Welt viel zu sehr gewöhnt hat.“
pax_zeit 2_2019 Bild: pax christi |
Bild: Susanne Heuser |
AWC ist dabei: S. Heuser, Dr. T. Bastian, C. Lippok (v.l.) Bild: Susanne Heuser |
"Als Mensch und Weltbürgerin kann ich gar nicht anders handeln, als mich mit all meinen Möglichkeiten dafür einzusetzen, dass diese Vision Wirklichkeit wird. Dieser Tag hat mir sehr viel Kraft und Hoffnung dazu gegeben."
> zum Bericht
„Insgesamt war die Aktion, jedenfalls in meinen Augen, ein großer Erfolg. Nun kommt es darauf an, den Druck auf die Bundesregierung massiv zu erhöhen, bis diese endlich dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt und den Abzug der US-Bomben aus Büchel erwirkt.“
> zum Bericht
Grafik: pixabay |
1. Unterzeichnen Sie den Verbotsvertrag von Atomwaffen der Vereinten Nationen und leiten Sie unverzüglich die Ratifizierung des Vertrags durch die Bundesrepublik Deutschland ein! Diese Maßnahme duldet anlässlich des drohenden neuen atomaren Wettrüstens keinen Aufschub!
2. Setzen Sie ein glaubwürdiges Zeichen Ihres Abrüstungs- willens und sorgen Sie dafür, dass alle noch in Deutschland stationierten US-Atomwaffen abgezogen werden!
Um diese Forderungen zu unterstreichen, werden wir im Juli 2019 gewaltfrei demonstrieren und uns an den Aktionen beteiligen, zu denen IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War, Friedensnobelpreis 1985) und ICAN (International Campaign against Nuclear Weapons, Friedensnobelpreis 2017) bereits aufgerufen haben.
Grafik: Stadt Freiburg |
"Die 900jährige Geschichte Freiburgs wird unter dem Gesichtspunkt vorgestellt, wie die Menschen in und um Freiburg die gewalttätigen Auseinandersetzungen der jeweiligen Zeit vom Streit mit den Grafen von Freiburg über die Bauernaufstände bis zu den Weltkriegen erlebten. Ein besonderes Augenmerk wird auf die gelegt, die sich für Frieden einsetzten wie Erasmus von Rotterdam, Max Josef Metzger und Käthe Vordtriede oder Rosa Luxemburg als Rednerin in Freiburg. Präsentiert wird die Geschichte „zwischen Krieg und Frieden“ durch „bewegte Bilder“ und an „bewegenden Orten“, gemeint ist: durch ein Filmprojekt und einen Stadtrundgang mit ggf. musikalischen und szenischen Darbietungen. … Idealerweise entsteht mit dem Film ein zeitgenössisches Dokument, wie man 2020 auf die Freiburger Stadtgeschichte aus der Perspektive von Krieg und Frieden schaut. Geschichte ist ja niemals „objektiv“, sondern wird so erzählt, dass sie die Fragen und Sorgen der Erzählenden aufgreift, und das sind im Falle dieses Projektes Bürger*innen aus Freiburger Friedensgruppen."Nach Wochen und Monaten bangen Wartens - schließlich bieten sich Krieg und Frieden landläufig kaum zum Feiern an – dann Ende Februar 2019 Post von der Stadt Freiburg.
Mitglieder der Regionalgruppe Freiburg Bild: M. Bamberger |
Dr. Michael Knox Bild:©uspeacememorial |
Die Veterans for Peace am Cenotaph Bild: ©vfpuk |
v.l.: Dr. Michael Knox, US Peace Memorial Foundation, David Swanson |
Bild: ©US Peace Memorial Foundation, mit deren Erlaubnis veröffentlicht |
Frühere Preisträger*innen des US Peace Memorial Foundation Friedenspreises |
Grafik: ©US Peace Memorial Foundation, mit deren Erlaubnis veröffentlicht |
Grafik: ©adobestock, lizenziert. |
Foto: ©thomas kunz Öffentliche Beachtung fand die Arbeit von AWC Deutschland e.V. in Freiburg durch das Porträt2 von K. Schittich in der Badischen Zeitung vom 21.04.2018. |
Gregor Lang-Wojtasik in Freiburg Bild:©m.heinke |
„sich ereignende Transformationen der Weltgesellschaft als Lernherausforderungen und -chancen im Sinne Globalen Lernens zu begreifen" (S.3).Diesem Ausgangspunkt treu bleibend fasste Prof. Lang-Wojtasik seinen Beitrag am Schluss so zusammen:
„Wenn wir Erasmus heute ernst nehmen und uns auf seine grundlegenden Prinzipien rückbesinnen, lässt sich die (welt)gesellschaftliche Krise als Bildungschance begreifen.
-Über Change Agents nachhaltig-pazifistischen Wandel für Weltbürger*innentum fördern,
-Schule in ihren funktionalen Chancen ernst nehmen und mit lebenslangen Bildungsangeboten in Beziehung setzen,
-Lehrkräfte als Pioniere des Wandels stärken,
-Bildungspolitik als nachhaltige Transformationspolitik begreifen“ (S. 18f).
Zum Weiterlesen:> zum Wortlaut des Vortrags [Prof. Lang-Wojtasik]
> zur Einführung [K. Schittich]
1000 Lichter auf dem Augustinerplatz in Freiburg Bild:©awc_fb |
„…genauso wie jene grauenvollen Tage des Atombombenabwurfs über Hiroshima und Nagasaki mit unzähligen zivilen Opfern heute bei den meisten japanischen Bürgern längst in die Ferne der Vergessenheit gerückt sind, verschwindet ebenso der 11. März 2011 aus dem Bewusstsein der allermeisten Japaner.“Das Verdienst des kleinen, beharrlich arbeitenden Vereins besteht darin, dass sich seine Mitglieder unbeirrt dafür einsetzen, den unfassbaren Fatalismus der Freiburger Mitbürgerinnen und Mitbürger aufzubrechen, mit dem diese den Gefahren des maroden französischen AKWs Fessenheim im angrenzenden Elsass gegenüberstehen.
Klaus Schittich verliest das Grußwort aus Japan Bild: ©awc_fb |
Ein Mitglied des nohow collective und AWC/online-Redakteur K.Schittich |
„An Till Bastian war besonders, dass er auf eine so feinfühlige, warmherzige und unaufdringliche Art dieses große und wichtige Thema des Humanismus behandelt hat“.Das hervorstechende Merkmal der sich an den Vortrag anschließenden Aussprache war, wie - auch bei kontroversen Beiträgen - liebenswürdig und entspannt Till Bastian reagierte. Die so von ihm bestimmte Atmosphäre hat sicher wesentlich dazu beigetragen, dass dies vor allem auch ein Abend für das anwesende Publikum wurde.
"Das Machtgefühl agiert quasi als ein Parasit, der sich das gesamte Innenleben seines Wirtsorganismus dauerhaft unterwirft."Sein Text, der im Vortrag d.h. in der lebendigen Rede mit weiteren Beispielen und Vergleichen verdeutlicht wurde, ist höchst lesenswert und wie die Texte der beiden weiteren Referenten in die „Bibliothek“ des Vereins aufgenommen worden.
"Eine betrübliche Lehre aus dem Fall Rose lautet: Auch in unserer freiheitlichen Demokratie kann man nicht Nein zu kriminellen Akten der Staatsgewalt sagen, ohne schwerwiegende Folgen auf sich zu ziehen. Oberstleutnant Rose hat das mit der nötigen Schärfe ausgesprochene Nein zu Völkerrechtsverbrechen seinen Beruf und eine aussichtsreiche Karriere gekostet."Jürgen Roses Referat fasst eindrücklich den gesellschaftlich höchst alarmierenden Vorgang seiner Entlassung zusammen.
„Dies ist das dämonische Wesen der Macht: dass sie auch da, wo mit höchster Selbstlosigkeit für ein ideales Ziel gestritten wird, auf die Dauer nur dem Erfolg gewährt, der zugleich mit höchster Vitalität für sein selbstisches Interesse, für die Durchsetzung seines Eigenwillens streitet, der seinen eigenen Geltungswillen ganz unmittelbar mit dem Einsatz für seine Sache verbindet… Wer Macht besitzt, ist von ihr besessen“ (Gerh. Ritter, Die Dämonie der Macht, 1947)Die aktuelle, 23. Auflage desselben Nachschlagewerks von 2009 geht radikal nüchtern, naturwissenschaftlich an „Macht“ heran und konstatiert zum „politischen Begriff der Macht“:
Im Bereich des Politischen ist Macht das sich manifestierende Vermögen einer Gruppe oder eines Einzelnen, zu einer konstitutionell oder institutionell begründeten Herrschaft zu gelangen. Eine Macht bzw. jemand, der Macht hat, kann politische Herrschaft erstreben oder faktisch ausüben.Beide Aspekte führen zu offenen Fragen:
1. Ist Macht eine notwendige, natürliche Konstante desDiesen Fragen gehen die Referenten in verschiedenen Feldern bzw. aus verschiedenen Blickwinkeln nach.
Zusammenlebens der Menschen?
2. Ist Macht an sich etwas Gefährdendes und Bedrohliches?
Grafik: Verlag Klemm u. Oelschläger |
1.Der pazifistische Kosmopolitismus des Erasmus wird in unsere Zeit hereingeholt und zum Überlebenskonzept der Menschheit hin aktualisiert.
2. Eine kurze Nacherzählung bzw. Neuerzählung der Klage der antiken Friedensgöttin nennt als hauptsächliche Ursachen der Friedlosigkeit unserer Welt heute den unzähmbaren Eigennutz und das Nicht-wahr-haben-Wollen des Zustands unserer Welt.Das Buch ist im Buchhandel erhältlich:
3. Ein erziehungswissenschaftlicher Artikel zur Transformative World Citizenship Education eröffnet im Rückgriff auf Erasmus, Gandhi und Freire einen radikal zukunftsweisenden Horizont für Lehrende wie Lernende.
4. Ihre Frage: „Ist die Menschheit noch zu retten?“ beantworten die Autoren in 12 „perspektivischen Thesen“, die alle Erasmus in verschiedener Hinsicht verpflichtet sind.
„Linksliberale Kosmopoliten sind für den Erfolg der Rechtspopulisten mitverantwortlich“.Klaus Schittich von AWC Deutschland e.V. trat in einem Leserbrief in der taz vom 27.09.2017 einerseits der Vereinfachung der politisch-sozialen Bestandsaufnahme durch das undeutliche Begriffspaar „Kosmopolitismus“ und „Kommunitarismus“ entgegen. Andererseits bezweifelte er, dass die Idee des Kosmopolitismus und dessen Erscheinungsformen auf die Formel verkürzt werden können, sie seien eine Folge der sog. Globalisierung.
„…anscheinend muss gegenüber der deutschen Öffentlichkeit und den deutschen Medien verdeutlicht werden, dass es sich nicht um eine religiöse Frage mit unantastbaren Doktrinen handelt, sondern vielmehr um die Frage, ob es sich bei Israel um einen Apartheidstaat handelt und/oder - wie ich selbst in einigen neueren Publikationen festgestellt habe - um einen Siedlerkolonialstaat, der unter internationalem Recht zahlreiche Verbrechen begeht, darunter das Verbrechen der ethischen Säuberung; eine Fragestellung, die sehr wohl innerhalb eines wissenschaftlichen Rahmens und einer öffentlichen Debatte diskutiert und beschlossen werden kann.“2Zur einer brisanten aktuellen Situation nimmt MdB Annette Groth in einem Mini-Interview Stellung3.
Liebe Annette! Beantworten die aktuellen Verbote u.a. in Berlin, Frankfurt und München, städtische Räume für BDS-Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, die Titel-Frage eurer Broschüre in besonderer Weise?Annette Groth:
Ja, denn diese Verbote für BDS-Veranstaltungen sind besondere Eingriffe in die Meinungsfreiheit, die in unserem Grundgesetz verankert ist. Aber die Verbote betreffen ja nicht nur BDS-Veranstaltungen, sondern zunehmend auch Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, sogar Konzerte, die sich mit der Menschenrechtssituation in Israel und in Palästina beschäftigen. Es wird immer schwieriger, Veranstaltungsorte zu finden, da die Betreiber durch Anrufe, Emails und dgl. massiv unter Druck gesetzt werden, so dass zugesagte Veranstaltungsräume wieder abgesagt werden. Wenn das so weitergeht, können wir demnächst nur noch draußen oder in einem Zelt Veranstaltungen durchführen. M.E. geht es schon lange nicht mehr um den Nahost-Konflikt, sondern darum, progressive, linke Diskussionen zu erschweren bzw. zu eliminieren. Der Terrorismus-Verdacht zu Veranstaltungen z.B. zu NSU, G20-Gipfel in Hamburg etc. kann schnell konstruiert werden, um unliebsame Diskussionen zu unterbinden. Das kürzliche Verbot von indymedia, das dann wieder aufgehoben wurde, sollte uns sehr zu denken geben. Das ist ein ernstzunehmender Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit.AWC/online-Redaktion:
Liebe Annette, herzlichen Dank und von uns aus eine gute und doch noch wirkungsreiche Zeit im Bundestag. MdB bist du ja bis 31. Oktober 2017, wie wir von dir aus einem anderen Gespräch wissen.
Ingrid Schittich † |
Barack Obama 2012 - Official White House Photo by Pete Souza |
Barack Obama 2012 - Official White House Photo by Pete Souza |
Erich Schmidt-Eenboom |
Bild: © privat |
"Indem wir den Verantwortlichen immer wieder das hässliche Spiegelbild ihres Tuns und Unterlassens vor Augen führen, tragen wir doch hoffentlich unser Scherflein dazu bei, dass dem rasanten technischen Fortschritt und der damit verbundenen Ausplünderung der Erde moralische Grenzen erwachsen." (Interview, S. 1)> Interview mit Erich Schmidt-Eenboomn
Kazuhiko Kobayashi in Freiburg | Bild: © awc_ks |
Bild: pixabay |
Bild: Gellinger |
Dr. Till Bastian | Bild:©awc_ks |
dem Prinzip VERANTWORTUNG als ethischem Grundprinzip,Die junge Deutsch-Palästinenserin Elizabeth Fleckenstein leitete mit ihrem Referat kompetent und leidenschaftlich engagiert den Nachmittag der Tagung ein, der dem Thema Flüchtlinge gewidmet war. Die Verbindung zum Rahmenthema sah Klaus Schittich, der die Referentin vorstellte, in der Frage, ob die Flüchtlinge möglicherweise die Vorboten einer Weltgesellschaft sind, mit der unsere Gesellschaft noch nicht zurecht kommt.
dem Prinzip VORBEUGUNG als politischem Grundprinzip,
dem Prinzip NACHHALTIGKEIT als ökonomischem Grundprinzip,
dem Prinzip ANPASSUNG als ökologischem Grundprinzip.
Elizabeth Fleckenstein | Bild: © privat |
Jürgen Weber | Bild: ©awc_ks |
Jürgen Weber • Bild.©privat |
Liebe Freundinnen und Freunde,
als ersten Satz und sozusagen als Kurznachricht:
Tair Kaminer ist seit dem 03. August frei.
Wie ich euch am 17.07. schreiben konnte, hat die zuständige israelische Militärbehörde im Juli entschieden, dass Tair Kaminer aus dem Militär entlassen wird. Sie hat dem Militär, wie ihr wisst, mit kurzen Unterbrechungen knapp sieben Monate lang als Gefängnis-Insassin angehört, weil sie den Kriegsdienst verweigerte.
Am 03. August hat mich eine E-mail ihrer Mutter erreicht, in der sie schreibt: „Tair is home“ (Tair ist zu Hause) - und danach zwei Dutzend und ein Ausrufezeichen gesetzt hat. Das Glück und die Erleichterung bei Tair und ihrer Familie müssen unendlich groß sein. Tair geht es gut, ihre Mutter schreibt, sie treffe sich mit ihren Freundinnen und Freunden. Viele von ihnen haben sie in der ganzen Zeit nach jeder neuen Verurteilung auf dem Weg ins Gefängnis begleitet. So glücklich Tair und ihre Familie sind, so bewusst ist ihnen auch, so schreibt mir ihre Mutter gleichzeitig, dass die politische Situation, die der Grund für Tairs Verweigerung war, nicht gelöst ist.
Den Dank der Familie an uns gebe ich gern an euch weiter, an alle, die sich aktiv für Tair eingesetzt haben, aber auch an alle, die Tair in Gedanken begleitet haben.
Mit herzlichen Grüßen
Ingrid Schittich
AWC Deutschland e.V.
Weltbürger & Weltbürgerinnen
1. Vorsitzende
Bild: sreenshotyoutube |
Bild. screenshot/youtube |
Florian Pfaff beim "Tag der Bundeswehr" in Bonn. |
Bild: screenshot/youtube |
1. Der „Fall Pfaff“ scheint für die Bundeswehr keiner zu sein. Bei der Offizierin und bei den Offizieren, die er ansprach, machte es nicht „klick“, als Florian Pfaff von den Tatsachen und Zusammenhängen sprach, die jeder Informierte zwangsläufig mit seiner Person in Verbindung bringen muss. In der Folge dessen schien auch niemand jemals etwas davon gehört zu haben, dass die Bundeswehr das höchstrichterliche Urteil vom Juni 2005 zu seinem Fall als für die Bundeswehr nicht gültig, sozusagen als Fehlurteil darstellte.
Die Bundeswehr leugnet, nur so ist die Situation zu deuten, auf allen Ebenen, was Florian Pfaff eigentlich ist: eine ethisch-moralische Altlast der Bundeswehr.
2. Es herrscht eine geradezu panische Abneigung dagegen, sich öffentlich auf Gespräche über das Gewissen von Soldaten und Soldatinnen einzulassen. Zumal wenn das Gewissen in den Kontext völkerrechtswidrigen Handelns der Bundeswehr gerückt wird. Es gibt offenbar ein „Nicht-vor-laufender-Kamera-Syndrom“, mit in Richtung Objektiv zuckenden Händen und der Aufforderung, die Kamera abzuschalten.An diesem Tag in Bonn wurde bestätigt, was schon allgemein bekannt ist: Die Bundeswehr wurde unumkehrbar von einer Verteidigungsarmee in eine international einsetzbare und politischen Kalkülen unterworfene Armee verwandelt.
Doch eine Ausnahme gab es, einen General, der sich ins Mikrofon als täglich bibellesender Christ outete und dessen Gewissen dann immer dauerhaft beruhigt ist, wenn für militärisches Handeln ein parlamentarisches Mandat vorliegt. Die ethische Dimension, in der Florian Pfaff denkt und handelt, blieb ihm, so scheint es, völlig verschlossen. Oder konnte, sollte, durfte sie sich ihm nicht auftun?
Tair Kaminer |
Das Buch versetzt die Leserin und den Leser in ein fassungsloses Staunen und Entsetzen darüber, wie lange vorher und wie minutiös diese unsäglichen Verbrechen vorbereitet und organisiert worden sind. Wenn man diesen so exzellent recherchierten Text liest, bekommt man auch einen ganz neuen Blick auf die Gegenwart. Manches, was man vielleicht mit einer müden Handbewegung wegzuwischen geneigt wäre - es gibt ja so viele aktuelle Probleme - erscheint dann als brisante und gefährliche Neuauflage der Vergangenheit. Mit bester Überzeugung empfehlen wir unseren Leserinnen und Lesern das Buch, das sich zu anderen Büchern Bastians gesellt, die sich mit der dunklen Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen.2In ihren „Gedanken beim Lesen von Till Bastians „Auschwitz und die ‚Auschwitz-Lüge‘“3 vertieft Ingrid Schittich, die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V. diesen Eindruck. Ihr kurzer Text, der ausdrücklich keine Rezension sein will, spiegelt ihre Erfahrungen beim Lesen des Buches und gibt Gedanken wieder, die sich beim Lesen eingestellt haben.
Bilder: awc_ks |
Jürgen Grässlin bei seiner Dankesrede Bild: Max Heinke |
Kazuhiko Kobayashi |
Bild: awc_ks |
In meinem Alter von 69 Jahren habe ich nur noch einen Wunsch:
Aus meiner innersten Seele heraus zu sprechen und nach meinem Gewissen zu handeln für die hilflosen, unschuldigen Kinder und für unsere einmalig kostbare, schöne und unersetzbare Erde, die nun weltweit immer mehr verseucht wird und schweigend um Hilfe ruft.
(Kazuhiko Kobayashi, Tokio im August 2015)
R. Schmid mit seiner "Waffe" | Bild: privat |
“In dem durch eine Indiskretion bekannt gewordenen Dokument legten die USA und Israel die Parameter für ein künftiges Abkommen fest“ (S.85). Nach diesen Parametern „wären für einen »unabhängigen Staat Palästina« statt der im UNO-Teilungsplan von 1947 festgelegten 46 Prozent des ehemaligen Mandatsgebiets Palästina nur noch 6 Prozent übrig geblieben“ (S.86).
Prof. Michels hört zu |
Bild: awc_ks |
„Deutschland ist einer der größten Waffenexporteure – und kaum eine Region beherbergt mehr Rüstungsbetriebe als der Landstrich am Bodensee. Dort duldet man sie gern.“Mit diesem Vorspann leitet Class Tatje seinen Artikel „Heile Welt“ vom 08. November 2010 in Zeit-Online ein. Der vier Jahre alte Text ist immer noch aktuell, besonders in den Passagen, wo er die intellektuelle und emotionale Befindlichkeit der Akteure auf der Seite der Rüstungsbetriebe sowie von Akteuren auf der Seite der Gesellschaft am Bodensee ausleuchtet.
„Minen, Panzer und Raketen? Hier doch nicht. Nicht in dieser scheinbar heilen Welt von sauber geweißelten Orten und Segelbooten vor malerischer Alpenkulisse. Doch die Bodenseeregion ist einer der wichtigsten Rüstungsstandorte in Deutschland. Hier werden Waffen produziert, die anderswo töten. Und kaum einer spricht darüber.“In beiden höchst lesenswerten Artikeln spielt Überlingen mit seinem größten Arbeitgeber Diehl-Defence eine wichtige Rolle. Der florierende Rüstungsbetrieb Diehl-Defence ist nämlich dafür verantwortlich, „dass Überlingen auf den Landkarten der Rüstungsstandorte unter den Top 5 in Deutschland geführt wird“ ( Südkurier vom 29.09.2014, J. Grässlin zitierend).
Opfer klagen an: Stumme Mahnung vor Diehl-Defence |
An die "Diehlianer "gerichtet |
Der Leichenzug setzt sich in Bewegung |
alle Bilder: Andrea Siedow |
Felix Butzlaff |
Bild: awc_fp |
Jürgen Grässlin | Bild. awc_fp |
Dr. Harro Honolka | Bild. awc_fp |
Marian Klapp | Bild: awc_fp |
Kaum ein Echo in den Medien fand die Kundgebung
am Samstag, den 13. September in Stuttgart. Von 300 Teilnehmern geht die Pressemitteilung der Veranstalter aus (s.u.). Diese hielten bei buchstäblich strömendem Regen durch und gaben den bemerkenswerten Beiträgen die verdiente Kulisse.
Zwei Beiträge erschienen der Redaktion dieser Website als besonders beachtenswert:
Johanna Wintermantel vom Freiburger Forum kritisierte deutlich die Abschiebepraxis der baden-württembergischen Behörden und forderte das Land auf, ein humanitäres Bleiberecht für Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien zu erlassen (s.u.).
Der Journalist Jürgen Weber vom Aktionsbündnis Abschiebestopp Konstanz berichtete von seiner Recherche-Reise nach Mazedonien. Roma würden dort häufig Opfer rassistischer Angriffe und müssten dort in der Regel unter menschenunwürdigen Bedingungen leben (s.u.).
Für die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V. war ihre Teilnahme an der Kundgebung Anlass, sich an eine Roma-Aktion vor mehr als 20 Jahren in Süddeutschland zu erinnern. Ihr Text trägt den Titel: Roma. Es hat sich nicht viel geändert seit 1993. Eindrücke bei einer Kundgebung (s.u.).
Eine kleine Rarität in diesem Zusammenhang ist die Broschüre „Roma bei uns“, welche die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland e.V. 1993 als Veröffentlichung der damaligen Friedensinitiative Überlingen herausgab. Sie enthält neben einem eindringlichen Text zur Protestaktion der Roma-Union Süddeutschland mehrere Zeitungsartikel, die anschaulich zeigen, dass sich in 21 Jahren tatsächlich kaum etwas geändert hat. Die Broschüre wird hier erstmals online zugänglich gemacht (s.u.).
Selbstverständlich: Mehrweggeschirr | Bild: awc_ks |
Marian und die Diät | Bild: unicum |
M. Ermis (2.v.r.) | Bild: awc_ks |
( v.l.): L.Franke, H.Lorenz, J.-L.Touly, M.Pigeon |
Bild: awc_ks |
Ingrid Schittich bei "ihrer" Familie Bild: lg_monrovia |
Die Schule con CYE von außen Bild: awc_is |
Der Unterricht beginnt gleich |
Bild: awc_is |
Die Kleinsten mit einer Vorschullehrkraft | Bild: awc_is |
Jürgen Grässlin und die Medien | Bild. awc_ks |
2. Kommentierender Artikel [I.Schittich]> swr-online vom 03.12.2013
> Südkurier vom 04.12.2013
> Stuttgarter Zeitung vom 04.12.2013
Jochen Bicheler | Bild: awc_ks |
Siafa, 36 Jahre, drei Kinder, Lehrer und Rektor |
Lahai, 37 Jahre, zwei Kinder, Lehrer |
Maxwell, 27 Jahre, keine Kinder, Lehrer |
Linus | Bild: awc_ks |
Intensiver Gedankenaustausch in Köln Bild: awc_ks |
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Vom 17. bis 19. April 2013 hielt Abolition 2000, die NGO, in der sich über 2000 Organisationen aus aller Welt für die Abschaffung der Atomwaffen einsetzen, ihre Jahreshauptversammlung in der schottischen Hauptstadt ab.
Parade auf der Royal Mile in Edinburgh Bild: awc_ks |
Unter dem Motto
„From a Nuclear Free Scotland to a Nuclear Weapon Free World“
trafen sich 40 Teilnehmerinnen aus 15 Nationalitäten. Edinburgh war als Ort der Tagung gewählt worden, um die schottischen Atomwaffengegner zu unterstützen.
„Diskriminierung, Rassismus und Gewalt gegen Sinti und Roma in Deutschland und Europa müssen endlich ein Ende finden. Auch Roma haben ein uneingeschränktes Anrecht auf Schutz, Sicherheit, Recht und Freiheit!“
Mit diesem Appell schloss der Aufruf zur Informationsveranstaltung über die Fluchtgründe von Roma aus dem Balkan am Dienstag, 19. Dezember 2012, 19.00 Uhr, Treffpunkt Petershausen in Konstanz. Als Referentin war Dr. phil. Karin Waringo vom Romaverband Chachipe e.V. in Luxemburg an den Bodensee gekommen.
In ihrem äußerst authentischen Referat zeichnete Frau Waringo ein bedrückendes Bild von der Lebenssituation der Roma. Besonders berührend waren die Teile des Vortrags, in denen Dr. Waringo von Besuchen bei abgeschobenen Romafamilien berichtete, die ihre Organisation vor ihrer Abschiebung in Luxemburg betreut hatte.
Dr. Waringo hat der Redaktion dieser Website ihr Referat mit Bildern zur Veröffentlichung überlassen. Dafür danken wir sehr herzlich.
> Referat Dr. Waringo
> Website Romaverband Chachipe, Luxemburg
Am 22. November 2012 wurde die „Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel“ mit dem 10. Stuttgarter Friedenspreis ausgezeichnet. Dieser wird seit 2003 durch das Stuttgarter Bürgerprojekt "Die Anstifter" an Personen und Projekte verliehen, die sich "in besonderer Weise für Frieden, Gerechtigkeit und eine solidarische Welt" engagieren.
Das Ereignis ist in den Medien eher zurückhaltend aufgenommen worden, verdient aber nach unserer Auffassung deutliche Beachtung.
Der Preis zeichnet ein Bündnis aus, das eine besondere Entwicklung genommen hat.
Wie der Politologe Prof. Peter Grottian bei der Tagung von AWC im September 2012 gegenüber der Redaktion dieser Website festhielt, ist es diesem Bündnis gelungen, tief in die Mitte der Gesellschaft vorzustoßen. Dies gelang der Gruppierung in einem Maße, das zunächst geradezu unvorstellbar war.
Schon die Gruppe der Trägerorganisatoren spiegelt ein breites Spektrum der Gesellschaft. Dieser Eindruck setzt sich fort, wenn man sich die lange Reihe der Mitgliederorganisationen anschaut. Auffällig ist dabei die große Anzahl kirchlicher Organisationen, die sich mit den Zielen der „Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel“ identifizieren.
Ein Beispiel, das besonders heraussticht, ist die Vollversammlung des Katholikenrats im Bistum Trier. Der „Volksfreund“ berichtet am 27. Septemder 2012 online: „Das Laiengremium unterstützt die Aktion "Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel" und will sich im Bundestagswahlkampf 2013 dafür einsetzen, dass ein Verbot von Rüstungsexporten in das Grundgesetz aufgenommen wird."
Dass hier eine kirchliche Organisatione plant, sich aktiv in den Bundestagswahlkampf 2013 einzumischen, ist eine kleine, stille aber merkliche Revolution.
AWC Deutschland e.V., das Mitglied im Bündnis ist, gratuliert sehr herzlich zum Stuttgarter Friedenspreis und hofft, dass in der ganzen Bundesrepublik noch viele kleine örtliche Revolutionen nach dem Vorbild des Katholikenrats von Trier angezettelt werden.
Eher zurückhaltend sei die Preisverleihung in den Medien aufgenommen worden, haben wir oben gesagt. Der Mainstream-Journalismus sieht in der Regel in den Themen der Friedensbewegung nur einen geringen Erregungswert. Dass es auch anders geht, zeigt ein Beispiel aus dem Online-Journalismus, das in einem innerem Zusammenhang mit der Preisverleihung steht.
Der Artikel „Bombengeschäft am Bodensee“ über die Doppelbödigkeit des Lebens in der Rüstungshochburg Bodensee, in der Stuttgarter Online-Wochenzeitung „Kontext“erschienen, ist brilliant und bestürzend zugleich.
> den Newsletter der Aktion Aufschrei kann man
> Link zur Aktion Aufschrei
Ein Kennzeichen der Tagung vom 14. und 15. September war neben der Tatsache, dass wieder kompetente Experten gewonnen werden konnten, besonders auch die Intensität des Diskurses und die lebendige Kommunikationsfreude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Ingrid Schittich, die 1. Vorsitzende von AWC Deutschland, konnte bei der Eröffnung der Tagung wieder eine stattliche Zahl interessierter Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen.
Am Freitagabend brachte Andreas Zumach sein Thema „Die globale Zivilgesellschaft - Korrektiv staatlicher Politik weltweit“ in einen dialogischen Prozess mit den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ein, der alle in seinen Bann zog.
Andreas Zumach [Bild: awc_ks]
Der erfahrene Journalist verband sein Redekonzept mit spontanen Reaktionen auf die Fragen und Kommentare des Publikums. Er ließ auf diese Weise ein äußerst facettenreiches diskursives Ensemble entstehen.
Andreas Zumach legte seinen Ausführungen eine vorläufige Definition von Zivilgesellschaft zu Grunde: „Die Zivilgesellschaft, das sind alle Menschen, die sich außerhalb etablierter Strukturen, Institutionen und Organisationen für positive Veränderungen und Verbesserungen einsetzen.“ Sein von enormer Sachkenntnis geprägtes Referat entwickelte Andreas Zumach entlang der Fragen:
Wer ist die Zivilgesellschaft?
Wer gehört dazu, wer nicht?
Welche Erfolge hat sie bisher?
Was ist heute neu an der Zivilgesellschaft?
Wird Zivilgesellschaft eigentlich weiterhin gebraucht?
Auszüge aus dem Mitschnitt des Abends sind als Audiodatei bereitgestellt, wobei Beiträge von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen unberücksichtigt bleiben.
Dem Zivilen Ungehorsam als Salz in der Suppe einer öden Demokratie widmete sich Prof. Dr. Peter Grottian im ersten Beitrag am Samstagvormittag. Das Referat des Berliner Wissenschaftlers und zivilgesellschaftlichen Akteurs stand unter der Prämisse, dass in unserer Demokratie, auch in deren Geschichte, ohne Zivilen Ungehorsam kaum etwas läuft.
Peter Grottian untersuchte die Konstellationen für Zivilen Ungehorsam in der Bundesrepublik in vier Feldern:
-Verhinderung von Rüstungsexporten und Waffenhandel
-Bankenregulierung und der Finanzkrise
- Soziales
-Entwicklung von Demokratie.
In allen vier Feldern konstatierte Prof. Grottian „ein riesiges Missverhältnis zwischen den Überzeugungen, die Bürgerinnen und Bürger haben, und der Bereitschaft, wirklich vom Sofa zu springen“. Am deutlichsten werde dies bei der sozialen Frage, wo Protest praktisch „abgeschafft“ sei. Im Moment sei der Verdruss an repräsentativer Demokratie ungeheuer hoch, aber es sei kein Zugewinn bei der Zivilgesellschaft und den zivilgesellschaftlichen Kräften zu verzeichnen.
Der Mitschnitt des Beitrags von Prof. Grottian ist ebenfalls als Audiodatei bereit gestellt.
Am Beispiel der NGO Transparency International (TI) untersuchte Privatdozent Dr. Sebastian Wolf die Chancen und Grenzen der Zivilgesellschaft bei der Korruptionsbekämpfung. Der Konstanzer Wissenschaftler legte eine präzise und zugleich engagierte Beschreibung der Arbeitsweise von TI vor.
PD Dr. Sebastian Wolf [Bild: awc_ks]
Freilich verblüffte Dr. Wolf auch mit auffälligen Beispielen. So berichtete er, dass ein längst fälliges, international eingefordertes Gesetz gegen die Bestechung von Abgeordneten klammheimlich in Berlin besonders von der Regierungskoalition verschleppt und blockiert wird. Das geschehe so heimlich, dass selbst die interessierten Studentinnen und Studenten seines Seminars im SS 2012 davon nichts gehört hatten.
Die Powerpoint-Präsentation und der Mitschnitt seines Beitrags sind bereitgestellt.
Einen großen Schritt hinein in die europäische und deutsche Geistes- und Literaturgeschichte machte am Samstagnachmittag Berthold Lange, der Stifter und Vorsitzende der Freiburger Stiftung zur Förderung eines kantischen Weltbürger-Ethos.
Berthold Lange [Bild: awc_ks]
Sein umfassendes, differenzierendes Referat führte tief in die Gedankenwelt des Philosophen Immanuel Kant hinein und stellte sie in eine produktive Beziehungsspannung zur Gegenwart. B. Lange bezog sich auf vier von Kant gestellte Orientierungsfragen des Menschen:
Was soll ich tun?
Was kann ich wissen?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?
Berthold Lange zeigte, dass die Einsicht, dass wir nicht nur Staatsbürger, sondern auch Weltbürger sind, bereits eine Erkenntnis der Aufklärung ist. Als Staatsbürger und als Weltbürger seien wir gefordert, darauf mit einer ethischen Haltung zu reagieren. Immanuel Kant habe schon 1795 die Konsequenzen aus einer fortschreitenden Globalisierung analysiert und überzeugend auf den Punkt gebracht.
Berthold Lange hat uns sein Referat freundlicherweise zur Veröffentlichung überlassen.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags unternahmen es Prof. Dr. Rainer Fretschner und vier zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure gemeinsam, einerseits den Begriff „Zivilgesellschaft“ zu schärfen und andererseits zivilgesellschaftliche Praxis und Befindlichkeit vorzustellen.
Dem Sozialwissenschaftler Prof. Fretschner gelang es, den Begriff Zivilgesellschaft klar zu umreißen, wobei er eine alte Definition ,Zivilgesellschaft = jenseits von Markt und Staat‘ aufgriff.
Prof. Dr. Rainer Fretschner [Bild. awc_ks]
Die Ausführungen von Dr. Fretschner stützten sich u.a. auf Gedanken von Jürgen Habermas, einem Klassiker der gegenwärtigen deutschen Philosophie und Soziologie. Der Beitrag von Rainer Fretschner stellte in seiner Dichte und Stringenz eine weitere bedeutsame theoretische Verankerung der Tagung dar.
Das Referat von Prof. Fretschner und seine Powerpoint-Präsentation sind unten bereitgestellt.
Als Co-Moderator wirkte Rainer Fretschner feinfühlig dabei mit, dass die vier zivilgesellschaftlich aktiven Gäste viel Persönliches in das gemeinsame Gespräch einbrachten. Klaus Schittich hatte als Moderator den vier Akteuren eine Reihe von Fragen vorgelegt.
Tim Günther, Lothar Höfler, Renate Khurdok und Anne Waibel brachten sich als höchst verschiedene und höchst engagierte Persönlichkeiten in diesen Nachmittag ein. Vier verschiedene Lebenswege und vier verschiedene, zum Teil bewegend vorgetragene Motivationen spiegelten einen Ausschnitt der Zivilgesellschaft, der selten in dieser Weise öffentlich wird.
Es war zu spüren, dass eine Empfindung von moralischer Pflicht die vier Akteurinnen und Akteure verbindet. Einer Pflicht, die „jenseits von Markt und Staat“, also ohne Blick auf Machtgewinn oder wirtschaftlichen Vorteil entsteht und die Menschen antreibt.
Wir dokumentieren die Fragen an die Akteurinnen und Akteure. Das Podiumsgespräch war wie erwartet außerordentlich persönlich, deshalb wurde auf eine Aufzeichnung verzichtet.
Mit dem Film „Zur Hölle mit dem Teufel“ (Originaltitel: „Pray the devil back to hell“) ging die Tagung am Samstagabend zu Ende. Der Film zeigt die kaum fassbaren Ungeheuerlichkeiten des Bürgerkriegs in Liberia aber auch die einzigartige Entschlossenheit und Hingebung, mit der Frauen verschiedener Glaubensrichtungen im Jahre 2003 gewaltfrei für das Ende des Grauens und für den Frieden kämpften.
Eine Beschreibung des empfehlenswerten Films und ein Bezugsnachweis sind angegeben.
Anmerkung: Die Audiodateien wurden von Heinz Eisele, Sentenhart, bearbeitet und für die Online-Veröffentlichung eingerichtet. Dafür dankt ihm die Redaktion sehr herzlich.
Presseartikel: Südkurier vom 19.09.2012
> Begrüßung zur Tagung
> Beitrag A.Zumach Teil 1:
> Beitrag A.Zumach Teil 2:
> Beitrag Prof. Dr. Grottian:
> Beitrag PD Dr. Wolf [Powerpoint-Präsentation]
> Beitrag PD Dr. Wolf:
> Beitrag B.Lange [Textdatei]
> Beitrag Prof. Dr. Fretschner [Powerpoint-Präsentation]
> Fragen an die zivilgesellschaftlichen Akteure
Mit dem diesjährigen Rahmenthema
„Staaten in der Krise - Schlägt die Stunde der Zivilgesellschaft?“
kommt AWC Deutschland zu einem Aspekt der ersten Tagung im Herbst 2007 zurück. Rainer Fretschner skizzierte damals eindrucksvoll Grundzüge der Idee „Zivilgesellschaft“ und setzte sich mit ihrer möglichen Rolle auseinander.
Die Beschäftigung mit dem Thema „Zivilgesellschaft“ ist in der Bundesrepublik seither zwar noch kein medialer Renner geworden, aber es ist zu erkennen, dass Bewegung in die Szene gekommen ist.
Immer häufiger rutscht der Begriff „Zivilgesellschaft“ in Berichte und Kommentare hinein. Immer deutlicher werden Akteure zivilgesellschaftlicher Gruppen in den Medien und in der Gesellschaft wahrgenommen. Dabei zunehmend als Korrektiv der Politik, genauer gesagt als Korrektiv staatlicher und wirtschaftlicher Machtinteressen.
Es scheint also dringend geboten, Grundlagen und Zusammenhänge zum Thema Zivilgesellschaft vertiefend zu bearbeiten. Deshalb hat AWC Deutschland die Zivilgesellschaft in den Fokus der Herbsttagung 2012 gestellt.
AWC Deutschland freut sich auf die Referenten sowie auf die zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure aus der Region:
- Andreas Zumach (Genf)
- Prof. Dr. Peter Grottian (Berlin)
- PD Dr. Sebastian Wolf (Konstanz)
- Berthold Lange (Freiburg)
- Prof Dr. Rainer Fretschner (Kiel)
- Tim Günther (Sipplingen)
- Lothar Höfler (Lindau)
- Renate Khurdok (Salem)
- Anne Waibel (Wald)
Die Tagung ist öffentlich. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei, Kostenbeiträge werden erbeten.
> Programm
> Referenten
> zivilgesellschaftliche Akteure aus der Region
> Presse vor der Tagung: Südkurier
> Artikel zum Tagungsthema (I. Schittich)
Als Vorläuferinnen und Vorläufer (eher „Vorfahrerinnen“ und „Vorfahrer“) der geplanten bundesweiten Aktionen Ende August gegen den Leo-Export verstanden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Friedensfahrradtour der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) aus München.
Ihre Tour startete am 01. August in München bei Krauss-Maffei und führte in neun Tagen über Augsburg und das Allgäu an den Bodensee.
Das Hauptziel der Tour war, Rüstungsbetriebe zu „besuchen“ und dabei der Öffentlichkeit zu zeigen: Der Wohlstand hier in Deutschland, z.B. am milden Bodensee, stützt sich auch auf Gewinne aus der Produktion und dem Verkauf von Rüstungsgütern. Und diese Rüstungsgüter bringen den Menschen in anderen Regionen der Welt Elend, Verstümmelung und Tod.
In Überlingen, der vorletzten Station der Tour, haben am 08. August frühmorgens Mitglieder von AWC Deutschland e.V. die 36 Radlerinnen und Radler aus München und Gäste aus der Region zu einem demonstrativen Friedens-Frühstück - in Bioland-Qualität - vor den Toren des Rüstungsbetriebs Diehl Defence eingeladen.
geplante Improvisation Bild: awc_is |
ein friedfertiges Frühstück Bild: awc_is |
Tod vom Bodensee Bild: awc_is |
die Performance am Landungsplatz Bild. awc_ks |
In einem außerordentlich kritischen offenen Brief wendet sich der Internationale Versöhnungsbund - Deutscher Zweig an das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik.
Der unterzeichnende Vorsitzende des Deutschen Zweiges dieses traditionsreichen internationalen Bundes, Dr. Matthias Engelke, wendet sich gegen mehrere Aspekte der Rede, die Gauck kürzlich vor der Führungsakademie der Bundeswehr gehalten hat.
Engelke hält Gauck vor, dass seine Rede der Rechtfertigung und Verharmlosung von Kriegseinsätzen dient. Gauck setze sich zynisch über die Würde und das Recht auf Leben und Unversehrtheit hinweg, die jeder Mensch - egal ob als SoldatIn oder ZivilistIn - besitzt.
Dieser offene Brief ist in seiner noblen Radikalität ein bemerkenswertes Zeugnis des Widerstands gegen die offene Militarisierung von Gesellschaft und Politik in der Bundesrepublik Deutschland.
> Wortlaut des offenen Briefs
> Deutscher Zweigs des Internationalen Versöhnungsbunds
Freunde in Lettland haben uns auf ein Video aufmerksam gemacht, das auf erschreckende Weise die nationalistischen und militaristischen Tendenzen innerhalb der Gesellschaft Lettlands aufzeigt.
Das Video dokumentiert den Besuch zweier Männer in Uniformen der Waffen-SS im Kindergarten Pucite in Riga am 16. März 2012. Die beiden Männer breiten vor den Augen der Kinder Waffen aus dem 2. Weltkrieg aus und ermuntern die Kinder, sich mit Stahlhelm, Maschinengewehr, Pistolen und der zugehörigen Munition vertraut zu machen und damit zu spielen. Am Schluss der „Lehrstunde in Patriotismus“, wie das Ganze genannt wird, singen die „Soldaten“, die Erzieherinnen und die Kinder gemeinsam ein patriotisches lettisches Lied.
Der Zeitpunkt dieses Besuchs war nicht zufällig. Der 16. März ist in Lettland der Gedenktag für die Gefallenen der „Lettischen Legion“, einem Verband der Waffen-SS. Dieser Gedenktag ist immer mit einem auch international kritisch gesehenen Aufmarsch von Veteranen und Sympathisanten der Lettischen Legion in Riga verbunden. Die lettische Regierung billigt diesen Aufmarsch wohlwollend. An ihm nehmen immer wieder auch Mitglieder der Regierung teil.
Der im Video gezeigte Kindergarten ist privat und gehört dem Unternehmer Imants Paradnieks, einem Mitglied der nationalistisch-rechtsextremen Partei „All for Latvia“.
Das Video wurde zuerst auf der Website des Kindergartens veröffentlicht. Dann wurde es wieder entfernt, weil Eltern offenbar persönlichkeitsrechtliche Bedenken geltend gemacht haben. Es ist aber weiter auf youtube zu sehen, wo es mit russischen Untertiteln versehen erstmals am 08.05.2012 veröffentlicht wurde. Auch verschiedene Pressedienste zeigen und kommentieren das Video.
Die Redaktion der Website von AWC Deutschland e.V. respektiert die Bedenken der Eltern und verlinkt ausdrücklich nicht zum Video. Wir veröffentlichen lediglich drei aus dem Video kopierte Standbilder, auf denen wir die Gesichter der Kinder unkenntlich gemacht haben.
Wir sehen die Vorgänge in diesem Kindergarten im Kontext eines unversöhnlichen und rigiden politischen Klimas, das sich in dem EU-Mitgliedsland Lettland ausgebreitet hat.
Das Video hat in Lettland heftige Reaktionen ausgelöst, in einem Land, das bis heute zerrissen ist durch die konfliktbeladene Beurteilung seiner eigenen Geschichte. So sind z.B. die lettischen SS-Legionäre für die einen patriotische Freiheitskämpfer, für die anderen sind sie dagegen schändliche Kollaborateure des mörderischen Nazi-Regimes.
Aleksej Jaroshevski vom Nachrichtennetzwerk RT.com kommentiert das Vorkommnis im Kindergarten so:
„What concerns many here now is that such lessons of patriotism in the long run will not teach history but simply breed a future generation of neo-Nazis in the heart of free Europe“.
[Was vielen hier Sorgen bereitet ist die Tatsache, dass solche Lehrstunden in Patriotismus letztendlich keine Geschichtsstunden sind, sondern lediglich eine weitere Generation von Neo-Nazis hervorbringen, und das im Herzen eines freien Europa].
Leider bleibt dieses freie Europa gleichgültig.
Zum Weiterlesen:
> "Kinder und Soldaten. Kindersoldaten. Eine emotionale Skizze."
(I. Schittich)
> Zum Aufmarsch der Veteranen in Riga: sueddeutsche.de
> Zur Störung des gleichzeitigen Holocaust-Gedenkens am Tag des Aufmarsches: taz.de [+Video]
> Zur Regierungsbildung 2011 mit Beteiligung von Rechtsextremen: taz.de
Prof. Dr. Rolf Verleger (Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland 2006-2009) verdanken wir den Hinweis auf die am 22. Mai gestartete Aktion von Pax Christi, deren Mitinitiator Prof. Rolf Verleger ist:
„Besatzung schmeckt bitter“.
Die katholische Friedensorganisation Pax Christi fordert die eindeutige Kennzeichnung von Waren aus israelischen sog. Siedlungsgebieten.
Die Nahostkommission von Pax Christi empfiehlt mit kritischem Blick auf die derzeit bestehende Deklarierungspraxis unumwunden den Kaufverzicht von Waren mit der häufig irreführenden Herkunftsbezeichnung „Israel“. Zur Erklärung der Aktion schreibt Pax Christi:
„Der Aktion „Besatzung schmeckt bitter“ geht es um die Achtung geltender Menschen- und Völkerrechtsstandards. Wer im Laden vor Waren steht, die möglicherweise aus den völkerrechtswidrigen Siedlungen kommen, ohne dass dies kenntlich wäre, hat die Wahl, diese Produkte zu kaufen oder auf ihren Kauf zu verzichten. Der Verzicht auf den Kauf von Siedlungsprodukten ist für uns eine Form von kritischem Konsum: Es geht uns darum, die individuelle Kaufentscheidung im Einklang mit geltenden Menschen- und Völkerrechtsstandards zu treffen.“
Die Aktion steht im Kontext weltweiter Versuche, zu einem bewussten und kritischen Kaufverhalten gegenüber Waren aus den völkerrechtswirigen israelischen "Siedlungen" in Palästina aufzufordern. So hatte Peter Beinart in der New York Times vom 18.3. zum Boykott von israelischen Siedlungsprodukten aufgerufen, um Israel zur Änderung seiner politischen Ziele zu bringen.
Bekannt ist auch, dass die britische Supermarktkette coop wegweisend alle Handelskontakte zu Lieferanten abgebrochen hat, die Produkte exportieren, die in den "Siedlungen" der Westbank hergestellt wurden.
Und weiter ist hier das Verhalten des dänischen Außenminister Villy Sovndal bemerkenswert, der plant, den Supermärkten seines Landes zu gestatten, Produkte aus Westbank-"Siedlungen" mit einem besonderen Etikett zu versehen, wie u.a. auch „Welt Online“ gestern berichtete.
> Wortlaut der Pressemitteilung zur Aktion
> Presseartikel zum dänischen Vorschlag
Urdd, die größte Jugendorganisation von Wales in Großbritannien, lehnt ihre diesjährige Botschaft des Friedens und der Verständigung (Message of Peace and Goodwill) an den olympischen Gedanken an.
Sie wird dieses Jahr am 18. Mai vom Gipfel des Snowdon aus in feierlicher Form an die Jugend in aller Welt ausgesandt. Auf Einladung der Organisatoren hat AWC Deutschland e.V. die aktuelle Botschaft ins Deutsche übersetzt.
Diese Botschaft hat eine beeindruckend lange Geschichte. Sie wird seit 1922, jedes Jahr in neuem Wortlaut und jeweils mit aktuellen Bezügen, in viele Sprachen übersetzt und weltweit verbreitet. Schon 1924 wurde sie erstmals im internationalen Rundfunkprogramm "BBC World Service" gesendet. Vor einigen Jahren ist das Internet als Verbreitungsmedium hinzugekommen.
Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wird die Botschaft des Friedens und der Verständigung jährlich am 18. Mai ausgesendet. Das Datum erinnert an den Eröffnungstag der ersten Haager Friedenskonferenz im Jahre 1899 und wird auch als „Tag des guten Willens“ begangen.
Autor der ersten Message of Peace and Goodwill war der Baptisten-Pfarrer Gwilym Davies. Er war Pazifist und hat entscheidend u.a. an der Entwicklung der UNO und besonders der UNESCO mitgewirkt.
> Botschaft des Friedens und der Verständigung 2012
> Website zur Botschaft [engl.]
> Wikipedia-Eintrag zur Jugendorganisation Urdd in Wales [engl.]
> Wikipedia-Eintrag zu Gwilym Davies [engl.]
Was in einem Weltmaßstab als Kleinigkeit erscheinen mag, muss für Europa als Indikator rechtslastiger Strömungen gewertet werden. Und Lettland ist dabei leider nur ein Beispiel von mehreren.
Die Nachricht:
Mit geradezu blindwütigem Eifer hat das lettische Außenministerium kürzlich zwei russische Historiker eines angesehenen wissenschaftlichen Instituts in Moskau zu personae non gratae erklärt. Der Begriff stammt aus der Diplomatie und bezeichnet dort den Status eines Diplomaten, dessen Aufenthalt von der Regierung seines Gastgeberlandes nicht mehr geduldet wird.
Im vorliegenden Fall geht der Begriff allerdings mit einem Einreiseverbot nach Lettland sowie mit einem schengenweiten Einreiseverbot einher.
Was hat diese wilde Aktion ausgelöst? Soweit zu sehen ist, einzig und allein der Umstand, dass die beiden russischen Historiker in Moskau die Geschichte der Nazi-Verbrechen in Lettland erforschen.
Es ist zu befürchten, dass nationalistische, Nazi-Verbrechen relativierende Tendenzen innerhalb der Regierung dieses EU-Mitgliedslandes vom Rest Europas diskret und feige mit Schweigen hingenommen werden. Ebenfalls ist zu befürchten, dass hier sozusagen in aller Stille am Wiederaufbau eines Eisernen Vorhangs gewerkelt wird.
Die ursprüngliche Nachricht vom 02.03.2012 aus Moskau liegt online vor (s.u.).
Der Appell:
Drei lettische Historiker protestierten sofort gegen die ungerechtfertigte Diskriminierung ihrer russischen Kollegen. Sie wenden sich gegen die Versuche der lettischen Regierung, sich in die wissenschaftliche Arbeit der Historiker einzumischen bzw. Wissenschaftler massiv einzuschüchtern.
Die Historiker appellieren zudem an die internationale Gemeinschaft „ihre Aufmerksamkeit auf die unverhüllt undemokratischen Handlungen der lettischen Regierung zu lenken“ und auf „die unverzügliche Außerkraftsetzung der Entscheidung des lettischen Außenministers Edgars Rinkevics“ hinzuwirken.
Der Text des Appells liegt AWC Deutschland als E-mail vor. Einer der drei lettischen Historiker, Viktor Gushchin, Direktor des baltischen Zentrums für historische und sozialpolitische Forschungen, steht in engem Kontakt und regem Gedankenaustausch mit AWC Deutschland.
> Nachricht aus Moskau [in Englisch]
> Protest und Appell der lettischen Historiker [Übersetzung]
> Protest und Appell der lettischen Historiker [russisches Original]
Die Friedensbewegung in Deutschland hat heute die „Iranerklärung“ veröffentlicht, in der sie die internationale politische Öffentlichkeit auffordert, die Politik der Kriegsvorbereitung im Irankonflikt sofort zu beenden. Der Appell richtet sich ausdrücklich auch an den Präsidenten der USA und an die deutsche Bundeskanzlerin.
Die Erklärung wird von einem breiten Bündnis von Einzelpersonen und Organisationen getragen und spiegelt die Sorge der Friedensbewegung wider, der vordere Orient könnte in ein Chaos von Gewalt und Krieg hineinschliddern.
AWC Deutschland e.V. hat diese Erklärung mitunterzeichnet.
> zur Iranerklärung
Das neue Jahr ist erst wenige Tage alt, da gibt es bei AWC Deutschland e.V. schon einen Rückblick.
Seit Mitte Januar 2011 bemüht sich der Verein - vertreten durch seine 1. Vorsitzende - auf die Situation der sog. Nichtbürger in Lettland aufmerksam zu machen.
In einem ersten Schritt sollten besonders die politischen Akteure im Bundestag in Berlin und im Europäischen Parlament in Brüssel informiert werden bzw. sollte deren Standpunkt zu diesem eklatanten Misstand eingeholt werden.
Bei den Ergebnissen dieser Bemühungen waren zwei Phänomene auffällig:
1. Das Schweigen
Die Fraktionen in beiden Parlamenten und Entscheidungsträger in weiteren politischen Bereichen zeigten fast durchgehend Null Interesse an dieser Bürgerrechtsverletzung mitten in Europa.
Und auch die Kommunikation mit jemandem, der offensichtlich nicht zum Lobby-Pulk oder zu etablierten Medien gehört, ist nicht „ihr Ding“. Keine Antwort, kein Kommentar - das ist der Standard.
Bei der politischen Klasse hat sich ein rigoroses Nützlichkeitsdenken breit gemacht. In früheren Tagen wurde von den Büros der Gewählten noch der Eingang von Post bestätigt, oft mit dem nett gemeinten Hinweis, der Herr Minister/ der Abgeordnete/ die Abgeordnete hätten das Schreiben „mit Interesse gelesen“ und würden sich „umgehend mit Ihrem Anliegen beschäftigen“, oder so. Lang ist‘s her.
2. Die Ausrede
Die wenigen Antworten, die eingegangen sind, verbindet die Ausrede, der Zustand "Nichtbürger" sei eine „innere Angelegenheit“ Lettlands. Es bestehen kein Handlungsbedarf, ein Handeln verbiete sich geradezu.
Da ist es dann verwunderlich, wie vor wenigen Tagen die ungarische Regierung in die Zange genommen und auf einmal die Einhaltung europäischer Werte eingefordert wurde. Oder doch nicht verwunderlich? Diese lauthals hehre Aktion war nur das Rascheln des Papiertigers Europa, wie kluge Beobachter (vgl. Badische Zeitung) bald sahen.
Dabei sollten die vertraglich vereinbarten Werte Europas ernst genommen werden. Denn: „Die Einmischung in innere Angelegenheiten ist das Kerngeschäft der EU“ stellt Jan-Werner Müller am 26.01.2012 in der Süddeutschen1fest. Nur wenn sich diese Einsicht durchsetzt, auch in Bezug auf die Minderheitenpolitik in Lettland, wird Europa politisch eine "nachhaltige" Chance haben.
Der kurze Rückblick der 1. Vorsitzenden von AWC Deutschland e.V.: „Nach einem Jahr. Nichtbürgerinnen und Nichtbürger in Lettland" fasst die Ergebnisse ihrer Bemühungen zusammen. Die ihm anhängende Liste der angeschriebenen Institutionen, Personen und ihrer Reaktionen spricht Bände.
Junge Demonstrantin in Riga. "Alien" steht für "Nichtbürgerin".Bild: ves.lv |
(1) Müller, Jan-Werner (2012): Nachhilfestunden in Demokratie. Wie Europa mit Ungarn umgehen sollte - und wie nicht. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 21 vom 26.01., S.11.
In der deutschen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen ging unlängst eine zweiwöchige UN-Konferenz in Genf zu Ende, auf der, einfach ausgedrückt, die Ächtung von Streumunition aufgeweicht werden sollte. Dieser Versuch ist, man kann sagen „glücklicherweise“, gescheitert.
Aus den auffallend sparsamen Veröffentlichungen zu dieser Konferenz werden hier zwei herausgehoben, die bemerkenswerte Aspekte betonen: die Rolle der Zivilgesellschaften und das Verhalten der deutschen Regierung.
Unverblümt stellt Andreas Zumach in der taz vom 28.11.2011 fest:
Dass die Bundesregierung über eine Berichterstattung zum Ausgang der Konferenz überhaupt und dann vollends über eine solche entlarvende Einschätzung nicht erfreut war, war zu erwarten. Das Auswärtige Amt nahm stehenden Fußes zum taz-Artikel Stellung. Diese Stellungnahme wies der Autor seinerseits inhaltlich klar fundiert zurück. Zumach zeigt in seinem Artikel auch, dass sich die Bundesregierung vor einem ansehnlichen Teil der Weltöffentlichkeit grässlich blamiert hat:
„Die deutsche Haltung war nicht nur bei Nichtregierungsorganisationen, sondern auch beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz, bei der UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte sowie beim UNO-Entwicklungsprogramm auf scharfe Kritik gestoßen.“
Die Rolle des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz stellt auch René Wadlow in seinem zum Jahresende online veröffentlichen Text heraus. Prof. Wadlow ist der Präsident der Association of World Citizens (Dachverband zu AWC Deutschland e.V.) und deren leitender NGO-Delegierter bei der UN in Genf.
Wadlow schrieb zum Ende der Konferenz an den Präsidenten des IKRK, Jakob Kellenberger, und dankte ihm im Namen von AWC für die entscheidende Rolle, die das Internationale Komitee vom Roten Kreuz bei den Verhandlungen in Genf angenommen hatte. Wadlow geißelt in seinem Artikel besonders die „Schurkenstaaten“ (outlaw states) USA, Russland, China, Indien, Pakistan und Israel, die nach seiner Auffassung von allem Anfang an, d.h. seit Oslo im Jahre 2007, gegen die Ächtung der Streumunition agitiert haben. Generalisierend sagt Wadlow über die Ächtung der Streumunition, die in Genf eben nicht verwässert wurde:
“The ban on cluster weapons is an example of a remarkable combination of civil society pressure and leadership from a small number of progressive States“.
[Die Ächtung von Streumunition ist ein Beispiel beachtenswerten Zusammenwirkens des Drucks aus dem zivilgesellschaftlichen Lager und des Durchsetzungsvermögenn einer kleinen Gruppe fortschrittlicher Länder]
Wadlow spricht damit nicht nur ein großes Zukunftsthema an, nämlich den wachsenden korrektiven Einfluss der globalen Zivilgesellschaften auf die internationale Politik. Er zeigt auch, dass zivilgesellschaftliche Kräfte, zu denen die NGOs ebenso gehören wie das IKRK, den Staaten jetzt schon ihre Unbefangenheit nehmen und ihre Dreistigkeit dämpfen können.
> zum Artikel von Andreas Zumach
> zur Anmerkung des AA und zur Entgegnung von A. Zumach
> zum Artikel von Prof. René Wadlow [in englischer Sprache]
Beim letzten Treffen des Bundesausschusses Friedensratschlag wurde das "Friedenspolitische Aktionsprogramm 2012" erarbeitet, das nun in einer redigierten Form vorliegt.
Die Schwerpunkte der friedenspolitischen Arbeit 2012, an der sich AWC Deutschland e.V. als Teil der Friedensbewegung nach Kräften beteiligen wird, im Überblick:
Der vollständige Text des Aktionsprogramms enthält zu jedem Punkt eine ausführliche Erläuterung und dazu einen kurzen, vorläufigen Aktions-Terminkalender 2012.
> Text des Aktionsprogramms
Einen offenen Brief hat Reuven Moskovitz, der bekannte und vielfach ausgezeichnete israelische Historiker und Mitbegründer des Friedensdorfes Neve Shalom/Wahat Salam in Israel, vor wenigen Tagen an die deutsche Öffentlichkeit gerichtet. Sein Text berührt und macht nachdenklich.
Reuven Moskovitz zieht eine Bilanz seiner inneren Entwicklung als Zeitzeuge. Der 83-jährige, der es nicht mag, als Holocaust-Überlebender bezeichnet zu werden, ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Versöhnung und des Verzeihens. Er stützt sich bei dieser Überzeugung auf die religiöse Tradition des Judentums, das einen in erster Linie verzeihenden Gott verehre.
Reuven Moskovitz sieht es aber auch als seine Aufgabe an, den Deutschen die Augen über die israelische Politik zu öffnen, die keine Friedenspolitik sei. Zudem möchte er den Deutschen vermitteln, dass sie keine historisch begründete Verpflichtung haben, die israelische Politik in Schutz zu nehmen, wenn diese nicht „mit dem humanistischen, demokratischen und christlichen Glauben vereinbar ist“.
Er appelliert an Schulen, Akademien, Gemeinden und andere Bildungsinstitutionen, ihn und andere Zeitzeugen einzuladen, „um neue Perspektiven für Frieden und friedliches Zusammenleben aufzuzeigen“.
Seine Bereitschaft, sich selbst immer noch aktiv zu engagieren, und sein unermüdliches, leidenschaftliches Eintreten für seine Ziele verdienen mehr als Respekt. An Reuven Moskovitz kann man nur mit Bewunderung und tiefer Zuneigung denken.
> Wortlaut des Briefes
Am kommenden Wochenende (3. bis 5. Dezember) finden in Bonn Protestaktionen der Friedensbewegung gegen die Afghanistan-Regierungskonferenz (Petersberg II) statt. Ein breites Bündnis aus der Antikriegs- und Friedensbewegung lädt in einem gemeinsamen Aufruf zu Aktionen des zivilen Ungehorsams ein.
> Wortlaut des Aufrufs
AWC Deutschland e.V. hat diesen Aufruf mit unterzeichnet und unterstützt die Protestaktionen.
Ergänzend zum Aufruf und stellvertretend für viele andere Texte empfehlen wir die Presseinformation der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW. Diese enthält eine knappe Analyse der Situation in Afghanistan und stellt klare Forderungen auf.
> IPPNW-Presseinformation vom 29.11.2011
Kurz vor einer knirschenden Panne standen die Organisatorin und die Organisatoren der 5. Herbsttagung von AWC Deutschland e.V. genau drei Tage vor der Auftaktveranstaltung. Dr. Wolfgang Hetzer aus Brüssel musste im letzten Augenblick seine Teilnahme aus persönlichen Gründen absagen, hat aber zugesagt, zu einem späteren Zeitpunkt bei einer Veranstaltung von AWC mitzuwirken. Als Retter der Tagung erwies sich Erich Schmidt- Eenboom, Publizist und Leiter des Forschungsinstituts für Friedenspolitik e.V. in Weilheim in Oberbayern, der seine Termine umkrempeln und nach Überlingen kommen konnte.
Zum Freitagabend:
„Gefährden Geheimdienste Frieden und Demokratie?“
Der Referent Erich Schmidt-Eenboom ist einer der bedeutendsten Geheimdienstexperten für die Bereiche Europa, Nordamerika und den Mittleren Osten und hat zahlreiche Bücher und andere Veröffentlichungen zum Komplex Geheimdienste geschrieben. Sein Vortrag, eher kühl und verhalten vorgetragen, entwickelte sich zunehmend zum „Blick in den Abgrund“, wie einer der etwa vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung in der Diskussion entsetzt feststellte.
Erich Schmidt-Eenboom Bild: awc_ks |
Jürgen Rose Bild: awc_ks |
Dr. Till Bastian, Ingrid Schittich Bild: awc_ks |
Weitere Texte zur Tagung:
>Ingrid Schittich: Begrüßung und Eröffnung der Tagung
>Grußwort des designierten Präsidenten des Dachverbandes (englisch)
>Ingrid Schittich: Nachgespürt. Anmerkungen zur Tagung
Den Gert-Sommer-Preis für Friedenspsychologie des Forums Friedenspsychologie (FFP e.V.) erhielt in diesem Jahr Dr. Friederike Feuchte. Der mit EUR 500,00 dotierte Preis wird seit 2007 jährlich für akademische Abschlussarbeiten vergeben, die sich mit friedens-psychologischen Themen beschäftigen.
Zur fünften Herbsttagung, diesmal zum Rahmenthema: "Grauzonen gefährden die Demokratie" lädt AWC Deutschland e.V. herzlich ein.
Douglas Mattern, der Präsident der Association of World Citizens (AWC) mit Sitz in San Francisco, verstarb am 20. Juli 2011 in seinem Wohnort Palo Alto in Kalifornien.
Der Fokus der allgemeinen Besorgnis hier in Deutschland - und in vielen Teilen Europas ebenso - liegt zur Zeit auf der Euro-, Finanz- oder Schuldenkrise. Sicher ist das mit großer Berechtigung so. Dass andere, substanziell nicht weniger drängende Schieflagen und Grauzonen in Europa vorhanden sind, wird gern ein wenig ins Niemandsland der Bedeutungslosigkeit geschoben.
Ein publizistischer Ritterschlag wurde Major Florian Pfaff in dem Artikel „Rückkehr des 'Gerechten Krieges'?“ von Henning Voscherau zu Teil, der sich in dem Sammelband „Vertiefungen“ findet, den Helmut Schmidt im Herbst 2010 herausgegeben hat.
Am 1. März fand vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht in München erneut eine Verhandlung wegen der ausbleibenden Beförderung von Florian Pfaff statt. Der Major, der 2003 zu Beginn des Irak-Krieges seines Dienst aus Gewissensgründen verweigerte und 2005 vom Bundesverwaltungsgericht Leipzig Recht bekam, wird seither von der Bundeswehr mit wechselnden Begründungen nicht befördert.
Der Bonner Ethnologe Prof. Dr. Christoph Antweiler hat im Dezember 2010 das Buch: „Mensch und Weltkultur. Für einen realistischen Kosmopolitismus im Zeitalter der Globalisierung.“ vorgelegt. Das wissenschaftliche Werk, in dem er für den Kosmopolitismus als inklusivem Humanismus eintritt, hat grundlegende Bedeutung für das Denken zum Weltbürgertum und zur Weltgesellschaft.